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Airbourne, Chucks   28.12.2008   Aschaffenburg, Colos-Saal
von gl

AIRBOURNE schwimmen 2008 in Deutschland regelrecht auf einer Welle des Erfolgs, der so groß ist, daß ihr Album innerhalb eines halben Jahres zwei Mal erscheint, wobei die Zweitauflage noch die Wacken-Show auf DVD erhält. Bis zu den TOTEN HOSEN hat sich dies 'rumgesprochen, die die Australier für ihre Arena-Tour Ende des Jahres als Anheizer verpflichten. Zwischendurch spielt das Quartett Einzelshows und zum Abschluss des Jahres eine - natürlich wochenlang vorher ausverkaufte - Headliner-Show im Colos-Saal.

Chucks: Rock'n'Roll Children?  Alain, Sänger der Chucks
Dort sind kurzfristig die Ludwigshafener CHUCKS von Marek Lieberberg als Vorgruppe verpflichtet worden. (Eine Kapelle namens Sound & Fury konnte wohl nicht ...?) Die Jungspunde lösen die Anheizer-Rolle in der gnadenlos überfüllten Halle ganz gut und ernten mehr als nur Höflichkeitsapplaus. Das liegt vor allem an ihren beiden Coverversionen "Live Wire" (MÖTLEY CRUE) und "Rock'n'Roll" (LED ZEPPELIN), die sie im Anschluss an einige eigene Songs der wartenden Menge fulminant vor den Latz knallen, was wirklich hervoragend passt.

ahhh ... die Spannung ... GLEICH GEHTS LOS!!!
Die Vorfreude wird schon durch ein angeleuchtetes AIRBOURNE-Logo angefeuert und sobald die vier dann die Bühne entern, entlädt sich eine unwahrscheinliche Energie der feierwütigen aber trotz aller Intensität dennoch friedlichen Meute, wobei der kochende Hexenkessel mit Audience-Divern und ständigem Gepoge für einen Außenstehenden vermutlich doch eher wie eine Massenschlägerei aussieht! JEDER Song vom Album "Runnin' Wild" wird abgefeiert und mitgegröhlt. Frontmann und Sänger Joel O'Keefe kommt schon gleich oben ohne auf die Bühne und bereits während dem zweiten Song ist der sprichwörtliche Schweiß des Musikers dieses Mal keine wie so oft geäußerte Floskel, denn der tropft heute tatsächlich in den extrem schmalen Fotograben! Wie Joel sind auch Gitarrist David Roads und Bassist Justin Street ständig in Bewegung, am Bangen über die Bühne und wechseln ihre Positionen. (Übrigens: Kein Wunder bei diesen zwei Nachnamen, dass die Band die letzten zwei Jahre pausenlos unterwegs gewesen ist!) Die mitgebrachte Whiskey-Bottle ging zur Hälfte an die Fans, die Bierdose wurde so lang an den Kopf gekloppt, bis sie platzte, so dass neue Flüssigkeit her musste: Und da hat doch Joel tatsächlich die wahnwitzige Idee, unter den erschrockenen Blicken seiner Security während "Girls In Black" weiterriffend durch den vollen Club zu eilen, hinten beim Merch auf einem Podest zu solieren und sich auf dem "Rückweg" noch am Tresen 'n Bier zu zapfen!!! Das ist auch einmal für die hinten Stehenden Fannähe hautnah praktiziert. Und im Gegensatz zu Hamburg (von wo ich ein wenig Kritik hörte wegen der Spielzeit von unter einer Stunde) bekommen wir heute einen Song vorgetragen, den die Band laut Aussage ewig lange nicht mehr gespielt hat, nämlich "Ready To Rock" von der raren ersten EP (die hier kaum einer kennen kann). Jener ist etwas getragener, aber besitzt wie die neuen Songs einen unwiderstehlichen Groove. Es gibt heute keinen Stimmungsabfall, das gesamte Set bewegt sich auf gleich hohem Niveau. Die Energiebündel beschließen das mitreißende Konzert in der Zugabe mit "Runnin' Wild" und "Blackjack" vor einem ebenso ausgepowerten extrem zufriedenen Publikum.

Energiebündel Joel O'Keefe in Aktion - und die Menge rastet aus!!!  David Roads, der andere Gitarrist

Kein Gramm Fett: Joel O'Keefe  Und Basser Justin Street

Gitarrenwechsel  Joel beim Solo
Die Australier haben hier 75 Minuten völlig triumphal alles in Grund und Boden gerockt und waren wirklich stehend k.o. - ich muss hier absolut verteidigen, dass diese Länge in Ordnung geht, und möchte entgegen etlicher Streitgespäche mit anderen ("Bei Band XY greifst du die kurze Spielzeit an, bei AIRBOURNE isses dann wieder ok!?") darauf verweisen, dass ich selten so einen Einsatz und Stageacting bewundern durfte, und ich sehe nun wahrlich viele Konzerte. (Da ist es doch ein Riesen-Unterschied zu DISTURBED, deren Sänger sich keineswegs verausgabt, oder BULLET FOR MY VALENTINE, die keineswegs dieses erschöpfende Bühnenverhalten an den Tag legen und noch kürzer spielen!) Bei AIRBOURNE ist das Gesamtpaket aus Songs, Darbietung und Live-Umsetzung völlig stimmig. Und wenn ich den Kaufrausch am (übrigens in preisgünstigem Rahmen dargebotenen) Merchandise nachher sehe, ist dies wohl nicht nur meine Meinung!
Woanders liest man "Konzert des Jahres" - und wenn ich die vielen Gigs 2008 noch einmal rekapituliere, tendiere ich zu einer Zustimmung.

Fotos: Georg Loegler






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