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Wishbone Ash, David Gogo  21.02.2008  Lorsch, Musiktheater Rex
von gl

Das Ticket zur Veranstaltung
Es gibt ein paar unumstößliche Grundwahrheiten auf Erden wie "Wasser ist nass", "Nachts isses dunkel" - und "WISHBONE ASH touren jeden Januar/Februar in Deutschland" gehört auch dazu. Bereits zum 6. (oder 7.?) Mal in Folge treten sie dabei auch im ausverkauften Musiktheater Rex in Lorsch an, wo Andy Powell vermutlich inzwischen weiß, wo jedes Bild hängt!

David Gogo aus Kanada  Schließe die Augen und genieße die Musik eines Könners!

Guitar-player at work  Für was so 'ne Bierflasche nicht alles gut is'!
Heuer haben sie aber im Gegensatz zu früheren Jahren mal wieder einen Opener dabei und das ist der in Kanada bekannte und beliebte DAVID GOGO. Jener hat schon sieben CDs draußen - bei uns gibt's erst 2 davon - und kürzlich das hervorragende Blues-Gitarren-Album "Vibe" veröffentlicht. Er tritt mit zwei Mitmusikern am Bass und Schlagzeug als Trio auf, was ihm kurioserweise die Möglichkeit nimmt, das brilliant-getragene einfühlsame "Something Ain't Right" vorzutragen, da jenes eines Keyboards bedarf. Aber dafür wäre nicht auch noch Platz gewesen auf der kleinen Bühne, wo vor das Drumset vom Wishbone Ash-Schlagzeuger auch noch das zweite gequetscht wurde.
David Gogo ist Profi an der Gitarre, das hört man sofort; wenn das Wort nicht so ausgelutscht wäre, würde ich ihn als Guitar Hero bezeichnen. Jeff Healey würde sich wohl kaum von einem mittelmäßig begabten Musiker bitten lassen, an seiner Platte mitzuwirken, und genau diesen Song, "She's Alright" bekommen wir vorgespielt von David, der auch singt und sich als absolut schlagfertiger Entertainer beweist, denn einen vorlauten Zwischenruf "Where's Wishbone Ash?" kontert er sofort: "They're breaking into your house as we speak and steal your TV-Set!". Super! Dann schnappt er sich seine halbleere Bierpulle, während er mit der linken Hand weiterspielt, trinkt sie auf ex leer, nimmt die Flasche dann als Bottleneck in Reinform sozusagen und benutzt sie als Tonabnehmer. Und auch den "Hoochie Coochie Man" lässt er noch mal eine Runde drehen. Gitarrenmusik vom Feinsten war das.

Hey, das sieht doch mal edel aus!  Die Musiker warten im Publikum während des Intros!

Real guitars have wings!  Der Dauerbrenner Andy Powell wie jedes Jahr in Lorsch!

Bob 'Baseballmütze' Skeat  Und hinten passt der Wächter Argus auf, dass die Band sich treu bleibt!

Mr. Andy 'Wishbone Ash' Powell  Er ist noch nicht lange dabei: Joe Crabtree  Der 'neue' Gitarrist Muddy Manninen, auch schon 3 Jahre dabei
Die Örtlichkeiten im Rex bringen es mit sich, dass die Musiker jeweils vor ihrem Auftritt direkt durch das Publikum laufen müssen, was besonders heute amüsant ist, denn das minutenlange Intro bewirkt, dass die vier direkt neben uns in der 1. Reihe stehen und auf das Cover vom neuen Album gucken, das auf die große Leinwand projiziert wird. Und erst beim 2. Hinschauen merkt man, dass es keineswegs ein Standbild ist, denn die Augen von dem Wesen bewegen sich plötzlich ... gut gemacht. WISHBONE ASH haben einen neuen Schlagzeuger namens Joe Crabtree, wie die schön bemalte Bassdrum schon verkündete; der Mann sieht aus wie ein Mathematikreferendar aber spielt ein songdienliches überzeugendes Set, wobei ihm sogar eine Soloeinlage gewährt wird. Gitarrist Muddy Manninen ist jetzt auch schon 3 Jahre dabei, somit der dritte Gitarrist (nach Mark Birch und Ben Granfelt), den die Rock-Fans an der Seite von Urgestein Andy Powell in diesem Jahrzehnt sehen. Weiterhin dabei natürlich und stets freundlich dreinblickend: Baseballkappen-Fetischist Bob Skeat am großen 5-saitigen Bass. Die Band hat ein neues Album draußen namens "Power Of Eternity" und wenn man auf die Setlist spickt
Na, was hören wa' denn heut:
und einen Song nicht kennt, dann ist er aller Voraussicht nach davon ... Doch zunächst ein positiver Schock: Der Song "Number The Brave" gleich zu Beginn!!! DANKE, Andy, fast hätte ich ein Freudentränchen im Knopfloch, als ich begeistert eines meiner absoluten Lieblingslieder der Band vom gleichnamigen Album aus dem Jahre 1981 - EWIG nicht im Set - mitsinge. Wenn die Backline jetzt zusammengebrochen und es vorbei gewesen wäre, ich wäre bereits jetzt zufrieden nach Hause gegangen. Doch abgesehen von einigen Amp-Problemen, die zu einer Unterbrechung von einigen Minuten führen (und letztendlich einen Song kosten), war der Sound in Ordnung und es ist doch immer wieder bewundernswert, wie Herr Powell solch talentierte Musiker wie eben Muddy und den neuen Drummer findet, die den Back-Katalog der Band so authentisch und begeisternd herüberbringen können, ohne es als Cover-Band wirken zu lassen. Muddy ist auch ein exzellenter Gitarrist und die beiden wechseln sich ab in Rhythmus- und Leadgitarre und ergänzen sich hervorragend. Insofern ist es schon erstaunlich, dass WISHBONE ASH seit Jahren in der Lage sind, die Leute zum Konzertbesuch zu bewegen, darunter sehr viele "Wiederholungstäter", wie aus vielen Gesprächsfetzen und auch einigen Shirts hervorgeht. Aber das Rezept ist im Grunde einfach: Sie bleiben ihrem Twin-Lead-Guitar-Stil treu, bieten stets die Hälfte des Sets mit den gleichen Klassikern und, damit es nicht für Stammgäste nicht langweilig wird, wechseln sie die andere Hälfte aus mit immer wieder neu eingestreuten anderen Songs, so wie heute abend z.B. das jazzige "Vas Dis" vom Debut von 1970 mit Dada-Text. Ein WISHBONE ASH-Konzert ohne "Phoenix" gibt's wohl kaum, so dass nur die Spannung steigt, wie lange die Version wohl heute geht und sie geht ziemlich lange! Und da könnt Ihr sagen, was Ihr wollt, das Finale des Songs nach den langen Solos, das "DA-DAA! -DA DAA! // DA-DAA!-DA-DAA!" gehört zu den 10 besten Momenten in der Rock'n'Roll-Geschichte überhaupt. Könnt ich jedes Mal komplett austicken dabei. Die neuen Songs "Power", "In Crisis" und "Happiness" (das als Zugabe nachgereicht wird) können begeistern und passen gut zu den Classic-Rock-Oldies, muss man ja schon fast sagen. Als jemand, der die Band jetzt fünfmal gesehen hat seit 2001, wage ich mir dennoch ein klitzekleines Wort der Kritik. Die Stimme von Andy Powell wirkt in höheren Lagen etwas brüchig, was ja auch logisch ist bei einem Sechzigjährigen, er wird dann leiser und singt verhaltener, was aber bitte jetzt nicht zu sehr auf die Goldwaage gelegt werden sollte. Deswegen bin ich nächstes Jahr trotzdem wieder da.
Die letzte (geplante - siehe Setlist-Foto!) Zugabe "Blowing Free" fällt heute dem strikten Ende des in einer Wohngegend liegenden Clubs zum Opfer.
War wieder mal gediegen und schön, man sieht sich nächstes Jahr zur selben Zeit.

Fotos: gl






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