www.Crossover-agm.de WHITE SKULL: Public Glory, Secret Agony
von rls

WHITE SKULL: Public Glory, Secret Agony   (Breaker Records)

White Skull hab' ich bei meinem ersten Gig-Besuch des Jahres 2000 als Support von Grave Digger gesehen und in durchaus guter Erinnerung behalten. Nun hat mit "Public Glory, Secret Agony" auch der erste Tonträger den Weg in meine Anlage gefunden (es ist übrigens schon White Skulls fünfter, allerdings waren und sind die ersten beiden Longplayer sowie der Shortie "Asgard" außerhalb Italiens nur als recht rarer Import aufzutreiben) und bestätigt diese gute Erinnerung nachhaltig. Klar, spätestens nach der ersten Minute des dem üblichen dramatisch-heroischen Intro folgenden "High Treason" gibt es keinen Zweifel mehr über die Herkunft der Band, so typisch bombast-italometallisch klingt das Ganze, aber Chefkomponist Tony Fonto hat das wohl geahnt und deshalb, anstatt den Song gleich zum erwarteten Speedie weiterzuentwickeln, erstmal eine ruhige Gesangspassage eingebaut, in der sich Federica "Sister" De Boni vorstellen darf. Die Dame entwickelt sich auch rasch zum größten Originalitätstrumpf von White Skull, denn ihr liegt nichts ferner, als ihre männlichen Kollegen von Fabio Lione bis Luca Capellari kopieren zu wollen. Statt dessen vernimmt man Reibeisenvocals, wie der Ältere sie von Janis Joplin und der Popmusikfreund von Gianna Nannini kennt (die ja beide mit Italometal bekanntermaßen nichts am Hut hatten/haben). Davon müssen die Bandmitglieder so beeindruckt gewesen sein, daß sie sich bei den Backings demütig zurückgehalten haben. Wenn vor knapp 2000 Jahren eine Gruppe Gladiatoren so lasch "Hail Caesar" gerufen hätte wie in "In Caesar We Trust", wären wohl ohne viel Federlesens die Löwen losgelassen worden. Damit sind wir schon bei den Lyrics: "Public Glory, Secret Agony" ist ein Konzeptalbum über ausgewählte Aspekte des Römischen Reichs (was, seien wir ehrlich, zu einer italienischen Band im Sinne von Oswald Spengler viel besser paßt als die "Tales From The North", die White Skull auf ihrem letzten Album behandelten), was auch jeder Unkundige anhand der Songtitel merkt. Nur über die konkrete Umsetzung kann ich euch wieder mal nichts erzählen, denn ich hab' kein Textblatt hier. Schade eigentlich. Ich deute das Ganze jetzt einfach mal so, daß es, sofern die Songs chronologisch angeordnet sind, mit dem durch Nero verursachten Brand Roms einsetzt (das Intro heißt "Burn Rome, Burn (Nerone's Song)") und sich über die folgende Blüteperiode (unter Trajan um 100 n.Chr. hatte das Reich seine größte Ausdehnung) bis in eine Zeit zieht, in der defätistische Elemente einen gewissen Zerfall, zumindest aber einen inneren Stillstand (die titelgebende Agonie) ankündigen. Dies korrespondiert auch mit der Tatsache, daß die speedig-bombastischeren und damit "positiveren" Songs am Anfang und in der Mitte des Albums stehen, während man gegen Ende langsamer, massiver, eben agonischer wird (und nur im Schlußtrack "Time For Glory" die ganze Story noch einmal zusammenfassen möchte, wobei der Ruhm letztendlich doch eine etwas verklärende Oberhand gewinnt). Die Dualität aus Ruhm und Agonie manifestiert sich schon im Cover, auf dem die leicht bekleidete Königin (könnte es Kleopatra sein?) den Ruhm verkörpert, wohingegen die sie tragenden Krieger schon nicht mehr ganz gesund aussehen (der Zeichner hat übrigens bei ihnen offenbar ganz intensiv zu Maidens Eddie geschielt). Interessante Sache also, das Ganze, dazu musikalisch kompetent umgesetzt, weshalb der Zielgruppe der Erwerb keinesfalls ausgeredet werden soll, auch wenn der eine oder andere Song, etwa der sich etwas durch seine siebeneinhalb Minuten langweilende "In Caesar We Trust", durchaus noch Steigerungspotential offenlegt. Ein mit gelegentlichen Ruhepunkten, hoher Geschwindigkeit und starken Melodien ausgestatteter Song wie "Mangler" oder auch das midtempolastige, trotz großer Eingängigkeit nicht anspruchslose und somit (trotzdem) hitverdächtige "Cleopatra" machen diese kleinen Schwächeanfälle locker wett.



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