www.Crossover-agm.de HOUSE OF LORDS: The Power And The Myth
von gl

HOUSE OF LORDS: The Power And The Myth   (Frontiers / Soulfood)

Nach jahrelangen Ankündigungen hat sich auch diese ursprünglich um Keyboarder Gregg Giuffria (der inzwischen während der Aufnahmen ausgestiegen ist!) gebildete Band wieder zusammengetan und nach zweijähriger (!) Vorbereitung liegt Mitte März 2004 das mittlerweile 4. Album vor. HOUSE OF LORDS standen für bombastischen leicht orchestralen AOR bei erstklassiger Produktion, brillantem Gesang von James Christian und rundherum Top-Musikern, die auch in vielen anderen Projekten tätig waren und sind. Lediglich im dritten Album "Demons Down" (1992) - allerdings mit anderem Line-up eingespielt - waren leichte Alternativ-Einflüsse festzustellen. 12 Jahre später nehmen diese aber so sehr überhand, dass einige Stimmen laut wurden, dass diese Platte nicht unter dem Namen HOUSE OF LORDS erscheinen hätte sollen, ebenso wie auf einem deutschen Board eine erbitterte Diskussion über diese Scheibe entbrannte. Nach einem für die Band typischen atmosphärischen Intro, in dem Vorfreude aufgebaut wird, knüpft man mit dem Song "Today" noch leicht an alte glorreiche Zeiten an, was leider mit dem belanglosen "All Is Gone" wieder verdrängt wird. Dann ein Lichtblick: das verträumte "Am I The Only One" ist wirklich gut gelungen und verbreitet ein wahrhaft mystisches Flair, dem man sich nicht entziehen kann - toll! Dann wieder Ernüchterung: "Living In Silence" beginnt zwar wie "Making Tracks" von den TYGERS OF PAN TANG, sprich "geschabte" Gitarrensaiten, schleppt sich dann aber mühsam dahin, und auf die entfremdet verzerrte Stimme hätte man verzichten können. Das Titelstück, ein Instrumental, erhellt die Stimmung wieder, wird aber leider wieder zunichte gemacht von dem folgenden mit arabischer Stimmung unterlegten "The Rapture", das sich zähflüssig mit Geigengefidel im Hintergrund mal gar nicht in die Ohrmuscheln einschmiegen will. Das ist weder Fisch noch Fleisch, ein großes Fragezeichen hinterlässt dieser Track. "Man Who I Am" ist belanglos, da bleibt nichts hängen, wo sind die eingängigen Chöre, die sich ins Ohr einbrennenden Refrains geblieben?!? "Bitter Sweet Euphoria" fängt druckvoll mit kleinem Drumpart an, der Song ist zwar solide, kann aber letztlich nicht ganz überzeugen. "Mind Trip" ist kein solcher und plätschert vorbei, dann kommt "Knocking on Heavens Door", ach nee, doch nicht - das ruhige "Child Of Rage", das so beginnt, kann das Ruder nicht mehr herumreißen, so dass unter dem Strich nur ein Klasse-Song und zwei weitere in Ansätzen gute Lieder vorzufinden sind: Viel zu wenig bei dem Renommee und Können dieser Leute.
Die versierten Musiker sind die gleichen: Lanny Cordola an der Gitarre, Chuck Wright am Bass, Ken Mary am Schlagzeug und der o.e. Sänger, ergänzt durch Profis wie Überall-Keyboarder Derek Sherinian oder Ricky Philips (BAD ENGLISH), aber es sind die Songs selbst bzw. das Songwriting, das einfach nicht packend oder mitreißend ist. Ist das ein Tribut an den Zeitgeist, müssen sich diejenigen die diesem Album nichts abgewinnen können, nun umstellen, oder sich als "Ewig-Gestrige" bezeichnen lassen?!? Oder haben sich HOUSE OF LORDS mit dieser Veröffentlichung tatsächlich zwischen alle Stühle gesetzt? Junge Leute hören - leider - ganz andere (Rock)-Musik, das bekomme ich wöchentlich hier in Mannheim beim Radio mit. Es schmerzt ein wenig, zu konstatieren, dass von dieser Warte aus das Album gar nicht empfohlen werden kann.
Labelkontakt: www.frontiers.it

Tracklist:
Today
All Is Gone
Am I The Only One
Living In Silence
The Power And The Myth
The Rapture
Man Who I Am
Bitter Sweet Euphoria
Mind Trip
Child Of Rage



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver