Neu bei CrossOver30.12.2009: "Krise" war wohl eines der meistgebrauchten Worte im Jahre 2009. Zwar sind wir (soll bedeuten: die Menschen der westlichen Wohlstandsgesellschaft) irgendwie durch dieselbe durchgekommen, aber wir haben dafür einen sehr hohen Preis bezahlt, und gewisse Szenarien können sich quasi jederzeit wiederholen. Ob es freilich noch dazu kommt oder schon vorher die Nicht-Ergebnisse des Kopenhagener Klimagipfels auf uns zurückschlagen oder ob das alles Unsinn ist und es uns eigentlich besser geht, als die schwarzmalerische Front konstatiert und/oder prognostiziert, wissen wir (oder zumindest die allermeisten von uns) nicht - am Ende jedes neuen Jahres sind wir in der Rückschau wieder etwas klüger und in der Vorschau so klug wie stets zuvor. So besitzt auch die Rückschau beim CrossOver eine höhere Treffsicherheit als die Vorausschau: Mit Karsten Köhler haben wir eine neue musikalische Allzweckwaffe und mit Uwe von Seltmann einen Dylanologen von hohem Rang neu in der Redaktion begrüßen können, aber auf der anderen Seite hat eine andere musikalische Allzweckwaffe, nämlich Gründervater Thomas Feist, seine Aktivitäten für uns stark einschränken müssen - er ist am 27. September 2009 in den Deutschen Bundestag gewählt worden und hat dort selbstverständlich andere Aufgaben, als fürs CrossOver Rezensionen zu schreiben. Soll heißen: Neue schreibende Mitstreiter wären eine feine Sache. Zwar hat der Chefredakteur mit 72 besuchten und rezensierten Konzerten anno 2009 erneut einen Rekord aufgestellt, aber beliebig steigerbar ist das nun auch wieder nicht (diese Vorausschau kann mit sehr hoher Treffsicherheit getätigt werden ...).
Keine expliziten Weihnachtskonzerte finden sich unter den rezensierten Events, aber trotzdem jede Menge Interessantes und mit dem Danish Synth Festival nach langer Zeit auch mal wieder ein Auslandsreview aus nördlicher Richtung, dem sicherlich demnächst noch weitere folgen werden, da wir seit dem Umzug von Kollegin Marlene Hofmann nach Kopenhagen dort quasi über eine Auslandskorrespondentin verfügen: Wer zu Weihnachten geschenktes Geld in Tonträger umsetzen will, bekommt hier eine Liste von Tips, was denn lohnend wäre und was eher weniger:
Am Jahresende ist es üblich, sich bei allen Lesern, Bands, Labels, Organisationen und anderen Partnern für die Zusammenarbeit und die Unterstützung zu bedanken und der Hoffnung Ausdruck zu geben, daß dies auch im Jahre 2010 mindestens im gleichen Maße stattfinden möge. Das sei also auch hier an dieser Stelle getan. Das Jahresendzitat stammt aus der CD "Mirror Of Souls" von Theocracy, die in den Augen bzw. Ohren des Chefredakteurs den Spitzenplatz der bisher von ihm gehörten 2009er Tonträger einnimmt - es handelt sich um den Refrain von "Laying The Demon To Rest", der sich gleichzeitig mit dem Prädikat "Refrain des Jahres" schmücken darf (wer ihn hören will: Der Song steht momentan auf www.myspace.com/theocracyband zum Antesten bereit). Mit diesen Worten wünscht allen Leser und Usern ein erfolgreiches Jahr 2010 Roland Ludwig aka rls
29.11.2009: Depressionen gelten unter Experten mittlerweile als Volkskrankheit in Deutschland - nur traut sich kaum jemand, das öffentlich zu thematisieren. Vier Millionen Betroffene sollen es sein (natürlich in unterschiedlichen Schweregraden), also immerhin jeder zwanzigste Bewohner unserer schwarzrotgoldenen Republik. Wenn dann ein prominenter Betroffener auf öffentlichkeitswirksame Art und Weise stirbt, gerät das Thema für einen kurzen Moment in den Fokus, jeder sagt etwas dazu, und nach kurzer Zeit glätten sich die Wogen über der Leiche. Freilich zeigt der Gleistod von Fußball-Nationaltorwart Robert Enke auch die negativen Seiten der heutigen Informationsverknappungsgesellschaft - da kommen dann in den Nachrichtenagenturen Meldungen der Bauart "Margot Käßmann bezeichnete Robert Enke als Vorbild für die Jugend. Der Torwart hatte sich vorgestern das Leben genommen." (sinngemäß zitiert, aber in der Kernaussage bzw. im Kernproblem ungekürzt) heraus.
Mit welchen Tonträgern man sein Umfeld zwar nicht in den Suizid, aber zumindest in die Verzweiflung treiben kann, wenn der-/diejenige auf dem Gabentisch etwas völlig Unpassendes findet, ist nachstehend beschrieben (die Argumentation funktioniert natürlich auch umgekehrt :-)):
Im Titeltrack der rezensierten CD von Suppi Huhn und den Kinderkönigen wird in den Strophen übrigens der zentrale Stellenwert der Familie nicht nur, aber auch zu Weihnachten hervorgestellt (das ist ja nochmal ein ganz besonderes Arbeitsfeld für Depressionsforscher: Einflüsse gefestigter Systeme, Traditionen, und besinnlicher Feiertage). Da das Jahresschlußupdate erst nach Weihnachten online gehen wird, ist es schon in diesem Update Zeit für die Weihnachtswünsche an die Leserschaft, und dafür möge das Abschlußzitat dienen - es ist der Refrain des besagten Songs von Suppi Huhn, unterstützt übrigens von einem vielköpfigen Kinderchor. Mit diesen Worten grüßt alle Leser und User Roland Ludwig aka rls
25.10.2009: Barack Obama hat den Friedensnobelpreis bekommen. Warum? Weil er für einen menschlicheren internationalen Umgangston gesorgt hat. Das ist prinzipiell löblich, allerdings wirft die Tatsache, daß man für eine solche Eigentlich-Selbstverständlichkeit einen Friedensnobelpreis bekommt, ein bedenkliches Licht auf den Zustand der Welt vorher und auch noch danach. Daß das Pflänzchen Hoffnung in der DDR 20 Jahre später längst totgetrampelt am Boden liegt und die Zeit, als man noch miteinander sprach, lange vorbei ist (heute spricht man übereinander statt miteinander), paßt da leider nur zu gut ins Gesamtbild. Aber wir wollen trotzdem nicht in Kulturpessimismus verfallen, sondern uns (nicht nur, aber auch) im Hinblick auf den bevorstehenden Reformationstag lieber das alte Lutherwort vom Apfelbäumchen, das man auch angesichts eines drohenden Weltuntergangs noch pflanzen sollte, wieder ins Gedächtnis rufen.
Der Konversationston auf den diesmal betrachteten Events sah folgendermaßen aus: Teils recht hart, aber herzlich geht es auch auf den neu betrachteten Tonträgern zu:
Das Abschlußzitat steuert diesmal der Schotte Kal Swan bei. Bekanntlich gibt es ja keine Zufälle, und so ist es auch kein solcher, daß das "Opium For The Masses"-Album von Swans Band Bad Moon Rising während der Erstellung dieses Updates hier erstmalig im CD-Player rotierte. Auf diesem nun steht ein Song namens "Holy War", und diesem sind die beiden Abschlußzeilen als Quintessenz entnommen. Das Album erschien übrigens 1995, als gerade Bill Clinton regierte ... Einen November, in dem das Miteinander zählt, wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
27.09.2009: "Unser Land kann mehr, denn wir haben die Kraft". Schöner konnte man die Austauschbarkeit von Wahlslogans selten dokumentieren als bei der Bundestagswahl 2009. Die Analytiker überschlagen sich momentan genau so wie die Analysten, während sich im Volk zumindest unterschwellig die Stimmung breitmacht, es werde sowieso alles so weitergehen wie vorher. Oswald Spengler hat in "Der Untergang des Abendlandes" als ein Zeichen des Verfalls der Demokratie Wahlmüdigkeit und Politikverdrossenheit aufgeführt. Da reihen sich selbst Menschen wie EKD-Ratsvorsitzender Wolfgang Huber ein, eigentlich ein vernünftiger Mensch, aber ebenso wie viele andere ins blechern quäkende Horn "Wer nicht wählt, wählt Nazis" stoßend. Ist es wirklich schon so weit, daß wir ausschließlich aus dem Grund mäßig vertrauenswürdige Parteien der Mitte wählen müssen, um randständigere Parteien, zu denen wir noch weniger Vertrauen haben, in Schach zu halten? Also Schuppenflechte statt Cholera, weil Schuppenflechte wenigstens nicht ansteckend ist? Das Geschäft mit der Angst boomt in der Politik seit langem, aber selten wurde es so deutlich wie hier - scheinbar müder Wahlkampf hin oder her.
Daß diesmal ebensoviele neue Tonträgerreviews online gehen, wie die CDU nach den ersten Hochrechnungen Stimmprozente bekommen hat, ist allerdings purer Zufall:
Das Abschlußzitat stammt diesmal von Lenin, in dessen Band 1 der 40bändigen Werkausgabe (Dietz Verlag Berlin 1963) sich ein schönes Beispiel für die zyklische Wiederholung der Weltgeschichte, wie sie Oswald Spengler in "Der Untergang des Abendlandes" postuliert, findet. Wer die genaue Fundstelle des frühen Vorbildes von Joschka Fischer und Wolfgang Schäuble sucht: S. 545, Fußnote 81. Einen kraftvollen Oktober (denn unser Land kann eigentlich wirklich mehr) wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
16.08.2009: Schon wieder eine Todesmeldung als Aufhänger eines CrossOver-Updates? Nun ja, immerhin ist ein Mann von uns gegangen, dessen Erfindungen eine gewisse "Mitschuld" an dem tragen, worüber wir Monat für Monat berichten, zumindest an dem, was mit Hilfe einer elektrischen Gitarre erzeugt wird: Les Paul. Seine diversen technischen Weiterentwicklungen revolutionierten die E-Gitarre derart, daß die Gitarrenbaufirma Gibson eine ganze Modellserie nach ihm benannte, und die spielt noch heute die halbe Rockwelt. Les Paul war ein Praktiker, dessen Verbesserungsideen aus der eigenen Spielpraxis kamen - noch bis ins hohe Alter (und er ist immerhin weit über 90 Jahre alt geworden) stand er regelmäßig als Bluesgitarrist auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Wenn also in diesem Update Gitarrenklänge beschrieben werden, gedenke der Leser Les Pauls mit einem guten Wort.
Auch das nächste unter dem Banner "CrossOver präsentiert" angesiedelte Event, nämlich die fünfte Auflage des Standing On A Rock-Festivals, wäre ohne E-Gitarren wohl nicht das, was angedacht ist (mehr Infos wie immer in unserer Rubrik "Workshops, Ausschreibungen, Angebote, Termine" oder auf www.jg-um-borna.de). Die in den diesmaligen Eventreviews betrachteten Bands hatten auch alle mindestens einen Gitarristen (und unter ihnen fast alle einen E-Gitarristen) am Start, und so wird es noch bis zum nächsten Update dauern, ehe wieder ein Livereview von ohne dieses Instrument arbeitenden Künstlern am Start ist. Heißer Kandidat: der kaukasische Jugendchor Arion, der noch bis Ende August durch Sachsen tourt. Here we go: Auch die diesmal rezensierten Tonträger bauen allesamt nicht unwesentlich auf dem Klang der elektrischen Gitarre auf:
Für das Abschlußzitat werfen wir einen Blick ins "Jugendlexikon Musik" (VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1984). Les Paul ist dort nicht verzeichnet, aber die Gitarre hat (zwischen Dizzy Gillespie und Burkhard Glaetzner (ersterer als Jazztrompeter bekannt, zweiterer einer der wichtigsten Oboisten der Gegenwart) einen immerhin mehr als eine Seite umfassenden Beitrag bekommen, wobei die E-Gitarre etwa die Hälfte des Textes einnimmt und Les Paul hörbar zwischen den Zeilen hindurch herüberwinkt - dieser Teil ist unten nachzulesen. Einen Spätsommer voller Saitenspiel wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
12.07.2009: Der King of Pop weilt nicht mehr unter den Lebenden (die Nachricht erreichte die Reisegruppe des Chefredakteurs per RSS-Feed selbst noch im oberen Terektal im Kaukasus ...), und das ohne beim CrossOver auch nur ein einziges Mal rezensiert worden zu sein. Gut, Michael Jacksons Glanzzeiten liegen das eine oder andere Jahrzehnt zurück, aber das ist bei vielen anderen Künstlern, die wir heute noch lieben und schätzen, auch der Fall. Mit einem Ruhen im Frieden wird's bei Jackson freilich nichts - die Memorialwelle begann schon vor seiner Beisetzung zu wachsen und spült seither mit unglaublicher Dichte nötige und unnötige Dinge von der Biographie bis zu unmöglichsten Merchandisingartikeln an Land. Das kennt man von anderen dahingeschiedenen Berühmtheiten, aber ein solches Ausmaß ist dann doch neu. Da verblassen andere Menschen, die uns verlassen haben, geradezu, aber in gewissen Kreisen ist deren Erinnerungskultur deutlich ausgeprägter als die für Michael Jackson: Die evangelistische Fraktion trauert um Sabine Ball (auch wenn der Beiname "Mutter Teresa von Dresden" ähnlich maßlos übertreibt wie das "King of Pop"-Attribut), die Jazzer müssen sich mit dem Verlust des großen Saxophonisten Charlie Mariano abfinden, und die Anspruchsmetalfraktion trägt Trauerflor ob des Todes von John McDonald, der unter dem Pseudonym Midnight in den Achtzigern mit Crimson Glory Wegweisendes schuf.
Auch die betrachteten Events erwiesen sich als quicklebendig, und damit das auf die folgenden in analoger Weise zutrifft, sei hier mal wieder das alte Motto "Support your local scene" ausgegeben, egal ob das nun kleine, aber feine Festivals wie das Applerock in Stockheim oder das No Silent Backlands in Weißenfels oder aber ganze Tourneen wie die des kaukasischen Jugendchores Arion, der im August für zwei Wochen in Sachsen unterwegs sein wird, betrifft: Welche der folgenden Tonträger lebensverlängernd wirken und welche vielleicht nicht, ist in diesen Tonträgerreviews nachzulesen:
Nicht etwa von Michael Jackson, sondern von Crimson Glory stammt das Abschlußzitat - es sind die Lyrics zu "Transcendence", dem letzten Stück des gleichnamigen Albums aus dem Jahre 1988. Einen Sommer ohne Ende wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
24.05.2009: Kein neuer deutscher Bundespräsident, aber dafür ein neuer deutscher Fußballmeister: Es soll Menschen geben, denen die reziproke Konstellation lieber gewesen wäre und die mit beiden "alten" Fällen am liebsten. Während also der VfL Wolfsburg die Rolle des Favoritenschrecks eingenommen hat, die man zur Saisonhalbzeit noch eher der TSG 1899 Hoffenheim zugewiesen hatte, und den Beweis antrat, daß auch (relativ gesprochen) Kleingeld Tore schießen kann, darf sich Horst Köhler im Gegensatz zu seinen drei Vorgängern auf eine zweite Amtszeit als deutsches Staatsoberhaupt vorbereiten. Ein Journalist des Deutschlandfunks bezeichnete die Tatsache, daß Köhler vor seiner ersten Kandidatur anno 2004 keine klassische Politikerkarriere in Deutschland absolviert hatte, sondern eher außerhalb des Gesichtskreises der meisten Deutschen wirkte, als Vorteil für Köhler - er hat in diesem Sinne sicher recht, aber es bleibt unklar, ob sich in dieser Aussage eine unterschwellige Kritik verborgen hat. Immerhin hatte Köhler zuvor an der Spitze des Internationalen Währungsfonds gestanden, einer Organisation, dank deren "Hilfen" in den letzten Jahren schon zahllose Staaten hauptsächlich der Dritten Welt in Schuldenfallen und/oder strukturelle Abhängigkeiten gerieten, die für eine Umverteilung des Geldes in reziprokem Robin-Hood-Prinzip, also in Richtung der Ersten Welt, sorgten. Man müßte eigentlich angesichts der Gesamtsituation Marcel Reich-Ranickis berühmtes Schlußzitat aus dem "Literarischen Quartett" anführen und schlüge damit doch irgendwie den Sack, obwohl man eigentlich den Esel meint.
Uwe von Seltmanns erstes Tonträgerreview für uns ist in diesem Update enthalten und beschäftigt sich gleich mit einem ganz Großen der Musikwelt, der auf den bürgerlichen Namen Robert Zimmermann hört. Und auch sonst gibt's noch etliches Interessantes:
Vom 17. Juni bis zum 7. Juli wird das CrossOver-Büro unbesetzt sein, da der Chefredakteur mal wieder Gebirge in Krisenregionen erkundet. Thomas Feist übernimmt unter Tel. 0341-9120976 oder th.feist@t-online.de die Vertretung, sofern auch er nicht gerade mal wieder in anderen Winkeln der Welt (oder in seinem eigenen Bundestagswahlkreis) unterwegs ist. Das nächste Update wird es dann voraussichtlich Mitte Juli geben. Da wir in der diesmaligen Einleitung schon ein klassisches Zitat angesprochen hatten, soll dieses, allerdings in seiner Originalform, auch den diesmaligen Ausklang bilden, zumal der Dichter, von dem besagtes Original stammt, auch gerade in den neuen Tonträgerreviews vertreten ist. Einen antwortreichen Spätfrühling und Frühsommer wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
26.04.2009: "Der schöne Traum vom menschlichen Gott ist auch nicht mehr, was er mal war." Ein zeitloser Satz, den man in grundverschiedenen Kontexten sinnvoll zitieren könnte. Er stammt übrigens aus dem Songtext "Tschernobyl" der DDR-Metalband Babylon, und die Tatsache, daß anno 1988, als man in der DDR noch nichts von Glasnost und Perestroika wissen wollte, dieser Song problemlos durch die Zensur kam und auf der LP "Dynamit" erscheinen durfte, spricht dafür, daß die Kontrollkommission in einen Tiefschlaf gefallen war. Tschernobyl ist, da diese Zeilen geschrieben werden, mittlerweile 23 Jahre her, und der Mensch führt seine Gottspiele unbeirrt und an zahllosen Ecken der Welt weiter ...
Eventreviews aus der Ukraine hatten wir ja auch schon mal, diesmal bleiben wir aber komplett auf deutschem Boden: Bei den Tonträgerreviews ist die Ukraine aber wieder mit dabei, wobei nur ganz böse Zungen (also die ganzen "Metal muß Teufelswerk sein"-Protagonisten, die es ja immer noch gibt) in diesem Kontext von "Verstrahlung" sprechen dürften (kein Smiley - der Satz ist ernster, als man auf den ersten Blick vermutet):
Der Tschernobyl-Katastrophe bemächtigte sich seinerzeit natürlich schnell auch der politische Witz, und in Anlehnung an ein beliebtes Stilmittel aus den Kompositionen Dmitri Schostakowitschs, der gerade in den finstersten Passagen oftmals schräge Zirkusmelodien einbaute (das zugehörige Bild ist klar: Lachen im Angesicht des Galgens), sei ein Exempel davon als Abschlußzitat angeführt. Einen in anderer Hinsicht strahlenden Mai wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
22.03.2009: Das blaue Band des Frühlings flattert durch die Lande, nur in Winnenden hängen schwarze Bänder an den Sträuchern. Aktionismus macht sich breit, wie immer, wenn Einzeltäter aus dem gesamtgesellschaftlichen Wertesystem oder dem, was man heute noch dafür hält, ausbrechen. Hinterher sind immer alle klüger, haben es schon immer gewußt, wollen Feindbilder wie Waffenbesitz, Computerspiele, Heavy Metal (Liste beliebig erweiterbar) auf dem virtuellen Scheiterhaufen der Betroffenheit verbrennen und wundern sich ein halbes Jahr später, daß das Problem nicht gelöst werden kann, wenn der nächste Schulversager, Isolationist, Gemobbte (Liste wiederum beliebig erweiterbar) sich eine Waffe besorgt und das nachspielt, was er im letzten Egoshooter oder in der Tagesschau gesehen hat. Noch Fragen offen? Nein - oder vielmehr Hunderte, aber vielleicht trotzdem kein Grund, die schwarzen Bänder eines Tages nicht wieder durch ein blaues zu ersetzen. Winnenden ist überall und nirgends zugleich. Und eines noch, so ganz am Rande, heute gern vergessen: Alex, der hochgradig gewalttätige Bandenführer aus Burgess' "Clockwork Orange", der uns heute in verschiedenster Gestalt im realen Leben wiederbegegnet, war kein Rocker, sondern Beethoven-Fan ...
Neue Tonträger für alle Stimmungen zwischen Trauer und Tanzbein gibt es natürlich auch, wobei die Hamburger Paragon mit dem Albumtitel "Screenslaves" gleich eine ganze Nagelkette in bezug auf unser Einleitungsthema kopfseitig versenkt haben:
Beim Nachdenken über Winnenden (oder Erfurt, Littleton ...) kommt einem überraschenderweise immer wieder ein Bibelwort in den Sinn, das man wegen seiner böswilligen Mißinterpretation im Zeitalter der Bankenkrise eigentlich schon fast verdrängt hatte und das diesmal das Abschlußzitat stellen darf. Einen getragenen April wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
22.02.2009: "Egal ob Gott eine Person, eine Wesenheit, ein Prinzip, eine Idee, ein Licht, ein Plan oder was auch immer ist, ich glaube, es gibt ihn!
Was hat der Tonträgermarkt für Meisterwerke oder Nicht-Meisterwerke zu bieten?
Da man die vor der Eventreviewtabelle stehende Erkenntnis ruhig mehrmals lesen darf, um ihre vielschichtige Aussage zu begreifen (und sie tritt ja gerade im Kulturbereich nicht selten auf), kommt sie hier als Abschlußzitat gleich nochmal. Einen meisterlichen März wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
25.01.2009: Mit Barack Obama besteigt erstmals ein Afroamerikaner den Präsidentensessel der USA - und schon steht er im Fokus auch des wissenschaftlichen Interesses. Die Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt etwa richtet eine Tagung aus, die sich mit den vorhandenen und nicht vorhandenen Parallelen zwischen Barack Obama und Martin Luther King beschäftigt. Da kann man nur hoffen, daß eine Parallele nicht eintreten wird: Martin Luther King hatte sich durch sein Engagement für unbequeme Themen eine Menge Feinde gemacht und war folgerichtig aus dem Wege geräumt worden. Barack Obama hat gleich zu Beginn seiner Präsidentschaft ein ganz heißes Eisen angepackt und Anweisung gegeben, die weltweit verstreuten Lager, in denen der CIA unliebsame Gefangene für längere Zeiten verschwinden läßt und physisch und/oder psychisch zu brechen trachtet, zu schließen, worüber der CIA alles andere als amused sein dürfte. Noch ist Obama am Leben ...
Der Tonträgerjahrgang für 2008 hat eine ganze Menge Interessantes zutagegefördert, wenngleich die ganz großen Würfe diesmal eher ausgeblieben sind - dafür hat sich aber eine breite Spitzengruppe gebildet, und da sind nicht mal automatisch die Großen vertreten (wenngleich man allein den Fakt, daß das anderthalb Dekaden lang angekündigte Album "Chinese Democracy" von Guns'n'Roses nun tatsächlich erschienen ist, schon als Ereignis werten kann, unabhängig davon, wie man das Album letzten Endes bewertet). Die Liste der neuen Tonträgerreviews schaut teilweise noch zurück, aber auch die ersten Neulinge des Jahres 2009 sind schon dabei:
Weil wir eingangs gerade bei Martin Luther King waren, sei dessen berühmtester Redeausschnitt hier mal wieder ins Gedächtnis gerufen. Einen Februar mit Träumen wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
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