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Rock Over Munich mit Treat, Stage Dolls, Dominoe, M.Ill.Ion, Dark Sky   31.01.2009   München, Metropolis
von gl

Der Flyer zur Veranstaltung
Ein "neues" Festival - aber wenn man hinter die Kulissen blickt, die "Fortsetzung" der United Forces Of Rock-Serie an anderem Ort und ohne Beteiligung von Frontiers-Bands. Die Promotion-Company GerMusica hat hier mit AOR Heaven ein weiteres attraktives Aufgebot lange bzw. nie in Deutschland gesehener Bands zusammengestellt. So dass sich nicht nur 5 positiv Bekloppte aus Mannheim sich auf den langen Weg machten (dazu später mehr) sondern auch Leute von noch weiter her und aus dem Ausland (Österreich, Spanien, Italien, England, Schweiz ...). Ein paar dieser Grüppchen Musikbegeisterter irrten ein wenig orientierungslos in der Kälte auf dem weitläufigen Gebiet der Münchner Kultfabrik herum, da jene eine riesige Ansammlung von diversen Clubs, Diskos und Bars ist - laut Werbung "Europas größtes Partyareal". Da ist mittags um 2 natürlich tote Hose, und wenn man jemanden fragt, wird man ungläubig angeguckt "Na, na, jetzt isch no nix los hier, erscht obends!" Nach der nächsten Abbiegung: Ach doch, da stehen ja ein paar Wartende, da muss es sein, wenn Steffen, der Gitarrist von DARK SKY, hier rumläuft.

047: Dark Sky -  Steffen Doll  Dark Sky - Winny Zurek
Nach verspätetem Einlass steht dessen Band auch gleich auf der Bühne und eröffnet den langen Tag. 4 CDs haben sie mittlerweile draußen, alle sind gut, so dass die Band das Luxusproblem "Was lassen wir weg" hat. Und in der Tat können sie es sich leisten, ihr m.E. bestes Album "Edge Of Time" komplett außen vor zu lassen. Das heißt aber natürlich nicht, dass sie schwache Songs vorführen (es ist einfach nur zu wenig Zeit!) - im Gegenteil: Das neue klasse Album "Empty Faces" wird ausführlich vorgestellt mit dem Dreierpack "Hands Up", "Empty Faces" und "Chase Your Dreams", worauf das ebenfalls auf diesem (und auch auf dem 1.) Album enthaltene "Believe It" in seinem neuen Arrangement als sehr passender Live-Song zum Besten gegeben wird. Sänger Frank Breuniger hat einfach eine sympathische positive Ausstrahlung neben einer kraftvollen warmen Stimme, die er nun auch öfters im tieferen Bereich einsetzt. Die Entscheidung, den ollen 80er-Klopper "Maniac" in ihrer aufgerockten Version live darzubieten, ist absolut nachzuvollziehen (damit auch Unkundige mal mit dem Kopf nicken können), wenn ich als Anhänger der Band auch gerne dafür ein anderes Stück gehört hätte. Klasse Einleitung!

M.Ill.Ion  M.Ill.Ion
Zum allerersten Mal überhaupt treten MILLION, sorry, M.ILL.ION in Deutschland auf. Die Schweden haben eine lange wechselvolle Karriere mit vielen Line-Up- und Plattenfirmen-Wechseln hinter sich und haben es leider nie geschafft, aus dem Untergrund hervorzutreten. Ihre aktuelle CD "Thrill Of The Chase" gehört für mich in die Top 10 von 2008, so dass ich mich sehr auf den Auftritt der Band gefreut habe und wahrlich nicht enttäuscht wurde. Mit dem Titeltrack eben jenes Albums stürmt die härteste Band des Tages auch gleich die Bühne. Und die Herrschaften legen eine starke Performance bei ordentlichem Sound in dem nun etwa zur Hälfte gefüllten Club hin. Auch wenn ich nur die neuen Songs kannte, das war eine klasse Show, bei der man merkte, dass die Protagonisten nicht erst seit gestern unterwegs sind. Und auch meinen blöden Fragen, ob sie denn ZILLION und TRILLION kennen und wie es mit einer gemeinsamen Tour wäre, stellten sich die sympathischen Jungs danach.

Dominoe
Es wurde nun zusehends voller und tatsächlich wurde wohl nicht mit ca. 500 Menschen gerechnet, die sich solche "Spartenmusik" anschauen wollten. Leider war nun mit DOMINOE eine Band am Start, die vor langen Zeiten mal einen Hit mit "Here I Am" in den Achtzigern hatten und sich Anfang der 90er bereits wieder aufgelöst hatten, heute sollte eine Reunion-Show stattfinden - und die ging aber so was von in die Hose: Bereits vom Ansager wurde vorab angemerkt, es grassiere ein Virus im Bandlager, das wurde nachher noch mal vom Sänger wiederholt. WARUM ZUM KUCKUCK LASST IHR DANN NICHT DARK SKY EINEN LÄNGEREN SET SPIELEN UND TAUSCHT DIE SLOTS?!? Der Auftritt von DOMINOE glich einer (schlechten) Jam-Session mit zahlreichen Gast-Musikern und Sängern/Sängerinnen, was dem Ganzen eine Stadtfest-Atmosphäre verlieh, zumal die Qualität der Sänger(innen) mitunter ausreichend bis ungenügend war. Draußen im Foyer fragte mich dann ein befreundeter Engländer auch noch: "Are they serious?!?"

Stage Dolls - Terje Storli  Stage Dolls - Thorstein Flakne
Außen am Club hingen Poster für die PUSSYCAT DOLLS, doch alle hier wollten jetzt die norwegischen STAGE DOLLS sehen! Und die drei Herrschaften gaben (verstärkt durch einen Keyboarder) mehr her und agierten durchweg professioneller als die dreimal so starke zusammengewürfelte Hobby-Truppe vor ihnen. Der Auftritt der STAGE DOLLS - übrigens der erste seit 1992 (als ich sie im Vorprogramm von MR.BIG sehen durfte) bei uns - wurde zu einem vollkommen abgefeierten Triumphzug, den ich wahrlich nicht erwartet hätte. Die jahrelange Erfahrung kam der Band hier wieder zugute und sie bewies eindrücklich, dass sie es noch draufhat und aus Vollblutmusikern bestand, welche die 500+ Leute hier absolut begeistern konnten mit einem Querschnitt durch ihre Karriere. Sänger/Gitarrist Thorstein Flakne und Bassist Terje Storli nahmen einen sofort mit ihrer charmanten Bühnenpräsenz für sich ein und zeigten im Verlauf der 90 Minuten keinen Durchhänger (obwohl ein Song gar zweimal gespielt wurde!). Neben von vielen mitgesungen Stücken wie "Love Don't Bother Me", "Love Cries" oder "Get A Life" bekamen wir auch einen brandneuen Song vom zukünftigen Album serviert. Mit lautem Gejohle wurde die Band verabschiedet!

Treat - Anders Wikström  Treat - Robert Ernlund
Konnten die Schweden TREAT da noch einen draufsetzen und die letzten Kraftreserven beim Publikum nach so vielen Stunden anzapfen? Tatsächlich ist es der Band - reformiert im Original-Line-Up (minus dem Basser) - gelungen eine Rock'n'Roll-Party im geliebten 80er Stil, als hätten Irrungen wie Grunge, Modern Rock und Nu Metal nie existiert, zu zelebrieren. Genau dafür haben all die Musikliebhaber heute eine mitunter sehr lange Reise auf sich genommen, um endlich wieder derart unterhalten zu werden: Dieser fröhliche ungestüme Spirit von "Get You On The Run", "Scratch And Bite" oder "World Of Promises" (jüngere Semester werden wohl nur die Coverversion von IN FLAMES kennen!) - sie konnten ihn tatsächlich noch rüberbringen, unabhängig davon, dass sie sichtlich etwas in die Jahre gekommen sind. Aber wer von uns Typen hat nicht ein kleines Bäuchlein wie Sänger Robert Ernlund, und wer von uns sieht noch so aus wie 1987, als die Band tatsächlich mal beim großen MONSTERS OF ROCK-Festival in Deutschland spielte!? In der Tat gefiel mir dieses grandiose Konzert sogar noch einen Tick besser als der Auftritt von den STAGE DOLLS. Und auch hier gab es Erstaunen bei den Musikern auf der Bühne ob der Textsicherheit der Fans - um nicht zu sagen Rührung! Sänger Robert brachte die ganzen Sachen wirklich noch gut rüber, musikalisch stimmte auch alles. Auch TREAT spielten einen neuen Song und auch von ihnen wird es 2009 ein neues Studioalbum geben. Zum Schluss der übermütigen Party wurd's dann wirklich gnadenlos: Wie im alten POISON-Video tauchte plötzlich eine Luftschlangen-Spraydose auf, zunächst wurde die Band besprüht, denn bekam der Sänger sie hochgeworfen und malträtierte damit seinen Gitarristen. Those were the days! DANKE an TREAT, dieses Gefühl für 90 Minuten zurückgebracht zu haben. Sensationeller Auftritt!!!

So sehr ich die musikalischen Beiträge von 4 der 5 teilnehmenden Bands lobe, umso mehr muss die geradezu desaströse Essensversorgung in dem Laden gerügt werden: EIN (!) Grill aus der Vorkriegszeit, der 50 Minuten brauchte, um ein Steak einigermaßen essbar zu machen, viel zu wenig Würste (bereits nachmittags ausverkauft) und unfreundliches Personal haben keinen guten Eindruck zum Metropolis hinterlassen, so dass man sich keineswegs wohl fühlte dort. Wie oben erwähnt, wurde der Andrang deutlich unterschätzt - wenn noch 50 Leute mehr gekommen wären, hätte unangenehme Enge geherrscht. Aber wir waren ja wegen der Musik da, und da muss Birgitt, Big Daddy und ihrem Team sowie AOR Heaven ein großes Lob ausgestellt werden. So machten sich die "Alten" auf den Heimweg, als die "Jungen" (das Münchner Partyvolk) einliefen. (Die Location wurde gleich wieder als Disco genutzt.) Und natürlich gab's zur Rückfahrt ausgerechnet in dieser Nacht "Schienen-Ersatz-Verkehr", was bedeutete, in einem vollgestopften Bus (!) erstmal nach Augsburg zu fahren. Neben mir ein Festival-Besucher, alleine aus dem Ruhrpott angereist (das nenn' ich mal Hardcore!). In Augsburg ging's dann nach 'ner Stunde mitten in der Nacht per Zug weiter, um genau 22 Stunden nach der Abfahrt um halb 7 morgens wieder in Mannheim anzukommen. Scratch and Bite !!! :-)

Fotos: Georg Loegler






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