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CHILDERMAS: Argotique
von rls

CHILDERMAS: Argotique   (CD-Maximum)

Nomen est omen: "Argotique" enthält Gothic, wobei sich der Stil der Band im Vergleich zu den beiden Demo-Releases des letzten Jahrtausends doch etwas gewandelt hat: Beackerten Childermas dort noch eher traditionelle gotisch-doomige Gefilde, so haben sie sich mittlerweile einer elektronischer determinierten Form des Gothic Rocks hingegeben. Soll heißen: Obwohl mit Leo ein Trommler aus Fleisch und Blut angegeben und auch im Booklet abgebildet ist, so hat doch das komplette Drumming einen eher artifiziell wirkenden Touch. Zudem liegt das Tempo deutlich höher, als man das bei Gothic-Trauerklößen im allgemeinen erwarten würde, und zu allem Überfluß setzt Leo die Bassdrum in klassischer Dancefloor-Grundbeat-Manier ein, was dem ganzen Material einen hochgradig tanzbaren Charakter verleihen würde, wäre da nicht eine Handvoll Breaks, die für musikalische Abwechslung sorgen, aber das durchschnittliche tanzwütige Gothic-Girlie trotzdem nachdrücklich aus dem Rhythmus bringen dürften. So ergibt sich ein musikalisches Gesamtbild, das irgendwie an die Remixplatte von Crematory von vor etlichen Jahren erinnert und darüber hinaus noch Elemente beispielsweise von The Nefilim (trotz Vorhandenseins gleich zweier Gitarristen allerdings ohne die auf "Zoon" erreichten Härtegrade), Samael (ab "Passage"), Tiamat in ihrer "Wildhoney"-/Nach-"Wildhoney"-Phase (man höre mal genau auf das Outro von "Don't Promise Me" und das gleich anschließende Intro von "Cleansed By Curse"!) oder The Kovenant (die vielleicht als passendster Gesamtvergleich dienen können, wobei Childermas ihre Songs keyboardseitig nicht ganz so dicht zupflastern) enthält. Vom alten Doomcharakter hingegen ist nahezu gar nichts mehr übriggeblieben, wenngleich Yars Gesang auch in einem solchen Kontext (dort dann natürlich ohne alle Verzerrer und sonstigen Modernisierungselemente) vorstellbar wäre - er grunzt übrigens nicht, sondern singt, von ein paar leicht kreischigen Einlagen abgesehen, ausschließlich clean. Freilich: Man kann sich einen Song wie etwa "Take Me High" durchaus in einer klassisch-doommetallischen Instrumentierung samt entsprechenden Soundverhältnissen vorstellen. Gewisse Wurzeln der Bandarbeit sind also schon noch vorhanden und beschränken sich nicht auf das Vorhandensein eines Songs namens "Fatalia" - das war nämlich der Titel der 1997er Demo-EP, die allerdings keinen zugehörigen Titelsong besaß, der nun erst auf dem Folgealbum nachgereicht wird. Moment mal, diese Praxis kennt man doch? Richtig: Das haben Crematory auf ihren ersten Alben auch so gehandhabt; so schließt sich also ein Argumentationskreis. "Fatalia" selbst ist auch einer dieser Songs, denen man zutrauen würde, daß er in anderer Instrumentierung und mit maximal 25% des heutigen Tempos schon der damaligen Schaffensphase entstammt - man höre nur mal das klassisch-metallische Eingangsriff! Einen anhand der neueren Musik eher unvermuteten, aber vermutlich ebenfalls der früheren Phase entstammenden Einfluß offenbart das "Argotique" abschließende Cover - Childermas drehen hier "Sear Me" von My Dying Bride durch den Gothicrockwolf, so daß außer dem Hauptthema gar nicht so sehr viel übrigbleibt, woran man den Song im ersten Versuch erkennen würde, wenngleich die Harmonisierung grundsätzlich erhalten geblieben zu sein scheint. Wer schon nichts mit dem Grundsound auf "Argotique" anfangen kann und, wenn er an Rußland (das Heimatland von Childermas) denkt, Bands wie Saints Everlasting Rest oder Intaglio in sein Hirn springen läßt, welche immer noch dem traditionellen Doomdeath der Marke "frühe My Dying Bride" frönen, der wird diese "Sear Me"-Fassung vermutlich als Sakrileg auffassen, aber andererseits fügt sie sich stilistisch perfekt ins "Argotique"-Konzept ein, so daß argumentativ auch umgekehrt ein Schuh draus wird. Zudem musizieren Childermas relativ frisch und unverbraucht, verhüllen ihre in deutlich traditionelleren Gefilden liegenden Wurzeln auch nicht ganz (hierzu braucht man nur die seltenen, aber effektiven Gitarrensoli als Exempel herzunehmen), haben mit "Cleansed By Curse" auch einen etwas chilligeren Track am Start und bilden Sänger/Rhythmusgitarrist Yar im Booklet ab, wie er gerade in einer russischen Bibel liest. Nur die Spielzeit ist mit knapp 38 Minuten durchaus noch steigerungsfähig, aber das kann man als Genrefreund (zum Entdecken für andere ist "Argotique" eher nix) ja mit der "Repeat"-Taste lösen.
Kontakt: www.childermas.com, www.cd-maximum.ru

Tracklist:
Intro
Get Loved
State Of Gothique (I Feel)
The Saint
Take Me High
Fatalia
Don't Promise Me
Cleansed By Curse
Sear Me (Argotique Re-Make)



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