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von rls

KAT: Oddech Wymarlych Swiatów   (Metal Mind Records)

Vier der sieben Songs von "Oddech Wymarlych Swiatów" standen schon in Liveversionen auf der originalen LP "38 Minutes To Life" (den fünften, "Dziewczyna W Ciernowej Koronie", fügte erst der CD-Re-Release des Livealbums als Bonustrack hinzu), und so war die musikalische Entwicklung Kats für den Eingeweihten keine Überraschung mehr: Der rauhe Speed des Debüts "666" war einer differenzierten Herangehensweise gewichen, die des öfteren das Tempo herunterschaltete und mit Akustikgitarren reizvolle Kontrapunkte zur nach wie vor vorhandenen metallischen Härte setzte. Diese Kombination etwa kann man schön im erwähnten "Dziewczyna ..." durchhören: Ein sanftes Akustikgitarrenintro wird von finsteren Riffs doomigen Tempos abgelöst, bevor über eine typische Überleitungskonstruktion ab Minute zwei dann doch noch ein kompromißlos speediger Song losbricht, der aber auch an markanten Stellen mit gewissen Tempovariationen Akzente setzt, noch einmal einen längeren Midtempopart enthält, bevor Piotr Luczyk ein ekstatisches und im höchsten Grade spielfreudiges Hauptsolo entwickelt, das wieder in den Doompart übergeht, der mit Ohoho-Chören aus der Candlemass-Schmiede (!) aufgelöst wird und noch eine kurze Akustikcoda hintansetzt. "Mag-Sex" entspricht dem zum Speed hinführenden Aufbau fast deckungsgleich, allerdings ist das Akustikgitarrenintro hier noch entrückter und romantischer ausgefallen, und Luczyk scheut zwischen den Strophen nicht mal vor einer kurzen flamencogitarrenähnlichen Einlage zurück - und das zu einer Zeit, wo solche Stilmixturen alles andere als en vogue waren. Kats Entwicklung hat man nicht selten mit der von Metallica verglichen: Entspräche "666" "Kill 'em All", so wäre "Oddech Wymarlych Swiatów" entweder "Ride The Lightning" oder "Master Of Puppets" als Begleiter an die Seite zu geben - beide Vergleiche haben etwas für sich, zumal Kat anno 1987 Metallica bei deren Polen-Dates supporteten, beide Bands sich also kannten, sich in Zukunft allerdings in völlig verschiedene Richtungen entwickeln sollten - Kat blieben auf hartem Kurs, wechselten allerdings partiell in modernere Härtnerströmungen, und die Entwicklung von Metallica ... naja, wechseln wir das Thema. "Oddech Wymarlych Swiatów" wurde bereits 1987 eingespielt, erschien allerdings nach den Quellen erst 1989 (dem entspricht auch die Signatur auf dem Coverbild) und stellte für den polnischen Metal ein ähnliches Schlüsselwerk dar wie Arijas "Geroi Asfalta" für den russischen, wobei der Härtegrad Kats im Direktvergleich deutlich höher liegt, gerade Roman Kostrzewskis sehr rauher Gesang für viele Hörer, denen die instrumentale Komponente durchaus hätte gefallen können, möglicherweise einen kleinen Knackpunkt dargestellt hat bzw. noch immer darstellt. Allerdings bemüht sich der Sänger auf "Oddech Wymarlych Swiatów" durchaus erfolgreich um eine größere stimmliche Vielfalt, was man beispielsweise am erwähnten candlemasskompatiblen Chor bemerkt (man hätte diese Passage durchaus auch niederbrüllen können), noch besser aber in der Halbballade "Glos Z Ciemnosci", wo er in den Strophen unter Beweis stellt, daß er auch clean singen kann, und dies mit einer Stimme tut, die paradoxerweise seinem kaum weniger bekannten Kollegen Grzegorz Kupczyk (damals noch bei Turbo aktiv, der zweiten großen alten polnischen Metalband) in dessen späteren Schaffen bei CETI ähnelt. Nicht geändert hat sich allerdings die generell recht düstere textliche Thematik, wenngleich auch deren Plakativität etwas gemildert worden ist und man auch beim Coverartwork etwas nachdenken muß; die Schlußfolgerung anhand Kostrzewskis persönlichen Überzeugungen, bereits im Review zu "38 Minutes Of Life" behandelt, muß aber nach wie vor jeder individuell treffen. Von den sieben Songs überzeugt allenfalls das abschließende "Bramy Zadz" nicht hundertprozentig, da einige der schrägen Drumbreaks ein wenig eigensinnig und auch nach öfterem Hören noch recht holprig wirken - hier ist die Band offensichtlich ein wenig übers selbstgesteckte Ziel hinausgeschossen, wenngleich auch dieser Song noch genügend hochklassige Elemente enthält (man höre nur die klaren "Jeden"-Einwürfe, wo wieder mal Messiah Marcolin freundlich aus Schweden herüberwinkt - wohlgemerkt, wir schreiben das Aufnahmejahr 1987!). Rein musikalisch ein sehr starkes Werk, das in seinem aktuellen Re-Release im Digipack noch zwei Bonusvideos von 1986 enthält: "Metal I Pieklo" und "666", beide vom Debütalbum stammend, machen den enormen Entwicklungssprung Kats in der direkten Gegenüberstellung erst so richtig deutlich.
Kontakt: www.kat.com.pl, www.metalmind.com.pl

Tracklist:
Porwany Obledem
Spisz Jak Kamien
Dziewczyna W Ciernowej Koronie
Diabelski Dom cz. II
Mag-Sex
Glos Z Ciemnosci
Bramy Zadz



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