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Metal Matinee 19.07.2009 Datteln, Raz4u
von tk
Wenn sich maltesische Doombands auf den Weg machen, livehaftig Mitteleuropa zu erobern, dann kann ich einfach nicht widerstehen. So auch bei NOMAD SON, die ihre ersten Gigs in Deutschland und Holland absolvierten. Hatte ich mich termintechnisch schon auf deren Auftritt in Bremen eingestellt, ließ mich Basser Albert kurzfristig wissen, dass die Malta-Connection vorher noch das nördliche Ruhrgebiet unsicher machen wolle. So begab ich mich an diesem wettermäßig eher kühlen Julisonntag nach Datteln, um der Metal Matinee im Jugendzentrum "Raz4u" beizuwohnen. Schade nur, dass sich gerade mal 25 zahlende Besucher dieses Ereignis gönnen wollten.
Die Lokalmatadoren DESPISE & CONQUER eröffneten die Matinee mit einem zünftigen oldschooligen Deathmetalbrett, das weniger durch Geschwindigkeit als vielmehr von mächtigen Grooves, markanten Melodiebögen und atmosphärischen Parts gekennzeichnet war. Der Fünfer aus Herten hatte aufgrund seines Bekanntheitsgrades in der Region auch keine Mühe, die spärliche Besucherzahl anzuheizen und zum Kopf- und Haareschütteln zu bewegen. Dass die Jungs allesamt keine Anfänger mehr sind und bereits in diversen anderen Combos gezockt haben, zeigte sich schon in der kraftvollen wie professionellen Bühnenshow. Sänger Udo schwitzte sich energetisch röchelnd durch die Songs, die wuchtig aus den Boxen dröhnten. Die Lautstärke hätte man für meinen Geschmack noch etwas senken können, denn an manchen Stellen geriet der Gitarrensound leicht matschig. Letztlich überzeugten DESPISE & CONQUER aber mit musikalischer Klasse, einprägsamen Songs und einer geschlossenen Mannschaftsleistung.
Nach einer für manchen Besucher etwas zu langen Pause enterten endlich NOMAD SON die Bühne und begannen ihren Set mit einer relaxten Blues-Jamsession, bevor sie mit dem mächtigen "Forever Twilight" ordnungsgemäß einstiegen. Sänger Jordan unterstrich jede Gesangzeile mit einer ausladenden Geste, stellte immer wieder Kontakt zum Publikum her und präsentierte sich als exzellente Frontsau. Die Brüder Chris und Julian, die man glatt für eineiige Zwillinge halten könnte (tatsächlich trennen sie aber sechs Jahre), wirbelten mit ihren Lockenprachten herum und hatten ebenso Spaß wie Bandsenior Albert, der sich permanent wild bangend an seine Bandkollegen heranpirschte. Der Livesound war nun perfekt und ließ keine Wünsche offen. Der Fünfer präsentierte sich perfekt aufeinander eingespielt. Die kontinuierliche Livepräsenz der letzten Monate zahlt sich eben aus. Die Malta-Doomster setzten ihr Studiomaterial derart perfekt auf der Bühne um, dass man den Eindruck gewann, "First Light" direkt in den Player geschoben zu haben. Für die hartgesottenen Doom-Jünger wurde es aber spätestens beim PENTAGRAM-Cover "Sign Of The Wolf" Zeit komplett auszurasten und jedes, auch nur halbwegs bewegliche Körperteil in Wallung zu bringen. Beim göttlichen "At The Thresholds ..." war es dann auch für mich Zeit, mal eben in andere Sphären zu entschweben und mich auf eine Reise höchster auditiver Glückseligkeit zu begeben. Nach "Empyrean Fade" durfte einfach noch nicht Schluss sein und so kredenzte uns das Dreamteam mit "Relentless" ein weiteres PENTAGRAM-Kabinettstückchen, um nach einer viel zu kurzen Spielzeit von einer Stunde 25 entrückte Seelen vor der Bühne zurück zu lassen. NOMAD SON sind live eine Macht und hätten an diesem Abend eindeutig mehr Bewunderer verdient gehabt.
Setlist NOMAD SON
Forever Twilight
Shallows Grave
The Wraith
Seven Notes In Black
Sign Of The Wolf
At The Thresholds Of Consciousness
Empyrean Fade
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Relentless
Die britischen Romantic Doomdeather THE PROPHECY musizierten als Headliner des Abends ganz in der Tradition von MY DYING BRIDE, MORPHIA und PARADISE LOST, wobei sie das extrem hohe Niveau von NOMAD SON dann doch nicht halten konnten. Das Publikum honorierte die livehaftig gelungene Umsetzung des prophetischen Songmaterials mit kräftigem Applaus, allerdings zog ich mich nach den ersten drei Songs in die heiligen Katakomben des Raz4u zurück, um mit NOMAD SON auf einen grandiosen Gig anzustoßen, woran sich ein längerer Meinungsaustausch über Gott, die Welt, den allerheiligsten Doom und klassischen Rock 'N Roll anschloss. Der Besuch der Metal Matinee hätte sich allein schon wegen des fraternisierenden Aftershow-Meetings gelohnt.
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