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von rls

CRYSTAL VIPER: The Last Axeman   (Karthago Records)

Das hier ist sozusagen die "Singleauskopplung" aus dem 2007er Album "The Curse Of Crystal Viper" - allerdings eine mit einer Gesamtspieltzeit von über einer Stunde und damit trotz eines gewissen Sammelsuriumscharakters schon irgendwie ein vollständiges und vollwertiges Album, zumal man es - dieses Fazit sei vorweggenommen - problemlos am Stück hören kann, ohne von zahllosen stilistischen wie qualitativen Brüchen unsanft aus dem andächtigen Lauschen gerissen zu werden. Generell verbleiben die insgesamt 13 Songs im traditionellen Hardrock bis Metal - mit Experimenten, wie sie andere Bands bisweilen auf solchen Zwischendurchreleases anstellen, muß man hier also nicht rechnen, wenngleich man doch einige Elemente findet, die es auf dem Album noch nicht zu hören gab. Nach der Studiofassung von "The Last Axeman" (stilistisch übrigens schon auf dem Album ob seiner keltisch angehauchten Melodie etwas aus dem Rahmen fallend) taucht gleich das erste neue Element auf, nämlich in Gestalt von "Blood And Gasoline". Dabei handelt es sich um ein Cover von Virgin Steele, und deren Sänger David de Feis sang nicht nur gasthalber die Hälfte der Vocals dieser Neuinterpretation ein, sondern steuerte auch gleich noch die orchestral angehauchten Keyboards bei, ohne die dem Song ein guter Teil seiner Atmosphäre verlorengehen würde - so etwas gab es freilich auf "The Curse ..." noch nicht. Zwei Setpositionen weiter stoßen wir auf "The Banshee", eine weitere Neuzutat, nämlich eine reinrassige Ballade mit ausschließlicher Begleitung durch Orchesterkeyboards und grand piano, Martas stimmliche Möglichkeiten im zurückhaltenden Bereich schon deutlich machend, wenngleich vermutlich noch nicht ausschöpfend (da geht noch mehr an Eskapismus) und zudem das schon vom Album bekannte Problem, daß halt Englisch nicht die Muttersprache von Martas Gatte und Texter Bart Gabriel ist und daher bisweilen mal eine etwas schräge Betonungsstruktur in manchen Worten bzw. Wortgruppen nötig wird, um Text und Melodielinie aneinander anzupassen, im Refrain ein weiteres Mal offenbarend. Um dieses Problem zu umgehen, steht an nächster Trackposition noch einmal "The Last Axeman", allerdings nun mit polnischen Lyrics, die zwar für alle Nichtkenner dieser Sprache das Mitsingen deutlich erschweren - aber immerhin findet man im Booklet die Lyrics abgedruckt, hat also keine Entschuldigung, daß man sie nicht hätte auswendig lernen können ... Damit hat es sich aber mit Neuzutaten im Gesamtsound der polnischen Band - "The Anvil Of Hate", das wir in der Betrachtung bisher übersprungen haben und das in einer offensichtlich neu eingespielten "exclusive version for this release only" enthalten ist, macht jedenfalls mit seinem speedigen, in positiver Weise altertümlichen Metal deutlich, daß mit generellen Stilschwenkungen Crystal Vipers kaum zu rechnen sein dürfte, die angesprochenen neuen Elemente also lediglich als gewisse Spektrumserweiterungen zu deuten sind. Gehen wir weiter in der Songfolge, finden wir als nächstes einen Coversong der Legende Manilla Road, nämlich "Flaming Metal Systems" vom "US Metal III"-Sampler (also nicht mal auf einem regulären Album der Truppe veröffentlicht!), eingespielt unter Beteiligung von Kat-Gitarrist Piotr Luczyk, der für das anderthalbminütige Gitarrenintro zuständig war, bevor sich ein typischer Altmetaller entspinnt, zu dem Martas hier wie in allen nicht balladesken Elementen ein wenig stärker angerauhte Stimme hervorragend paßt und der im Finale zudem offenbart, woher Pegazus ihre Inspiration zur Songidee von "Wings Of Steel" bezogen haben. Das folgende WASP-Cover "Wild Child" gerät zum schwächsten Track der Veröffentlichung - kein schlechter Song natürlich, auch kompetent gespielt (und mit einem schönen eskapistischen Unterton im ruhigen Mittelteil versehen), aber irgendwie ohne Biß, auch mit eher unauffälligen und zudem in den Hintergrund gemischten Vocals von Marta. Der Song ist allerdings schon 2005 aufgenommen worden und somit für den gegenwärtigen Entwicklungsstand der Band nicht mehr unbedingt repräsentativ zu nennen. Die letzten sechs Setpositionen gehören einem Mitschnitt des Gigs der Band auf dem 2007er Swordbrothers-Festival in Andernach, soundtechnisch eher in bootleggiger Polterqualität, aber man hört alles, was man hören muß, und die Konzertatmosphäre kommt trotz Ausblendungen zwischen den Songs gut rüber. Bestritten wurde der Gig ohrenscheinlich als Quartett ohne zweiten Gitarristen, so daß also unter Lukasz Halczuchs (oder Andy Waves) Leads keine Rhythmusparts liegen, was aber ein in diesen Momenten oft recht rhythmusgitarrenorientiert gespielter Baß von Tomasz Targosz (oder Tommy Roxx) kompensieren kann. Die Setlist berücksichtigt sowohl schnellere Tracks wie "I Am Leather Witch" als auch Stampfer mittlerer Tempi wie "The Island Of The Silver Skull", wobei wegen der Ausblendungen nicht verifiziert werden kann, a) ob die Reihenfolge der original gespielten entspricht und b) welche Tracks hier ggf. noch herausgeschnitten worden sind. Neben fünf Eigenkompositionen, alle von "The Curse ..." und bis auf gelegentliche Mitsingspielchen ("Shadows On The Horizon", dort mit Maiden-meets-Candlemass-Touch) im wesentlichen den originalen Strukturen entsprechend (und die dritte Version von "The Last Axeman" der CD beinhaltend), kommt "Flaming Metal Systems" ein weiteres Mal zur Veröffentlichungsehre, diesmal ohne Piotr Luczyk, dafür aber mit Gerrit Mutz als Gastsänger, der allerdings auch hier wie schon im Intro von "The Curse ...", das er gasthalber eingesprochen hatte, nicht gerade durch akustisch wahrnehmbare Energieschübe glänzt - er singt nicht schlecht, aber er packt einen auch nicht beim Schlafittchen, wie Marta das in der Studioversion problemlos geschafft hat, und wirkt generell eher müde. Schade drum, aber dem grölenden Publikum war das offenbar eher egal, es zeigte sich trotzdem feierfreudig, und so endet diese "Singleauskopplung" nach über einer Stunde durchaus positiv gestimmt. Guter Stoff zur Überbrückung der Wartezeit bis zum nächsten regulären Album "Metal Nation", für Einsteiger sei aber eher "The Curse ..." empfohlen.
Kontakt: Karthago Records, Stefan Riermaier, Feichtetstraße 41, 82343 Possenhofen, riermaier@aol.com, www.karthagorecords.de

Tracklist:
The Last Axeman
Blood And Gasoline
The Anvil Of Hate
The Banshee
The Last Axeman (Polish version)
Flaming Metal Systems
Wild Child
Official bootleg recording "Live In Andernach 2007":
The Island Of The Silver Skull
I Am Leather Witch
Shadows On The Horizon
The Last Axeman
Sleeping Swords
Flaming Metal Systems



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