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Ride With Heavy Boots   05.09.2009   Immichenhain, Alte Schuhfabrik
von tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Das zieht Dir die Schuhe aus! Als Warm-Up-Veranstaltung für das diesjährige Metalfest stellte die Alte Schuhfabrik in Immichenhain (nahe Alsfeld) in Kooperation mit dem Verein CrossMusic das kleine, aber feine Ride With Heavy Boots-Festival auf die Beine. Neben drei lokalen Acts aus der hessischen Provinz hat man als headlinendes Sahnehäubchen die Power-/Speed-Institution SEVENTH AVENUE verpflichten können, die wohl froh war, endlich mal wieder live die Saiten zum Glühen zu bringen. Dass sich an diesem Abend lediglich 59 zahlende Zuschauer einfanden, betrübte nicht nur den Veranstalter, sondern auch die Metalheads, die sich mehr Zuspruch erhofft hatten.

Die Eschweger Hardcore-Formation EARTH:LINK eröffnete zu vorgerückter Stunde den Abend. Mit Bandkopf, Sänger und Gitarrist Marc Dobat war auch ein Urgestein der nordhessischen Metalszene am Start. Zumindest seine ehemalige Band CHERUBIM sollte Kennern des frommen Metal-Undergrounds ein Begriff sein. Das Gebräu aus Crossover und Hardcore mit einigen Thrash-Einsprengseln überzeugte mit einem erfreulich hohen Metalanteil. EARTH:LINK musizieren fern jeder Metalcore-Adaption und bedienten sich sogar einiger METALLICA-ähnlicher Riffs. Marcs aggressive und dennoch harmonische Vocals wirkten authentisch und fügten sich gut ins musikalische Gesamtbild ein, auch wenn er mit seinen gut 40 Lenzen inzwischen bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit gehen muss. Besonderes Augenmerk verdiente unter den blutjungen Mitstreitern Drummer Matthias Heising, dessen punktgenaues und dynamisches Spiel hervorgehoben werden sollte. Die evangelistischen Statements rundeten einen kurzweiligen, aber recht schmackhaften Gig ab.

Letzteres lässt sich von den Bad Hersfeldern DARKRAGE nicht gerade behaupten. Sie präsentierten eine Stunde Musik, wie sie derzeit in unüberblickbarer Masse auf die Bühnen getragen wird: 08/15-Metalcore, 08/15-Riffs, natürlich drei Stockwerke tiefer gelegt und 08/15-Screamgesang. Ohne den blutjungen Fünfer gänzlich in der Luft zu zerreißen, muss doch die Frage erlaubt sein, welche Zielgruppe mit dieser Musik angesprochen werden soll. Denn die simple Aneinanderreihung von AS I LAY DYING- und HEAVEN SHALL BURN-Riffs wird selbst beinharte Coreler nicht hinter dem Ofen hervorlocken. Wenn sich DARKRAGE in der Szene etablieren wollen, sollten sie schleunigst an ihrem Songwriting arbeiten und versuchen, eigene Ideen zu entwickeln.

Es ging schon allmählich auf Mitternacht zu, als die Wolfsburger Recken SEVENTH AVENUE nach längerer Livepause mal wieder die Bühne enterten. Inzwischen hat sich die Band mit dem Coverprojekt RYFFHUNTR (www.myspace.com/ryffhuntr) ein zweites Standbein aufgebaut, damit Finger und Füße nicht einrosten. Nach einer längeren Umbaupause (Mike hatte ein niegelnagelneues Sonor-Drumkit dabei) legte man ordnungsgemäß mit "Terium" los. Natürlich schlichen sich auch einige Spielfehler ein, und der obligatorische Timing-Aussetzer ließ auch nicht lange auf sich warten. Bei diesem Gig stand allerdings der Spaß an der Freude und weniger Perfektionismus im Vordergrund. Besonders positiv fiel der verbesserte Background-Gesang auf. Flo entwickelt sich immer mehr zum Sängerknaben, und Kai löste mit einigen fiesen Growls einen wohlwollenden Aha-Effekt aus. Die Setlist ähnelte der vergangener Shows, lediglich "Raging Fire" wurde gegen "Big City Sharks" eingetauscht, was nicht nur von leicht schwankenden Metalfest-Organisatoren (Andi, dieser liebevolle Seitenhieb musste einfach sein ;-) lautstark honoriert wurde. Den "Iron Man" sollte man aber mal rauskicken und gegen "Tales Of Tales" oder "Temptation" eintauschen. Außerdem hätte sich meinereiner mal wieder über den Klassiker "Rest In Peace" vom Debüt "Rainbowland" gefreut. Zu früher Morgenstunde kredenzte uns das Quintett noch MAIDENs Evergreen "Run To The Hills", der von den restlich verbliebenen Besuchern mächtig abgefeiert wurde. Es ist jedes Mal eine Freude mitzuerleben, mit was für einer hohen Motivation AVENUE ihren klassischen Power-/Speedmetal auf der Bühne umzusetzen wissen - egal ob vor 20, 200 oder 2000 Zuschauern.

Ob die Alsfelder Thrasher DIMELESS als Rausschmeißer (was für ein ironischer Terminus) um diese Uhrzeit überhaupt noch auf die Bühne kletterten, entzieht sich meiner Kenntnis, da ich nach dem AVENUE-Gig konditionell ausgedünnt die Heimreise antrat.

Fazit: Provinzfestivals können die Geduld mancher Veranstalter arg strapazieren und die Frustrationstoleranz rapide sinken lassen. Ursachen zu ergründen, warum so wenige Besucher zum RWHB kamen, ist müßig. Letztlich wird man aber mit noch aufwändigerer Promotion und höheren Einrittspreisen (die ein Auftritt von AVENUE freilich rechtfertigen) auch nicht mehr Jungvolk aus den Schützenfest- und Kirmeszelten zu einem Metal-Festival locken.

Eine umfangreiche Bildergalerie vom RWHB findet sich unter nachfolgendem Link:
http://metalmonsters.meine-bilder.com/



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