www.Crossover-agm.de PHANEROSIS: Ocaso De Soledad
von ta

PHANEROSIS: Ocaso De Soledad   (Eirene Records)

Phanerosis aus der Republik Ecuador spielen laut Eigenbeschreibung "Atmospheric Black Metal", was heißt, dass es viel Kitsch gibt, wie schon der Opener "Agonia", das schnellste Stück des 29minütigen Mini-Albums, verdeutlicht: Elektropianogeklimper, simple Moll-Kadenzen, eingängig-naives Melodieriffing. Die Einflüsse aus der Ecke Slechtvalk und Vaakevandring sind unverkennbar, von deren Qualität sind Phanerosis aber noch meilenweit entfernt und bei einer Produktion ein Stück über Proberaumniveau erübrigt sich die Möglichkeit eines fairen Vergleichs ohnehin.
"Evoco De Exanime" ist deutlich besser als der Opener. Hoher Frauengesang nur mit dezenter Keyboardbegleitung verbreitet ein gothisches Flair. Die ungewöhnliche Struktur hat beinahe etwas Progressives, wirkt allerdings auch beliebig. Ein Tipp noch für die Zukunft: Vor dem Einspielen die Instrumente stimmen. Für jeden Viertelton, den die Lead-Gitarre daneben liegt, gibt es nämlich einen Viertelpunkt mehr auf der Ohrenschmerzskala.
Der siebeneinhalbminütige, ebenfalls eigenwillig strukturierte Titeltrack "Ocaso De Soledad" kitscht in den Metal-Teilen wieder ziemlich viel herum, aber die eingeflochtenen Akustikstellen sind hörbar und das leicht doomige Grundflair gefällt auch. Spätestens "Ritual De Muerte" zeigt im Intro, dass Sängerin Caely (inzwischen nicht mehr Teil der Band) ebenso wie ihre Gitarristen ein paar deutliche Stimmprobleme hat. Sie geht die Töne zu hart an, liegt bei größeren Sprüngen auch mal einen Viertelton daneben. Ungehorsame Stimmbänder sind aber auch eine garstige Erfindung. Apropos: "Ritual De Muerte" ist der garstigste Track auf "Ocaso De Soledad" und die Gitarren sind angenehm dominant. Das Leitthema ist sogar einigermaßen gut und macht das Stück m.E. zum gelungensten des Mini-Albums. Zum Abschluss gibt es das elegische "Fader Vaar" in einer 1:1-Version gecovert, die wenig überraschend nicht ansatzweise mit dem Vaakevandring-Original mithalten kann, schon allein, weil der saubere Männergesang kaum zu hören ist und Caely wieder von links nach schräg tönt.
In der Endabrechnung entpuppt sich "Ocaso De Soledad" deshalb als eine CD mit einigen guten Ansätzen, aber auch viel Aufholbedarf. Mir kommt es streckenweise vor, als versuche die Band sich krampfhaft an einer Stilistik, die sie noch nicht durchdrungen hat, ja die ganze CD macht einen unfertigen Eindruck. Ebenso unfertig wirkt - leider - passenderweise der Eintrag zur Band in der Encyclopaedia Metallum, wo einem mitgeteilt wird, dass der Ausdruck "Phanerosis" aus dem Lateinischen stamme (korrekt wäre Griechisch), und eine der peinlichsten Corpsepaint-Brigaden aller Zeiten zum Schmunzeln einlädt.
Kontakt: www.myspace.com/phanerosis, www.ayary.webs.com/

Tracklist:
1. Agonia
2. Evoco De Examine
3. Ocaso De Soledad
4. Ritual De Muerte
5. Fader Vaar



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