www.Crossover-agm.de BLACK HAWK: The Invasion
von rls

BLACK HAWK: The Invasion   (Karthago Records)

Trommler Gonzo Loss hatte Black Hawk unmittelbar nach den Aufnahmen des Albumvorgängers "Dragonride" verlassen und war durch Niko Schaper ersetzt worden - ein Wechsel, der schon im Booklet selbiger CD erwähnt wurde. Mit Rhythmusgitarrist Norbert Wieczorek ist zwischenzeitlich aber noch ein weiterer Musiker gegangen, und damit haben Black Hawk kein Gründungsmitglied mehr in ihren Reihen. Offensichtlich scheint das aber kein strukturelles Problem zu sein (andere Bands wie etwa Napalm Death haben ja auch schon vorgemacht, daß das geht, und in einer Formation wie dem Gewandhausquartett Leipzig, das bereits 1808 gegründet wurde und noch heute besteht, ist's ja biologisch nicht anders möglich), und die Neuzugänge (die zweite Gitarristenposition besetzt Wolfgang Tewes) haben sich auch songwriterisch gleich mächtig ins Zeug gelegt und waren an einem nicht unbeträchtlichen Teil der neuen unter den insgesamt 12 Kompositionen auf "The Invasion" beteiligt, wobei den beiden Instrumentals "The Landing" (Intro) und "Flight From Outerspace" (klassisches Metalgitarrenheldeninstrumental im Speedtempo) im Booklet keine Songwritingcredits zugewiesen sind. Nicht neu sind vier oder fünf der übrigen zehn Tracks. Zunächst hätten wir da eine keine Bäume ausreißende, aber doch Spaß machende Coverversion von "Detroit Rock City" aus der Feder der Herren Stanley und Ezrin, popularisiert durch eine gewisse Band namens Kiss, in welcher ersterer sang und Gitarre spielte - der Spaßfaktor gründet sich hier nicht zuletzt auf die "Get up/Get down"-Gangshouts, aber auch das Hauptsolo setzen die beiden Black Hawk-Gitarristen gekonnt in Szene. Dann stehen "Twilight Zone" (kein Maiden-Cover, aber trotzdem mit einem Hauptsolo versehen, das Maiden mit Kußhand übernommen hätten) und "Eye Of The Hurricane" als Neuaufnahmen auf "The Invasion" - die Originalversionen finden sich auf "Twentyfive", einer Eigenproduktion, mit der sich Black Hawk nach anderthalb Dekaden Pause anno 2005 wieder in der aktiven Szene zurückmeldeten. Höre vergleichend nach, wer diese Eigenproduktion besitzt - der Rezensent tut es nicht. Nicht direkt als Neuaufnahme, sondern als Fortsetzung deklariert ist "First Attack Pt. 2" - "First Attack" ist der Titeltrack des einzigen Tondokuments der ersten Schaffensperiode gewesen, dessen insgesamt fünf Songs allesamt "Dragonride" als Boni hinzugefügt wurden, so daß man vergleichend hören kann, auch ohne das äußerst rare Vinyl von damals zu besitzen. Man stellt allerdings erstaunt fest, daß die Unterschiede gar nicht so gewaltig sind und man auch bei einer Deklarierung als Neuaufnahme nicht verwundert gewesen wäre - den Refrain beispielsweise kann man beim ersten Hören wieder originalgetreu mitsingen, allerdings hat Udo Bethke textlich im Song einige Veränderungen vorgenommen. Als unsicheren Kandidaten hätten wir dann noch "C.B.F.H.", was ausgeschrieben "Cold Black Fighting Hand" bedeutet und als Komponistenangabe "Black Hawk" aufführt - eine Praxis, die die Band eigentlich nur bei älterem Songmaterial angewendet hat, während bei neuerem jeweils einzelne Mitglieder als Komponisten genannt sind. Andererseits kann natürlich nicht ausgeschlossen werden, daß es sich tatsächlich um eine Gemeinschaftsarbeit neueren Datums handelt, zumal als Texter Udo Bethke angegeben ist, der ja erst seit "Twentyfive" am Mikro steht, was aber wiederum auch noch die Möglichkeit neuer Lyrics auf eine alte Komposition offenläßt. Rein stilistisch unterscheidet sie sich jedenfalls kaum vom Rest des Materials, wobei eine Sache auffällt: Die neuen Mitglieder haben Black Hawk immens gut getan. Nicht daß Loss und Wieczorek nun ihre Sache schlecht gemacht hätten, aber erstens trommelt Schaper irgendwie etwas lockerer und nimmt Black Hawk damit ein wenig von ihrem leicht schwerfällig wirkenden teutonischen Touch, ohne sie deshalb aber gesichtslos zu machen (das kann man beispielsweise schön im zweiten Teil von "First Attack" nachhören), und andererseits ist mit Tewes deutlich mehr Vielfalt in die Gitarrenarbeit gekommen, hat Thorsten Bettge ohrenscheinlich einen ebenbürtigen Leadgitarristen an seine Seite bekommen, mit dem er sich jetzt etwa in "Rock And Roll Hell" freundschaftlich duellieren darf. Und die kompositorischen Impulse der beiden Neuen sind schon erwähnt worden - da könnte man beispielsweise das halbakustische Intro des Titeltracks nennen oder das gekonnte Arrangement von "Rock And Roll Hell", und die "Alten" haben sich davon auch anstecken lassen, Problemfälle wie den komischen Prügelpart in "Suicide" vom Albumvorgänger eliminiert und statt dessen "Burning Fever", normalerweise eher stampfend, elegant mit einem kurzen Speedausbruch gekrönt. Selbst die Melodielinien sind etwas besser gelungen als auf dem Vorgänger - Udo Bethke ist immer noch kein Großmeister seines Fachs, aber er wirkt organischer eingebunden, und sein Gesang ermuntert nicht mehr zum Gähnen ob einer auf dem Vorgänger noch gelegentlich zu konstatierenden Einfallslosigkeit beim Komponieren der Gesangsmelodien. Trotzdem muß festgehalten werden, daß die Gitarrenmelodien immer noch stärker zu überzeugen wissen als die des Gesanges - man nehme als Exempel mal das schnelle "Hellfire" her, in dem die Melodien im Gitarrensoloduell deutlich mehr zünden als die (nicht schlechten) des Gesanges - und den Track hat paradoxerweise auch noch der Sänger komponiert! So bleibt "Flight From Outerspace" in der Endabrechnung das Highlight des Albums, und die Zusammenfassung sieht folgendermaßen aus: Black Hawk spielen nach wie vor ihren traditionellen melodischen Metal, schaffen es aber auf "The Invasion", diesem eine gehörige Portion mehr Eleganz zu verschaffen, was zumindest ein Teil der Zielgruppe goutieren wird. Zudem ist das Klanggewand gegenüber dem Vorgänger noch etwas verbessert worden (aber trotzdem keine Spur modern, was man bei dieser Sorte Musik, die in analoger Weise auch schon 1985 hätte geschrieben werden können, auch nicht erwartet), und so ließe sich allenfalls über das unveränderte Bandlogo (also immer noch mit dem ornithologischen Fehler, daß die Silhouette alles andere zeigt, aber keinen Falken) und generell das Cover (da hatte das von "Dragonride" wirklich mehr Stil und Eleganz als diese eher unbeholfen wirkende quietschbunte SciFi-Szene - also eine der Musik reziproke Entwicklung) noch streiten. Aber das braucht einem beim Hören dieser lohnenden 47 Minuten keine Seelenpein zu bereiten.
Kontakt: Stefan Riermaier, Feichtetstraße 41, 82343 Possenhofen, riermaier@aol.com, www.karthagorecords.de, www.black-hawk-music.de

Tracklist:
The Landing (Intro)
Fire In The Night
Burning Fever
Detroit Rock City
Rock And Roll Hell
Flight From Outerspace
First Attack Pt. 2
The Invasion
Twilight Zone (New Version)
Hellfire
C.B.F.H.
Eye Of The Hurricane (New Version)



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