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Popa Chubby   07.12.2008   Mannheim, Capitol
von gl

Der Flyer zur Veranstaltung
Wie man sich doch täuschen kann: Das Mannheimer Capitol, ein ehemaliges Kino mit etwa 1000 (Steh-)Plätzen entpuppte sich bei einem nicht gerade günstigen Kurs - die Tickets kosten heute abend 28,50 Euro - als mit ca. 400 Leuten ganz ordentlich gefüllt. Ray Wilson, ein Name, dessen Zugkraft ich sogar höher eingeschätzt hatte, erhielt hier mit unter 100 Zuschauern einen bitteren Dämpfer.
400 Anhänger des wuchtigen Vertreters des New York City Blues also, und ein nicht geringer Teil schien vertraut mit dem Material bzw. Popa schon gesehen zu haben. Doch der ließ sich erstmal Zeit und die Pausenmusik stimmt uns ein. Euch ist doch sicher auch aufgefallen, dass bei ca. 60% aller Rock-Konzerte, bevor die Künstler auf die Bühne gehen, AC/DC aus der Konserve kommt, oder?! Und zwar meistens die "Back In Black" ... Heute wiederum einmal mehr "Its A Long Way To The Top If Ya Wanna Rock And Roll", doch danach geht's nicht los, noch eins und noch eins vom Band ...?

Einprägsame Erscheinung: Popa Chubby  Popa Chubby am Anfang des Konzerts
Da erscheint er endlich und zieht nicht nur wegen seiner massiven Präsenz, sondern weil Gattin und Bassistin Galea heute nicht dabei ist, natürlich alle Blicke auf sich. (Geworben wurde mit eingangs abgebildetem Bild, dem Cover der neuen Scheibe, insofern ein klein wenig irreführend.) Bei lautem gutem Sound reißt der Mann aus der Bronx auch die Leute in seinen Bann, die ihn bis dato noch nicht gesehen haben und ihn womöglich zuvor für einen Türsteher oder den Rausschmeißer gehalten hätten.

Mann-o-Mann, die Gitarre hat auch schon einiges mitgemacht!  Der begnadete Virtuose kommt naturgemäß ins Schwitzen
Das wenige Tage zuvor erschienene Album "Vicious Country" wird nur mit wenigen Songs aus den 50ern/60ern heute abend berücksichtigt, darunter "Race With The Devil". Unterstützt wird der gebürtige Theodore Joseph Horowitz von einem Bassisten und einem Schlagzeuger, dessen Position er später am Abend auch noch kurz einnehmen wird. Popa sonnt sich bei der Begrüßung im Applaus und bewundert "all diese Lichter" - er fühle sich wie ein Filmstar! Und der Porno sei sein Lieblingsgenre, ob denn jemand solch einen Film mit IHM sehen wolle? Ein Frauenkiekser aus dem Auditorium! "You gonna see a fat man in bed then!" Fast sieht der Gitarrist aus, als würde er das nebenbei tun, so lässig bearbeitet er seine sichtlich mitgenommene Gitarre, die definitiv schon viel von der Welt gesehen hat. Und zudem singt der Mann auch noch! Popa Chubby hat nicht gerade die schmalsten Finger, um es höflich zu sagen, aber er kann tappen und Hammer-Ons/Pull Offs über sämtliche Skalen in einer Geschwindigkeit auf seine Klampfe nageln, dass kein Auge trocken bleibt. Höhepunkt des Abends war für mich das wunderschöne "Sleepwalk", ein alter verträumter Blues von Earl Green/Carl Montgomery, schon auf "Vicious Country" lang, aber live noch ausgeweitet um einige Jams und Improvisationen - große Klasse. Überhaupt streut Popa das ganze Konzert dieses bluesbasierten Hard Rock-Abends hindurch immer wieder alle möglichen Zitate der Rock-Geschichte ein und spielt dann, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, 2 Stücke ganz (jeweils 1x Black Sabbath und Motörhead) und beweist somit, dass er überall mithalten kann, keine Berührungsängste hat, und zieht auch kleine Referenzen zu seiner Zeit im Punk-Bereich. Tatsächlich waren vor Ort übrigens T-Shirts von MANOWAR, MAYHEM (!) und GORGOROTH (!!) zu sichten. Popa Chubby präsentiert sich somit etwas rauer als der gleichwertig grandiose Dixie-Frog-Labelgenosse David Gogo aus Kanada. Logisch, dass zum Schluss noch Jimi Hendrix zitiert wird. Und wie publikumsnah der Künstler ist, zeigt er, als er gleich nach dem letzten Ton ohne kurze Erfrischungspause direkt zum Bühnenrand kommt und CDs signiert.
Keiner wird enttäuscht die Hallen verlassen haben. Und schon sind die nächsten Shows im März terminiert, dann hoffentlich mit Galea.

Fotos: Georg Loegler






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