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Saga, Acoustik-X-Perience   01.05.2009   Speyer, Halle 101
von gl

Etwas knapp ...
Das letzte Mal geradezu euphorisch (siehe Besprechung vom Abschiedskonzert von Michael Sadler) und jetzt schon fast enttäuscht, um das Fazit vorwegzunehmen - das sind meine Empfindungen zum Entwicklung im SAGA-Camp. Doch von vorneherein: Auch SAGA sind geradezu gezwungen, kleinere Brötchen zu backen, doch das scheint noch nicht ganz in deren Lager angekommen zu sein, denn ein viel zu hoher Abendkassenpreis wird heuer aufgerufen (35 Euro). Zum Vergleich: Die HOOTERS, die auf ähnlichem Niveau anzusieden sind, verlangten 26 Euro und die Bude war rappelvoll ... Die Quittung: In der Woche zuvor wurden gar zwei Konzerte ganz abgesagt (26.04.2009 Aalen und am Vorabend 30.04.2009 Metzingen). Klar, die offizielle Begründung lautet natürlich "Due to local technical difficulties ...", ja, ja ... Heute abend sind vielleicht gerade mal 400 Leute in der Halle, also ein Viertel (!) an Zuschauern des o.g. Konzerts, so dass man von der dritten Reihe zum Bierstand 10 Sekunden braucht, eine Woche später bei DORO und übervollem Haus benötigt man für dieselbe Wegstrecke 10 Minuten!

Wofür die Akteure hingegen nichts können, ist die Tatsache, dass IT BITES (auf die ich mich fast noch mehr gefreut hätte!) genau bis zum Vortag auf der Tour sind (bzw. gewesen wären, da der Metzingen-Gig ja ausfiel), somit heute nicht spielen und eine langweilige Klimper-Combo von vier Akustik-Hanseln auf SAGA einleiten soll, was zwar handwerklich ordentlich gemacht ist, mit allgemein bekannten Gassenhauern in ruhigem Arrangement aber nicht nur mich und meine Begleitung fast schon nervt. Acoustik-X-Perience oder ähnlich heißt die Band der gesetzten Herren, die da gepflegt im Sitzen ihre Weisen zum Besten geben; draußen war's noch hell und dort hielt man ein Schwätzchen mit Bekannten.

Ist es ein knorriger Gnom aus einem verwunschenen Land? Nein, Ian Crichton!  Rob Moratti (ex-FINAL FRONTIER)

Jim Crichton  Still 'Scratching the Surface': Jim Gilmour

Chris Sutherland - einmal mehr der 'Tourersatz' für Brian Doerner
Am wenigsten für diesen doch schon als drastischen Abstieg SAGAS zu bezeichnenden Zuschauerschwund kann Sänger Rob Moratti - im Gegenteil, ich bin Anhänger seiner alten Band FINAL FRONTIER, wo er höher singt. Der Kanadier agiert freudestrahlend, sehr oft lächelnd und fast schon übermotiviert, aber bietet meines Erachtens eine gute Figur als Frontmann. Er kommt gutgelaunt (verspätet, da mit dem Instrumental-Opener der neuen Platte begonnen wird) auf die Bühne, während die anderen sachlich und nüchtern in den Gig einsteigen, schon da waren die Unterschiede spürbar. Denn es sind die anderen drei (Schlagwerker Chris Sutherland, der einmal mehr Brian Doerner vertritt, sieht man eh kaum und der verrichtet einmal mehr solide Arbeit), also die alten Saga-Recken Jim und Ian Crichton und Jim Gilmour, die durch ihr Gebaren und ihre Blicke zu verstehen geben, dass sie sehr wohl enttäuscht sind. Vielleicht fällt einem so etwas auch nur auf, wenn man die Band schon öfter gesehen hat, aber Körpersprache lässt natürlich Rückschlüsse zu. Und da habe ich heute den Eindruck, dass der (im übrigen recht kurze) Set nicht gerade engagiert gespielt, sondern einfach nur absolviert wird. Wobei aufgrund des hohen musikalischen Könnens und der jahrelangen Erfahrung dies nur in Nuancen spürbar wird. Das kommt auch - ob nun unbewusst - auch bei den Fans an, denn der Applaus ist zwar da, ist aber keineswegs überschwänglich. Womit also meine natürlich wie üblich subjektive Kritik nicht an bestimmen Punkten festzumachen ist, die Band agiert souverän (vielleicht zu souverän) wie immer. Jim Gilmour präsentiert wie eh und je "Scratching The Surface", Rob Moratti hat sogar den Part übernommen, bei einigen Songs ergänzend ins Keyboard zu hauen, agiert aber ansonsten nicht als Kopie von Michael Sadler, sondern singt die Songs ähnlich, aber ggf. mitunter etwas höher, was aber nicht störend wirkt. Aber man kann nicht einfach einen fast 30 Jahre etablierten Sänger einfach ersetzen und so weitermachen, als sei nichts geschehen. Des Dilemmas, was sie denn sonst machen sollen, bin ich mir durchaus bewusst. Aber die Neuformierung kam meines Erachtens einfach zu schnell, die Abschieds-Tour war gerade mal Ende 2007, die "Contact"-CD und -DVD (die zum überteuerten Preis in der Halle angeboten wird) ist noch recht neu, und da kam schon - äußerst knapp vor der Tour - "The Human Condition" auf den Markt. Das ist einfach zu viel in kurzer Zeit. Das Konzert hat mich nicht überzeugt, es war handwerklich solide (um nicht den vernichtenden Ausdruck "ganz nett" zu benutzen), aber mehr auch nicht. Der Abschluss-Applaus kann fast als Höflichkeits-Bekundung bezeichnet werden ... und das ist traurig.

Fotos: Georg Loegler






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