www.Crossover-agm.de CODA: Sounds Of Passion
von ta

CODA: Sounds Of Passion   (Pseudonym Records)

Die Vorgeschichte: "Sounds Of Passion" ist mehr als zwanzig Jahre alt. 1986 veröffentlichten die niederländischen Prog Rocker Coda dieses Album als LP, die in der Prog-Szene als kleine Sensation gehandelt wurde. Dann war ein paar Jahre Ruhe im Karton. 1991 wurde das Album im CD-Format veröffentlicht, 1992 die Single "Crazy Fool And Dreamer", 1993 das Album noch einmal in Korea als LP und CD. Zwischendurch und danach auch wieder war abermals Ruhe im Karton. 1996 folgte das zweite Album der Band, "What A Symphony". Dann war endgültig Ruhe im Karton. 2007 erschien, sozusagen als verspäteter Nachruf, das Debüt "Sounds Of Passion" noch einmal als die CD, welche mir jetzt vorliegt.
Die CD: Es handelt sich um eine Doppel-CD. Auf CD 1 finden sich "Sounds Of Passion", wie es 1986 auf Platte zu hören war, plus die "Crazy Fool And Dreamer"-Single und ein paar Bonussongs. Auf CD 2 findet sich noch einmal "Sounds Of Passion", diesmal in der Demo-Variante und aus einer Zeit, als Coda noch Sequoia hießen, 1983. Außerdem ein Stapel Tracks in Demo-Versionen, die später auf "What A Symphony" landeten. Jede der CDs dauert etwa eine Stunde. Zur ersten CD. "Sound Of Passion" ist typischer Holland-Prog: Sinfonisch, melodiös komplex und extrem vom Synthesizer Erik Vroomens dominiert. Vroomen spielt Mini Moog, Piano, Mellotron, Hammond, sogar Kirchenorgel und er macht alles sehr gut. Das Herzstück des Albums bildet der in vier "Bewegungen" aufgeteilte, 29minütige Opener und Titeltrack "Sounds Of Passion", der abgesehen vom gesprochenen Prolog und einem Zwischenruf ein reiner Instrumentaltrack ist, voller verspielter Keyboards, sauberer Läufe auf dem bundlosen Bass, melodiöser und meditativer Soli. In der dritten Bewegung gibt es sogar eine Flöte und ein Saxophon zu hören. Stimmungsvoll und hörenswert, das ganze, wenngleich das Alter des Stils nicht zu überhören ist. Wer auf Camel, Kayak oder alte Genesis/Steve Hackett steht, ist hier gut bedient.
"Crazy Fool And Dreamer" mit Gitarrist Jack Witjes am hörenswerten Gesang ist eine stimmungsvolle und eingängige Rockballade mit warmem Feeling, einem Jazz-angehauchten Bass und einem erfreulich hintergründigen Erik Vroomen; am Ende gibt es einen kleinen Prog-Ausbüchser. Exzellent. "Defended" steht stilistisch zwischen dem 29minütigen Titeltrack und "Crazy Fool And Dreamer": Instrumentale Eskapaden, unkonventionelle Strukturen und Gesang gesellen sich zueinander und mittenrein werden ein paar sehr weiche Melodic Rock-Passagen eingeworfen. Sieben Minuten davon hätte es allerdings nicht gebraucht. Trotzdem gut. Den Rest von CD 1 braucht m.E. kein Mensch. Die Single-Versionen der bereits abgelaufenen Songs hört man sich eh nur einmal an, "Central Station" ist ein virtuoses, flottes Basssolo mit klassischen Einflüssen, aber mehr eben auch nicht und "Reverberating Sounds" eine Soundcollage aus Synthies und Sprechsamples.
Zur zweiten CD. Die Demo-Version von "Sounds Of Passion" steht auf einer Stufe mit der Albumversion. Sie ist teilweise etwas rabiater, was das Schlagzeug betrifft und die verschiedenen Instrumente sind nicht immer so gut ausbalanciert wie auf der Albumversion (einige Gitarrensoli gehen bspw. ziemlich unter), dafür fehlt das 80er-mäßige, leicht synthetische Feeling, das man in der genannten und auf CD 1 zu hörenden Albumversion wiederum zumindest ansatzweise hat (wenngleich die im Vergleich mit den meisten anderen Sachen, die zu der Zeit auf den Markt kamen, immer noch sehr warm und lebendig klingt). Die Demo-Songs, die später auf "What A Symphony" landeten, sind dem sinfonischen Neo-Prog des ersten Albums ähnlich, allerdings schneller und straighter ("The Proud Tower I" und "The Proud Tower II"). "What A Symphony (Part I)", mit schlecht abgemischtem Gesang, ist mir zu dröge, "What A Symphony (Part II)", wieder instrumental, reißt mit bluesigen, improvisierten Soli einiges wieder raus. Der Rest der Spielzeit geht abermals für nicht nennenswerte Demos bekannter Songs drauf.
Summa summarum: Ein lohnenswertes Album für Leute, die ihren Prog Rock orchestral und melodiebetont mögen, nebst einigen guten Ergänzungen aus der Bandgeschichte. Die genannten überflüssigen Doppelungen dienen letztlich auch nur der Vervollständigung und finden im Preis von 15 Euronen ohnehin keinen Niederschlag. Die Linernotes von Ton Strick, dem ehemaligen Manager der Band, sowie das farbenfrohe Booklet runden das Gesamtpaket angemessen ab. Zu haben ist "Sounds Of Passion" über Centertainment.
Kontakt: www.centertainment.nl

Tracklist:
CD 1 - Sounds Of Passion: The Album
1. Sounds Of Passion
  a. Prologue
  b. 1st Movement
  c. 2nd Movement
  d. 3rd Movement
  e. 4th Movement
2. Crazy Fool And Dreamer
3. Defended
Bonus Tracks:
4. Sounds Of Passion 4th - Single Version
5. Sounds Of Passion 3rd - Single Version
6. Crazy Fool And Dreamer - Single Remix
7. Central Station
8. Reverberating Sounds

CD 2: Sounds Of Passion: The Demos
1. Sounds Of Passion - Demo Version
  a. Prologue
  b. 1st Movement
  c. 2nd Movement
  d. 3rd Movement
  e. 4th Movement
2. Nevermore (The Proud Tower I) - Demo Version
3. Dance In The Mirror (Defended) - Demo Version
4. True Melody (The Proud Tower II) - Demo Version
5. Crazy Fool And Dreamer - Demo Version
6. What A Symphony (Part I) - Demo Version
7. What A Symphony (Part II) - Demo Version
8. Reverberating Sounds - Demo Version



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