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CROSS: Metal From Above
von rls

CROSS: Metal From Above   (Steel Legacy Records)

Und eine weitere Ausgrabung aus dem gottesfürchtigen Metal-Untergrund der Achtziger. Cross kamen aus Albuquerque in New Mexico, also dem Südwesten der USA, und brachten anno 1987 ein Demo namens "Metal From Above" heraus. Ein Deal mit King Klassic Records war auch schon abgeschlossen, aber bedingt durch Finanzprobleme beim Label konnten die geplanten Aufnahmen des Debütalbums nie realisiert werden, und Cross gaben einige Zeit später auf. Erst 2007 erblickte "Metal From Above" mit neuem Coverartwork auch das Licht der digitalen Tonträgerwelt, und die vorliegende CD enthält alle fünf Tracks des originalen Demos (wenngleich in veränderter Reihenfolge) und drei weitere Tracks, die bei einem Gig in der Heimatstadt der Band mitgeschnitten worden waren, wobei sich das Booklet nicht so ganz einig ist, ob das 1986 oder 1988 der Fall war. Cross hatten sich einer für die Entstehungszeit recht ungewöhnlichen Form des epischen Metals verschrieben. In einigen Parts, besonders den zweistimmigen Gitarren (beispielsweise im Titeltrack), wird eine gewisse Verwandtschaft zu Iron Maiden hörbar, aber man kann den Cross-Sound schon prinzipiell als amerikanisch identifizieren. Die texanischen Nachbarn von Helstar beispielsweise taugen als Vergleich, auch was den bisweilen recht breaklastigen rhythmischen Unterbau angeht, und wenn die Band es mal etwas schleppender angehen läßt (so in "The Ascension"), fallen einem einige Manowar-Epen als Querverweis ein, wobei generell die Schärfe des Cross-Gitarrensounds aber deutlich in Richtung der texanischen Szene weist (auch in "The Ascension" kontrastiert das doomig-fette Riff mit deutlich helleren Gitarrenüberbauten). Vorstellbar wäre hingegen durchaus, daß ein gewisser John Perez "The Ascension" gehört und daraufhin das Konzept seiner eigenen Band Solitude Aeturnus entworfen hat, denn auf deren Platten (das Debüt "Into The Depths Of Sorrow" erschien 1991) hätte "The Ascension" wunderbar gepaßt. Von den Arrangements her neigten Cross zu eher längeren Tracks, gipfelnd im die Zehnminutengrenze sprengenden "Final Journey", während ganze zwei der acht Tracks nicht die Fünfminutengrenze erreichen und selbst das instrumentale Intro "Sign Of The Cross" die beachtliche Länge von 4:46 Minuten aufweist. Und Cross brachten das Kunststück fertig, die jeweiligen Songlängen so spannend auszugestalten, daß man zu keiner Zeit Gefahren eines erlahmenden Interesses aufkommen spürt. "Final Journey" etwa beginnt balladesk, bis James Sanches nach fünfeinhalb Minuten einen gewaltigen Schrei losläßt und der Song loszugaloppieren beginnt, als wäre eine Büffelherde hinter der Band her; eine Minute später gibt es wieder eine Wendung, und ein leicht mystisch wirkender Marschrhythmus macht sich breit (das ist kein Widerspruch in sich), der in wechselnden Energiezonen dann den Rest des Songs bestimmt. Bis dahin sollte manchem vielleicht eingefallen sein, an wen die Stimme von James Sanches erinnert - der Rezensent hatte den zündenden Einfall bisher nicht, kann mit James Rivera (Helstar) und Mike Scalzi (The Lord Weird Slough Feg) lediglich zwei Eckpunkte angeben. Der Sound des Demos ist allerdings für 1987er Demoverhältnisse auch schon eher mäßig und etwas polterig ausgefallen - da gab's zu der Zeit schon deutlich Besseres zu hören. Richtig herb wird's dann aber bei den drei Livetracks in klassischem Bootlegsound mit polternden Drums und noch größeren Gleichlaufschwankungen des Quellbandes als bei den regulären fünf Tracks, die offenbar auch nicht von Masterbändern, sondern von einer Kopie übernommen wurden. Freilich: Die Strukturen der drei Livesongs sind zu erkennen, die Spielfreude weiß auch da zu beeindrucken, man muß sich halt nur etwas mehr Mühe beim Hören geben (immerhin war das kein offizieller, sondern ein privater Liebhabermitschnitt). Der Sänger liegt sympathischerweise auch mal etwas daneben, bringt aber die deutlich evangelikalen Lyrics ausdrucksstark an den Mann und rundet so ein interessantes Kapitel der Geschichte des gottesfürchtigen Metals ab. Für musikalisch Ewiggestrige eine reizvolle Sammlungsergänzung, zumal mit aktuellen Neueinspielungen von Cross nicht zu rechnen ist - über eine etwaige Neuformierung der Band, wie in ähnlichen Fällen nicht selten geschehen, ist bisher nichts bekannt geworden. Bekommt man hierzulande am einfachsten via www.karthagorecords.de (übrigens existiert auch eine auf 333 Einheiten limitierte Auflage als LP).
Kontakt: www.steel-legacy.com

Tracklist:
Sign Of The Cross
Metal From Above
Deliverance
The Ascension
Final Journey
Exodus 20
Black Death
Prisoners Of War



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