www.Crossover-agm.de STORMBRINGER: Don't Think ... Obey!
von rls

STORMBRINGER: Don't Think ... Obey!   (My Graveyard Productions)

Dieser Sturm unter vielen gleichnamigen bläst aus Italien über die Alpen und sollte dem einen oder anderen Anhänger weiblich vokalisierten Metals neue Fönfrisuren bescheren. Sängerin Jessica hält sich nämlich von klassischen Stimmlagen fern, röhrt allerdings auch nicht ganz so roh wie weiland Federica De Boni in den besten Tagen von White Skull ins Mikro. Verbündete findet sie beispielsweise in Marta von Crystal Viper oder den Damen, die bei Krles aus Tschechien hinter dem Mikrofon agierten oder agieren. Die instrumentale Seite dagegen landet zwischen sämtlichen Stühlen, ist für klassischen Italometal zu simpel und zu traditionsbewußt, für traditionellen Hardrock dann aber wiederum zu hart. Das macht freilich nichts, denn der Zielgruppenspagat könnte Stormbringer durchaus gelingen, zumal sie mit dem Opener "Heavy Metal" eine richtig starke speedige Metalhymne geschrieben haben, wenngleich die in der Fanwirkungsanalyse einen großen Knackpunkt aufweist, nämlich die äußerst holprig gedichteten und auch sehr eigentümlich auf die Melodienoten verteilten Lyrics (über die Aussprache schweigen wir lieber ganz). Da kann man nicht mal mit ordentlich Promille im Blut anständig mitshouten, weil man sich ständig irgendwie verhaspelt. Schade drum, denn der Song als solcher ist wie erwähnt richtig gut, setzt den Bombast in wohl gewählter Dosis ein, macht Druck nach vorne und ist vom musikalischen Spaßfaktor für den Traditionsmetaller sehr weit oben anzusiedeln. "Red Moon Rising" wiederum geriet vom Songwriting her etwas verschachtelter, ohne deshalb aber das Prädikat "progressiv" umgehängt zu bekommen; hier spielen die Keyboards von Gabriele (das ist übrigens wie auch Simone am Baß ein Mann, Jessica bleibt das einzige weibliche Bandmitglied) dann auch eine etwas größere Rolle als in den geradlinigeren Tracks, von denen beispielsweise mit "Arrogance Man" in der Songreihenfolge gleich der nächste folgt, der außer ein paar Stakkatofills eher traditionellen und geradeausmarschierenden Hardrock mit ausschweifenden Gitarrensoli von Emanuele beinhaltet. Der Rest des Materials mixt die bisher beschriebenen Stilistika munter und mit verschiedenen Mischungsverhältnissen, so daß in "Obey" beispielsweise ein düster-balladeskes Intro wieder in einen angeproggten Metalsong übergeht, bei dem die insgesamt leicht verwaschene Produktion sich sogar zu einem gewissen Vorteil auswächst, denn die orgelnde Keyboardlinie macht an einigen Stellen gar den akustischen Eindruck einer Sackpfeife, und das verleiht dem Song ein eigentümliches, leicht mittelalterlich angehauchtes Klangbild, wenngleich die Keyboardsounds generell den hier ehrenvoll gemeinten Begriff "altertümlich" für sich beanspruchen dürfen, denn Gabriele hat offensichtlich seinen Kasten in den Mittsiebzigern verschlossen und seither erst wieder für die Aufnahmen geöffnet. Generell musizieren Stormbringer deutlich rückwärtsgewandt, wenngleich die Grundlagen ihrer musikalischen Mischung eher in den Achtzigern als in den Siebzigern zu verorten sind (und das, obwohl es der Prog ja gerade in den Achtzigern schwerer hatte als in den Siebzigern oder seit den Neunzigern). Die scheinbare Überlänge der Tracks relativiert sich allerdings - mit acht Songs und einem Intro zu "X" kommen Stormbringer zwar auf 50 Minuten Spielzeit, aber von dieser müssen die hinteren sieben für eine Pause und etliche Minuten sinnfreie bis nervende Geräuschkulisse abgezogen werden. Vielleicht entdeckt man irgendeinen Sinn, wenn man der italienischen Sprache mächtig ist, denn das eingebaute Gelaber hält die Band logischerweise in ihrer Muttersprache ab. Die Verwendung der Muttersprache wäre auch für die Lyrics der nächsten Songs dringend anzuraten, denn nicht nur in "Heavy Metal", sondern auch in allen anderen nichtinstrumentalen Songs des Albums holpert die englische Ausdrucksweise in furchterregender Manier vor sich hin (wie man es sonst nur aus metallischen Entwicklungsländern ohne Englischunterricht an den Schulen kennt) und steht damit in einem unvorteilhaften Kontrast zur eigentlich recht ansprechenden, mitunter sogar richtig begeisternden Musik (der insgesamt etwas fehlende Druck und die ausbaufähige Klarheit mancher Passagen mag der schmalen Bandkasse geschuldet sein, aber da kennt man auch von größeren Bands deutlich schlechtere Produktionen). Wen das nicht stört, der höre mal in den bereits gelobten Opener und in das ausladende, nicht sonderlich innovative, aber dafür richtig Hörspaß machende achtminütige Abschlußinstrumental "Mistery" hinein und entscheide selbst, ob er sich von dieser Band eine neue Fönfrisur verpassen läßt.
Kontakt: www.stormbringermetal.com, www.mygraveyardproductions.com

Tracklist:
Heavy Metal
Red Moon Rising
Arrogance Man
Obey
Death And Soul
Intro
X
Life In Oblivion
Mistery
 




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