www.Crossover-agm.de THOMAS CHRISTOPH HEDYE: HCMF. Works For Instruments And Live Electronics
von ta

THOMAS CHRISTOPH HEDYE: HCMF. Works For Instruments And Live Electronics   (HCMF Records/Phantomnoise Records)

Diese CD testet kognitive Qualifikationen des Rezensenten.
Frage: Versteht er die CD?
Antwort: Nein, tue ich nicht. Heydes "HCMF" ist für mich 55 Minuten undefinierter, bis auf einige Ausnahmen willkürlicher Improvisationslärm. Gespielt werden u.a. Schlagzeug, Flöte und Klavier. Beteiligt an dem ganzen Spaß sind u.a. ein Leipziger Schlagzeugensemble und das Ensemble Mosaik. Dazu gesellt sich bergeweise Elektronisches von Brummern über Fiepsen bis Rauschen, aber auch noch Konservenmusik neben den reinen Geräuschen: Töne, Melodien, Harmonien. Ziel des Ganzen ist wohl ein Stil-Crossover, wie bereits der Titel andeutet: "HCMF" steht für "High Culture Motherfucker".
Aber der Crossover ist m.E. mehr ein Antagonismus geworden. Das geht damit los, dass es kaum richtige Songs gibt - mehr Zerhackstückelung geht fast nicht. Wenn, werden Sachen hier angespielt: Dort etwas Klassik, da etwas Salonklavier, hier etwas Tangoartiges, da etwas Marsch oder irgendetwas entfernt Groove-Artiges. Aber alles schön durcheinander, es fehlt ein Zusammenhang oder zumindest erkenne ich keinen bzw. nur einen sehr groben wie den, dass es in "Fieldz" immer lauter wird; das Ergebnis ist deshalb erstmal ein Berg relativ ungeordneter Zitate, mit einer Länge bis zu 12 Minuten.
Aber natürlich sind Heydes "Works ..." nicht nur Zitate. Zumindest wüsste ich nicht, woher so ein atonales Geflöte wie in "Fernen" kommen sollte. Heydes "Works ..." sind sog. zeitgenössische Musik im Gefolge von Stockhausens Elektronik, gemixt mit anderen Instrumenten und gemacht für ein paar Auserwählte. Und in dem Sinne vielleicht mehr ein gewollt artistischer Aufschrei als etwas, das man sich ernsthaft öfter anhören soll oder kann. Der Versuch, beide Seiten eines Getrennten aufzuzeigen, ohne sie dabei aber zu etwas neuem Ganzen zu kombinieren.
Die Ausnahmen von der Regel sind einige Male punktuell, etwa wenn E-Gitarre, pompöses Gepauke, Snare-Rauschen und Klavier ein Grande Finale anstimmen, wie es in "Fieldz" geschieht. (Diese Kombi gibt es allerdings bereits seit Deep Purples "Concerto for Group and Orchestra".) Einmal ist die Ausnahme aber auch mehr als nur punktuell: Die flüssige Fagott-Elektro-Kreuzung "Waves From Underground", zu der man sogar mitwippen kann, steckt qualitativ locker den Rest des Albums weg, allein deswegen, weil sie Struktur besitzt, aber auch, weil das Beieinander einfach funzt, sowohl die Klangwelten als auch die Harmonien als auch die Rhythmen beider Seiten sich ergänzen und nicht nur parallel abgespult werden. Das ist eine Form von Progressivität, die auch ich mit meinen bescheidenen kognitiven Fähigkeiten verstehe, das ist m.E. ein gelungener Stil-Crossover. Was den Rest des Albums betrifft, gehöre zumindest ich nicht zum Kreis der Auserwählten. Ich hab's mir dreimal angehört und dann aufgegeben. Meine Entschuldigung geht an den Komponisten und der Rat an alle Interessierten, es am besten selbst zu probieren.
Kontakt: www.tchey.de, www.fakecore.org

Tracklist:
1. Fieldz
2. High Culture Motherfucker
3. 3x Short - 3x Long
4. Waves From Underground
5. Fernen
6. Memory Faded (No. I-IV)



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