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von ta

INTAGLIO: Intaglio   (Solitude Productions)

Ganze drei Songs plus ein Intro aufnehmen und dafür 47 Minuten brauchen, das schaffen nur echte Doom-Metaller. Intaglio aus Russland haben sich dem schwermütigsten aller Metal-Genres angenommen und spielen auf ihrem Erstling so depressiven Doom/Death, dass es einen als Hörer nahezu niederschmettert. Das hat im Wesentlichen drei Gründe. Zum Einen spielt das russische Duo wirklich arschlangsam, so dass zwischen zwei Snare-Schlägen nicht nur genug Zeit für die berüchtigte Tasse Kaffee, sondern auch für einen Sonntagsspaziergang (im Regen) und ein gutes Buch (bei Kerzenschein) bleibt. Midtempoparts haben irgendwann wohl Wimps wie My Dying Bride erfunden, aber die sind gegen Intaglio ohnehin Speed Metal. Zweitens: Monotonie als Mittel. Keine Ahnung, wie viele Wiederholungen in einem der drei Songs auftauchen, aber da hier eine einzige ja schon eine halbe Minute in Anspruch nimmt, istīs eigentlich auch egal. Generell ist die Intaglio-Formal nicht allzu schwer, die Reihenfolge der musikalischen Geschehnisse lautet etwa: Minimalistisches Riff ohne Grunzen, minimalistisches Riff mit tiiiiefem Grunzen, grenzenlose Wiederholung, kurzer ruhiger Mittelteil, dann wieder eine Wiederholung und irgendwann nach dreizehn Minuten willkürliches Ende des Songs (denn theoretisch könnte es endlos weitergehen). Clean-Gesang? Gitarrensoli? Sonstige Auflockerung? No way, vergesst es! Selbst die kurzen Mittelteile ohne Distortion-Pedal sind zentnerschwer. Grund drei für das niederzerrende Bild: Die Instrumentierung. Auf den ersten Blick scheint die Aufteilung auf Gesang, Bass, Gitarre und Schlagzeug ja instrumentellen Standard zu evozieren. Nicht so bei Intaglio. Denn während die Gitarre nur ultratiefe Akkordfolgen liefert, spielt der Bass eine Oktave höher (kein Scherz) und sorgt für die Melodiearbeit. So was habe ich noch nie im Metal so konsequent umgesetzt gehört! Und es macht Intaglio - neben den russischen (und daher für mich Spätgeborenen unverständlichen) Texten - wirklich einzigartig. Der hallversetzte Chorus-Effekt auf dem Bass: ein dumpfer Schlag auf die dunklen Saiten der Seele. Im Höhe-, besser Tiefpunkt des Albums, "Solitude" (kein Candlemass-Cover), wird ein Leitthema kredenzt, das in seiner vom Tonalen ins Schräge fallenden Harmonik wirklich seinesgleichen sucht. Aber eigentlich kann man hier gar nicht in gute und schlechte Einzelteile untergliedern, hier zählt der Gesamteindruck und der ist, ich sagte es, in seinem Minimalismus, niederschmetternd. Lebensüberdrüssige wenden sich besser nicht an www.doom-metal.ru/~solitude-prod

Tracklist:
1. The Beginning
2. Dark Cherry Day
3. Solitude
4. Wind Of Autumn



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