REINCARNATUS: Media Vita von ta (F.A.M.E. Recordings)
Reincarnatus waren mit Schandmaul auf Tour und ihr 47minütiges Debüt "Media Vita" gehört auch etwa in diese Ecke, nämlich Mittelalter-Rock: Gitarre, Bass, Schlagzeug auf der einen, Drehleier, Schalmei, Geige usf. auf der anderen Seite, und über all das eine Sängerin, die englische, lateinische und französische Texte intoniert, die entweder mittelalterliche Gegenstände behandeln oder gleich von da kommen. Reincarnatus sind eine zwischen 5- und 8-köpfige, komplett weibliche Truppe aus den Niederlanden (acht Einzelbilder sind im Booklet abgebildet, auf dem kollektiven Livebild sind 7 Leute zu sehen, im Booklet werden sechs namentlich genannt und auf dem Bandfoto sieht man fünf) und ihre Songs sind abgesehen von vereinzelten Hardrockern wie dem Opener "Shadow Dance" eher Softrock, wenn nicht sogar poppig. Das ist insofern schwierig, als dass die Promo-Exemplare des Albums bevorzugt an Metal-Magazine gingen, wie ein kurzes Googlen des Albumtitels zeigt. Entsprechend kritisch wird "Media Vita" i.d.R. abgehandelt. Schade, denn unabhängig von der harmlosen Grundausrichtung fällt auf, dass Reincarnatus durchaus einiges zu bieten haben: gute, songdienliche Schlagzeugarbeit etwa, souveränen Gesang und ein, zwei Handvoll origineller Ideen: "Sweet Divinity" verbindet ein Wolfgang-Petry-ähnliches Schlagerrockfeeling mit lateinischen Vocals, die aus der Alten Kirchenmusik kommen, sowie englischen Vocals, die irgendwie schön nach 80er-Hardrock klingen (natürlich in einer ganz unrauen Variante). Im Titeltrack "Media Vita" treffen sakrale Männerchöre auf Loreena McKennitt-artige Folk-Passagen und werden mit einem netten Flötensolo gekrönt, "Life Goes On" ist purer 80er-Poprock, nur halt mit Schalmei etc. drunter. Auch unter den weniger originellen Songs finden sich kleine Perlen: "Love's Calling" hat echtes Ohrwurmpotential, "Humilitas" wechselt zwischen beschwingtem, tanzbaren Rock und schönen, alten Melodien. Diese oft wiederkehrenden Melodien sind generell etwas, das Reincarnatus von vielen Mittealterrock-Combos abhebt und stattdessen etwas in die Richtung eher unrockiger Projekte wie Enya rückt.
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