www.Crossover-agm.de ALEN ISLAMOVIC & SRCANI UDAR: Mrtvo Hladno
von rls

ALEN ISLAMOVIC & SRCANI UDAR: Mrtvo Hladno   (Song Zelex)

Alen Islamovic sang in den Achtzigern etliche Alben für die wohl bekannteste Metalband des damaligen Jugoslawien, Divlje Jagode, ein, bevor er sich selbständig machte und unter eigenem Namen weiterhin Rockalben veröffentlichte. Für dasjenige von 2005/2006 namens "Mrtvo Hladno" stellte er allerdings wieder so eine Art feste Band zusammen, und zwar eine internationale: Dejan Djurkovic an Gitarre und Keyboards, Milos Kapetanovic an der Gitarre - dazu dann aber eine kanadische Rhythmusgruppe aus Bassist Mark Piraino und Drummer Brian Hamilton, die es auch nicht so weit bis zum Aufnahmestudio in Niagara Falls, Kanada hatte. Das ganze Konstrukt nennt sich dann Srcani Udar, allerdings ergänzt um den zweifellos noch immer werbewirksamen Namen des Sängers, obwohl Dejan Djurkovic im Booklet als alleiniger Komponist, Arrangeur und Texter genannt ist. Der Hinweis "Rockalben" aus dem ersten Satz dieses Reviews ist dabei durchaus ernstzunehmen, denn metallischen Klängen zeigt sich der Bandsound in den elf Songs durchaus abhold, wohingegen eine Mixtur aus Tom Cochrane und Bryan Adams mit ganz gelegentlichen härteren Anflügen als Umschreibung durchaus geeignet wäre. Das Album hat vor allem den Nachteil, daß es enorm schwer in Schwung kommt: Der Opener "Heroj" ist alles andere als heroisch ausgefallen, sondern ein äußerst zurückhaltender Poprocksong, und auch "Izgubljen" an zweiter Stelle tut wenig, um den Hörer vor Begeisterung aufspringen zu lassen. Das gelingt ansatzweise erst dem an dritter Stelle befindlichen "Kapija", das manchmal ein ganz klein wenig an Saga erinnert; es gewinnt sein Interessenpotential allerdings eigentlich nur durch das dramatische Intro, den außergewöhnlichen verschobenen Grundrhythmus und die nicht minder außergewöhnlichen tubaähnlichen Baßklänge im Hintergrund. Bis zum vierten Song "Vitez" muß man warten, um den ersten richtigen Volltreffer konstatieren zu können: Hochklassiger Melodic Rock, der in den Achtzigern und bei englischer Vokalisierung (Islamovic bedient sich ausschließlich seines heimatlichen Idioms und klingt nicht nur in diesem Song paradoxerweise wie eine Mixtur aus Bryan Adams und Puhdys-Stimme Dieter "Maschine" Birr) ein großer Hit hätte werden können. Fragen dagegen wirft der Titeltrack auf: Die Kombination aus Pianolauf und E-Gitarren-Einwurf im Intro, die später nochmal als Zwischenspiel wiederkehrt, läßt eigentlich neueren Progmetal erhoffen, aber danach kommen eine langsame akustische Strophe und ein flotter halbakustischer Refrain, was zwar zueinander, aber absolut nicht zu der Klavier-Gitarren-Passage paßt, wenngleich man sich nach mehrmaligem Hören langsam daran gewöhnt, ohne aber restlos überzeugt zu sein. Erinnert der Hauptteil dieses Songs noch ein wenig an R.E.M., so gewinnt "Srdce Od Kamena" eine gewisse Eigenständigkeit, wenngleich auch hier die Kombination nicht beim ersten Hören zündet: Ein sanftes Akustikintro fast im Stile von Blackmore's Night wird von schleppendem hartem Rock als Hauptthema abgelöst, aber danach kommt eine balladeske Strophe, und der Rest kombiniert diese Elemente durchaus nicht unlogisch, wenngleich speziell der Übergang vom Hauptsolo in den Schlußteil doch arg kratzbürstig gestaltet ist. Das mag nur der nicht, der über das titelgebende Herz aus Stein verfügt. "Sve Je To Rock'n'Roll" bildet dann den nächsten Volltreffer - flotter Siebziger-Hardrock mit Hammondorgel und Mitgröleffekt des Refrains auch ohne Sprachkenntnisse (das hört sich phonetisch sowieso ein bißchen wie "Save the Rock'n'Roll" an), dazu ein Solo voller Enthusiasmus und danach ein bereits vorangelegter und beliebig ausdehnbarer Publikumsmitsingpart. Das macht Spaß, auf Platte schon und live vermutlich noch viel mehr (aber wann kann man Alen Islamovic hierzulande schon mal live erleben ...). Entspannen kann man dann bei der schönen Ballade "30 Kvadrata (322.92 sqft)" (der Untertitel ist wohl als Reminiszenz an die internationale Besetzung der Band zu deuten, da in Kanada Fußzahlen immer noch eine Rolle neben dem metrischen System spielen), wenngleich man auch hier beim ersten Hören erstmal erschrickt, wenn der Sänger in der zweiten Strophe plötzlich eine Oktave nach oben springt und einen deutlich zupackenderen Gestus in den Gesang legt, der allerdings durch die episch-breite Grundanlage und vor allem die Leadgitarre gemildert wird. Das Intro von "Odlazim" erinnert an manche Akustikeinleitungen auf Kreysons "Elixir Zivota"-Album, bevor sich daraus ein rhythmisch leicht hektisch wirkender Akustikrocker entwickelt, dem in den hinteren Strophenteilen und partiell auch in den Refrains elektrische Gitarren zugeschaltet werden. Haupttrumpf des Songs ist allerdings wieder mal das phantasievolle Gitarrensolo über leicht spacigem Orgelbackground und ohne riffende E-Gitarre darunter. "Non Stop" hat unter allen Songs wohl den stärksten Touch in Richtung Bryan Adams abbekommen, und abgesehen davon, daß man die Keyboards (Tonfall: Van Halens "Jump") hier deutlich ideenreicher hätte einsetzen können als nur zur Ripienierung der Gesangsmelodien bzw. Gitarrenriffs, gibt's wenig auszusetzen. Und das Solo wieder ... simpel, aber effektiv. "Hocu Da Sanjam" schließt das Album mit hymnischem, relativ entspanntem Traditionsrock inclusive "Ohoho"-Chöre im Refrain auf gutklassigem Niveau ab. Wer das Album auftreiben kann (die Zielgruppe dürfte klar sein) und anhand der Beschreibungen im Review durchhört, wird feststellen, daß die Tracklist auf dem Backcover und im Booklet durcheinandergeraten ist - die untenstehende Liste gibt die Reihenfolge an, wie sie auf dem Silberling gepreßt vorliegt und auch der Behandlungsreihenfolge hier im Text entspricht, wohingegen selbst die Tracklist auf der Homepage der Band der auf dem Backcover gleicht. Kann also auch sein, daß Song Zelex ganz einfach eine fehlerhafte CD ins Preßwerk gegeben haben und die Kanada-Edition die "richtige" Tracklist enthält. Selbige Kanada-Edition soll übrigens auch noch mit Bonus-DVD kommen, und zwischenzeitlich hat es die Truppe auf zwei weitere Studioalben gebracht, die dem Rezensenten bisher aber noch nicht vorliegen.
Kontakt: www.song-zelex.ba, www.srcaniudar.com

Tracklist:
Heroj
Izgubljen
Kapija
Vitez
Mrtvo Hladno
Srce Od Kamena
Sve Je To Rock'n'Roll
30 Kvadrata (322.92 sqft)
Odlazim
Non Stop
Hocu Da Sanjam
 




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