www.Crossover-agm.de
United Forces Of Rock-Festival 3   30.09.2007   Ludwigsburg, Rockfabrik
von Bernd Joachim, Marco Magin und gl

Der Flyer zur Veranstaltung
Zum 3. Mal versammelte sich die Melodic Rock-Gemeinde zu einem ihrer wenigen alljährlichen Meetings und auch dieses Mal wurde ein vorzügliches Billing aufgestellt und der seltene Fall trat tatsächlich ein, dass alle sieben Bands, die geplant waren, auch auftraten (dass es so was noch gibt!). Im einzelnen waren dies: (gl)

Human Bass aus'm Zoo (playing Cold Sweat?)  Human Guitar

Human Vocalist
Die Balinger Hardrocker HUMAN ZOO legten pünktlich auf die Minute los und bescherten der bereits zu diesem Zeitpunkt gut besuchten Rockfabrik ihren schnörkellosen Sound. Von der brandneuen Scheibe "Over The Horizon", die bei dem Auftritt gerade mal zwei Tage auf dem Markt war, wurde einiges vorgetragen, so zum Beispiel "Cryin'", "Communicate", "Creatures Of The Night" und der Titeltrack. Diese Nummern kamen ebenso gut an wie die Songs des Debüts, am besten natürlich die beiden wuchtigen Rausschmeißer "Crowds On Fire" und "Taste Like Sugar". Die Saxophoneinlagen wirkten zu keinem Moment fehl am Platze, sondern lockerten gelungen auf. Auf übertriebene Selbstdarstellung der Akteure auf der Bühne wurde größtenteils verzichtet und so war es nicht nur vom musikalischen Standpunkt her ein kurzweiliger Auftakt, sondern die Truppe versprühte auch ein sympathisches Flair. So kann's gerne weitergehen mit den Musikanten von der Schwäbischen Alb. (Bernd Joachim)

Der Glatzkopf spielt(e) auch bei Talisman und Yngwie Malmsteen: Marcel Jakob  LAST AUTUMN'S DREAM-Sänger Mikael Erlandsson  Last Autumn's Gitarrist: Andy Malecek
Zu ihrem meines Wissens allerersten (?) Deutschland-Konzert kamen die Schweden (mit deutschem Gitarristen) LAST AUTUMN'S DREAM. Drei gute (von vier veröffentlichten) Platten haben sie bereits im Köcher und ich habe mich wirklich gefreut, so eine Band mal live erleben zu dürfen. Aber wirklich professionell vorbereitet schien die Band nicht gewesen zu sein, gleich zweimal Abstimmungsschwierigkeiten mit einer äußerst peinlichen Ansage, man müsse sich erst einigen, wie der betreffende Song anfängt, waren erstaunt zu vernehmen. Das darf eigentlich bei solch einem wichtigen Schlüsselgig nicht passieren. Dabei machte die Band, der Sänger Mikael Erlandsson mit portablem Keyboard vorstand, ansonsten eine gute Figur. Glatzkopf Marcel Jakob links und Andy Maleczek rechts verhielten sich recht ruhig ohne großes Stageacting und ließen tolle Songs wie "Pages" oder "The Young And The Wild" für sich selbst sprechen und ihrem Frontman die Kommunikation. (gl)

Der Mann mit Hut heißt Jogy Rathenberg (Bass bei Soul Doctor)  Soul Drums

Chris Lyne (Soul Doctor-Gitarrist)  SOUL DOCTOR-Sänger Tommy Heart
Sänger Tommy Heart gibt immer alles. Egal, ob mit Fair Warning, mit denen er im letzten Jahr beim UFOR als Headliner zu Gast gewesen ist, oder jetzt mit SOUL DOCTOR, die schon als dritte Band am frühen Nachmittag auf die Bühne dürfen. Vier Scheiben haben Soul Doctor bis dato veröffentlicht, die jüngste Scheibe "Blood Runs Cold" ist seit einigen Tagen erhältlich. Der Bekanntheitsgrad von Soul Doctor hält sich jedoch seltsamerweise in Grenzen, was ich überhaupt nicht verstehen kann. Nun denn, vielleicht wird sich dies bald ändern, an diesem September zeigten Soul Doctor, daß sie nicht nur gute Songs schreiben können, sondern live auch ‚ne echt tighte Truppe mit viel Spielfreude sind. Irgendwie erinnert mich die Combo an eine Mischung aus Bad Company, Thunder und den Little Angels - das heißt grooviger Rock mit dezenten bluesigen Einflüssen, der einen sofort packt und nicht mehr losläßt. Ist ja auch logisch, wenn man solch gelungenen Stücke wie "Temptation", "Unspoken Words" oder "See You In Heaven" im Gepäck hat, die nicht nur mir, sondern auch dem Rest des Publikums gut gefallen haben. (Marco Magin)

Er war in den 80ern bei White Wolf auch schon dabei  Namensgeber Don Wolf

Trotz des Gesichtausdrucks klang das sehr gut!  Victims of the spotlight: Die weißen Wölfe auf der Bühne
Im Reigen der Bands, die zu Unrecht stark unterbewertet sind, nehmen die Kanadier WHITE WOLF sicherlich einen Spitzenplatz ein. Ihre beiden Scheiben "Standing Alone" sowie "Endangered Species" aus den 80ern sind einfach klasse und haben mir schon immer durch den kraftvollen melodischen Hardrock und die tollen Songs gut gefallen. Leider hat es damals für White Wolf nie gereicht, um eine größere Resonanz zu erzielen, so daß sich die Truppe um Frontmann Don Wolf - seinerzeit noch als Don Wilk aktiv - danach leider aufgelöst hat. Anno 2007 sind White Wolf mit einer anderen Besetzung und dem überraschend starken Comeback-Werk "Victims Of The Spotlight" nach zwei Dekaden Pause wieder aktiv. Der Gig beim UFOR war der erste in Deutschland überhaupt und wurde dementsprechend auch mit gespannter Erwartung entgegengefiebert. Eines vorweg: White Wolf haben an diesem Nachmittag alles richtig gemacht (selbst kurzfristige technische Probleme mit dem Frontmikro konnten den hervorragenden Eindruck da nicht trüben) und müssen eindeutig als einer der besten Acts beim diesjährigen UFOR gezählt werden. Mit dem Titelsong des neuen Longplayers "Victims Of The Spotlight" stiegen White Wolf gleich richtig gut ein. Don Wolf war super bei Stimme, ein knackiger, jedoch nicht zu lauter Sound, gute Musiker wie Gitarrist Cam MacLeod, der bei dem einem oder anderem Titel wie dem superben "What The War Will Bring" auch als Sänger eine gute Figur abgab - so konnte es weitergehen. Und White Wolf legten mit Sachen wie "Shadows In The Night", "She", "Standing Alone" oder "Eyes Of The World" gekonnt nach. Die Reaktionen im Publikum waren entsprechend. Schade, daß der Set so schnell vorbei ging. (Marco Magin)

Horny S.O.B. Bruno Ravel!  Let the good times rock with DANGER DANGER!!

Gefährlich Gefährlicher Rob Marcello  Monkey Business mit Rob und Bruno

Slipped us the big one: Ted Poley
Nun wurde es deutlich enger vor der Bühne, wie übrigens bei den letzten beiden Acts nicht mehr. Bleibt jedem selbst überlassen, ob DANGER DANGER somit der "heimliche" Headliner waren. Nein, es war nicht die erste Show von ihnen bei uns, ich breche mir keinen Zacken aus der Krone, verpasst zu haben, dass sie 1999 mal mit UFO hier tourten. Inzwischen ist ihr ehemaliger Sänger Ted Poley wieder zurückgekehrt, somit sind mit ihm und den beiden Machern / Songschreibern Basser Bruno Ravel und Drummer Steve West drei Mann vom alten Line-Up dabei. Auf einen Keyboarder verzichtet man inzwischen - eigentlich schade, denn Kasey Smith heißt eigentlich Schmidt und ist Deutscher! Und Rob Marcello ersetzte schon vor vielen Jahren Gitarrenvirtuose Andy Timmons (der interessanterweise wenige Tage zuvor auch in unseren Landen aufspielte). Soviel zu den Fakten, die aber kaum interessierten, einzig die Frage ob diese Musiker den American Hardrock-Spirit der beiden ersten Alben "Danger Danger" (1989) und "Screw It" (1991) in die Jetztzeit transportieren konnten. Um's vorwegzunehmen: Ja, das gelang mit einer fulminanten mitreißenden Performance, Musikern, die ständig in Bewegung waren, obwohl sie nicht gerade viel Platz dazu hatten. Und der Spaß kam nicht zu kurz, es wurde gegrinst, Grimassen geschnitten und gelacht auf der Bühne und Frontman Ted Poley machte ständig irgendwelche anderen Faxen. Dabei waren natürlich die vorrangig aus den o.e. Alben vorgetragenen Songs der Inhalt dieser tollen Vorstellung. Einfach herrlich, endlich mal "Under The Gun", "Monkey Business", "Boys Will Be Boys", "Naughty Naughty" und vor allem mein Lieblingslied "Beat The Bullet" live vorgetragen mitfeien zu dürfen von einer Band, die den Ursprungsgrund einer Rockband verkörpert: Have A Good Time!!! (gl)

Heute leider etwas angeschlagen: Stan Bush  Und Gitarre spielt er ja auch noch!

Begnadeter Songwriter: Stan Bush  Tom Naumann und Stan Bush
STAN BUSH hatte es nach dieser Party schwer, genau hier anzuknüpfen, aber nicht umsonst stand er an dieser Stelle des Billings, hat er doch schon zehn mitunter hervorragende Alben veröffentlicht, die leider immer recht schnell untergehen. Doch er traf heute auf eine interessierte Zuhörerschaft, die es zum Teil wohl nicht zu stören schien, dass ausgerechnet jetzt so dermaßen aufgedreht wurde, dass es wehtat, wesentlich lauter als vorher und nachher! (?!?) Doch damit konnte nicht verdeckt werden, dass der erkältete Stan heute heiser war und Schwierigkeiten beim Singen hatte. Die eingängigen Songs wie das wunderbare "Falling" vom vorletzen Album "Shine" oder "I'll Never Fall" (Na, was denn nun!?) vom aktuellen Werk "In This Life" oder auch das ältere "Primitive Lover" kamen echt noch gut rüber. So wie auch eine halb-akustische Version von "Love Don't Lie" vom Komponisten selbst, nachdem wir letztes Jahr das Cover - wenn man so sagen darf - von HOUSE OF LORDS bekommen hatten. Warum aber Stan Bush, wenn er doch eh schon Stimmprobleme hat, eine ganz ruhige Ballade, die er zusammen mit Jonathan Cain komponiert hat und bei der er mitunter ohne Instrumente auskommen muss, so dass man es noch mehr vernimmt, wie er am Kämpfen ist, heute nicht rausnimmt, kapiere ich nicht. Stan Bush, der übrigens die Dienste von Tom Naumann (mittlerweile ex-PRIMAL FEAR) in Anspruch nahm heute Abend, hinterließ insgesamt von der Darbietung einen sehr professionellen Eindruck, die Heiserkeit sei ausgeklammert, die Lautstärke war völlig übertrieben. (gl)

Joe Lynn Turner - ohne Sonnenbrille  Joe Lynn Turner - ohne Jacke

Klassischer Hardrock-Frontman und Performer  Sie unterstützen den Headliner
Vor dem Gig sah man JOE LYNN TURNER im typischen Outfit: Jeans, T-Shirt und Lederjacke, die er aber irgendwann auszog. Dies nutzte ein unbekannter Zeitgenosse aus, sie ihm zu klauen, wodurch Herr Turner natürlich mächtig angepisst war. Nun gut, wichtig für alle ist gewesen, daß er letztendlich um 23.00 Uhr eben nur noch mit Jeans und Shirt auf der Bühne stand, was die Qualität seines Auftritts in keinem Fall minderte. Joe Lynn Turner war ja Mitglied bei Deep Purple und Rainbow, dennoch ist es sicherlich für viele überraschend gewesen, so viele Rainbow-Songs im Set zu hören. Deep Purple-Ohrwürmer wie "Highway Star" oder "Burn" verwundern, weil er bei der Entstehung der Songs noch nicht bei Purple war, auch Rainbows "I Surrender", "Stone Cold", die mit ihm entstanden, sind sichere Hits, aber Sachen wie den Opener "Death Valley Driver" oder "Jealous Lover" hatte nicht jeder auf seiner Rechung. Das hieß jedoch im Gegenzug, daß bei einer Spielzeit von etwas über einer Stunde die Soloplatten von Joe Lynn Turner zu kurz kamen. Okay, es gab Tracks wie "Blood Red Sky" oder "Power Of Love" zu hören, unterm Strich jedoch war das mir zu wenig. Dafür konnten Joe Lynn Turner und seine Mitstreiter komplett überzeugen. Musikalisch in jeder Sekunde top und ein Shouter, der stimmlich immer noch zu den besten seines Fachs gehörte. Den Headliner-Status hatten Joe Lynn und seine Mannschaft sich auf jeden Fall verdient, zumal auch soundlich der Auftritt für die Ohren ein Genuß gewesen ist. (Marco Magin)

Ach nee, das war ne andere Veranstaltung ...  'Die Pässe habe ich schon!': Reporternachwuchs für morgen!
Auch diese dritte Auflage war wiederum eine feine Sache. Es waren dieses Mal weniger Leute gekommen wie bei den ersten beiden UFOR Festivals, was vor der Bühne sicherlich angenehm ist, bestimmt aber nicht im Planungsfonds der Veranstalter, die sich jedes Mal bemühen, selten oder nie gehörte Bands herzubekommen. So dass wirklich zu hoffen ist, dass es noch ein viertes UFOR gibt, denn dieses Festival ist genauso löblich und beachtenswert wie das Keep It True im Metal-Sektor. Auch hier gibt es keine (zumindest keine, die ich mitbekam) gekränkten Eitelkeiten oder Star-Egos, die Musiker stehen durchweg zum Plausch zur Verfügung, signieren den Fans ihre Sachen und trinken ein Bierchen mit ihnen. Wir brauchen solche Veranstaltungen. (gl)

Vielen Dank an Marco Magin und Bernd Joachim (www.brighteyes.de).

Fotos: gl






www.Crossover-agm.de
© by CrossOver