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ASGAUT: Village
von rls

ASGAUT: Village   (Irrelevant Noise Records)

Gibt es da draußen jemanden, dem die Mixtur aus Progrock und Düstermetal, wie sie Opeth spielen, generell zusagt, dem die Opethschen Death Metal-Ausbrüche aber mitunter etwas zu harsch ausfallen? Dem- oder derjenigen kann geholfen werden, und zwar in Gestalt von "Village", dem ersten Album von Asgaut. Die Israelis haben sich nämlich einer ebensolchen Mixtur verschrieben, aber über den heftigeren metallischen Ausbrüchen liegt immer irgendsowas wie ein dunstiger Schleier, der für eine gewisse Abmilderung sorgt und den Kontrast zu den sanften Akustikparts daher nicht ganz so harsch ausfallen läßt; zudem hält die Rhythmusgruppe das Tempo in niedrigen bis mittleren Gefilden, auch die E-Gitarren sind nicht sonderlich extrem ausgefallen, und so bleibt die Rolle des heftigsten Widersachers dem Gesang vorbehalten, wobei Eliran Waitzman gleichermaßen dunkel brüllen wie ganz sanft, fast ätherisch entrückt singen kann, wie man gleich im sechseinhalbminütigen Opener "Glance Round Deputre" eindrucksvoll hören kann. Im Titeltrack holt er sich noch Unterstützung, und zwar vom wohl populärsten Metalmusiker ganz Israels, nämlich Orphaned Land-Sänger Kobi Farhi, der hier ein halbhohes Gebrüll von sich gibt, wie man es sonst eher aus Schweden gewöhnt ist, allerdings weniger von Mikael Akerfeldt, der im Direktvergleich eher Eliran Waitzman entsprechen würde. Das Album ist in mehreren Aufnahmesessions zwischen 2002 und 2004 entstanden, und seit 2003 kann man sich auf www.asgaut.com schon eine Demoversion herunterladen, welcher "Glance Round Deputre" noch fehlt, die dafür aber einen weiteren Song namens "Deatherapy" enthält, und es soll außerdem noch eine weitere Fassung geben, die noch um die Coverversion "Harvest" angereichert worden ist (von welcher Band wird die wohl stammen?). Zumindest eine gewisse Überarbeitung müssen manche Songs für den vorliegenden CD-Release erfahren haben, denn der Titeltrack ist beispielsweise auf der CD um mehr als eine Minute kürzer (bleibt mit 12:47 Minuten aber trotzdem der längste der fünf Songs). Aufgrund seiner stilistisch umfassenden Zutatenliste, die praktisch alles enthält, was man irgendwo im Asgaut-Kosmos verarbeitet findet, kann er zugleich als Anspieltip fixiert werden, wenngleich sein Grundtempo für Asgaut-Verhältnisse ungewöhnlich hoch liegt. Dafür enthält er ausgedehnte Parts mit Flötenverfeinerung, und hier und da macht sich gar ein Flamenco-Einfluß breit. Hingegen überrascht die Tatsache, daß die proggigen Parts diesen Namen eigentlich gar nicht verdienen, denn im rhythmischen Kontext sind sie durchaus geradlinig gehalten und auch ansonsten wenig "fortschrittlich" - nennen wir sie also besser "Akustikparts", denn Oran Bar und Kobi Cherisky schalten ihre verstärkten Gitarren hierfür im Regelfall aus, wobei es aber auch ein paar hübsche A-/E-Kombinationen gibt, die an beste Zeiten von Psychotic Waltz erinnern. Das nur 3:35 Minuten kurze "Miles Of Rain" besteht ausschließlich aus Akustikgitarren (mit deutlich schwedischem Touch) und sanftem Gesang und teilt das Album quasi in der Mitte, denn mit "Between The Secrets" und dem Songdoppel "Bridges ... In The Edge Of The Hour" folgen noch einmal zwei überlange Brocken um die Zehnminutengrenze, so daß das Album mit fünf Songs immerhin weit über 40 Minuten Spielzeit erreicht. Große Überraschungen halten die beiden letzten Songs nicht mehr bereit; "Between The Secrets" ist unterm Strich vielleicht der Song mit dem größten Anteil hartmetallischer Parts hier, während "Bridges" in seinen reichlich drei Minuten quasi als Akustikintro für die sechs Minuten von "In The Edge Of The Hour" fungiert, in der CD-Programmierung in einem Track zusammengefaßt, in der Demoversion noch als zwei Songs getrennt. "In The Edge ..." enthält mit verzerrten Gesängen die einzigen etwas moderner anmutenden Elemente des Albums, die an dieser Stelle sogar ein wenig als Störfaktor fungieren, ergo nicht unbedingt hätten sein müssen. Von der Bandkonstellation her scheinen Asgaut offiziell ein Trio zu sein, Bassist Sarel Keren und Drummer Omri Leibovits nur als Assoziierte zu fungieren, obwohl sie im Booklet ebenfalls abgebildet sind. Das Cover enthält übrigens einige hübsche paradoxe Konstellationen, die sich erst auf den zweiten oder dritten Blick auflösen lassen, wenn man das Booklet mal dreht. Paßt irgendwie zur Musik der Band. Wer die offizielle CD noch sein eigen nennen möchte, sollte sich beeilen, denn sie scheint auf 1000 Exemplare limitiert zu sein, und ich habe schon die Nr. 736; ansonsten kann man sich anhand der downloadbaren Demofassung des Albums aber auch ein Bild vom Asgaut-Schaffen machen und hoffnungsfroh aufs nächste Album warten.
Kontakt: www.asgaut.com

Tracklist:
Glance Round Deputre
Village
Miles Of Rain
Between The Secrets
Bridges ... In The Edge Of The Hour



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