www.Crossover-agm.de GRAVE DIGGER: Excalibur
von rls

GRAVE DIGGER: Excalibur   (GUN Records)

Geschichtsstunde, die dritte: Nach der Historie von Schottland (auf der 96er Scheibe "Tunes Of War") und den Geschehnissen rund um den Tempelritterorden ("Knights Of The Cross", 1998) runden Grave Digger ihre Mittelalter-Trilogie nun mit der Behandlung der Artus-Sage ab. Und während sie mit den beiden erstgenannten Scheiben thematisch in völlig unerschlossenes Gebiet vordrangen, müssen sie sich nun Vergleiche mit den Myriaden von Bands gefallen lassen, die es auch schon mit dem ollen englischen König und seiner Tafelrunde hatten - Blind Guardian (deren Sänger Sir Hansi "Derfel" Kürsch übrigens einige Backingvocals auf "Excalibur" einsang) und Velvet Viper seien nur als Exempel genannt. Aber Grave Digger haben ihren eigenen Stil im weiten TrueMetalLand, und der ist auch auf der neuen Scheibe von der ersten bis zur letzten Minute zu vernehmen und eindeutig zu identifizieren (böse Zungen würden jetzt sicher von mangelnder Weiterentwicklung sprechen, aber warum sollte die Band ihre Trademarks aufgeben?). Allerdings muß konstatiert werden, daß die Mannen um Sänger Sir Chris "Parcival" Boltendahl es wieder nicht geschafft haben, ihre kreative Sternschnuppe "Tunes Of War" zu toppen, auch wenn man öfter mal an diese Scheibe erinnert wird (das geht schon beim Intro "The Secrets Of Merlin" los, welches einen ähnlichen Aufbau wie "The Brave" von "Tunes ..." besitzt und außerdem auch noch einen kleinen Touch Richtung "Chamber Of Lies" von Running Wilds Meisterwerk "Pile Of Skulls" aufweist - auch letzterer vielleicht nicht zufällig, da der heutige Grave Digger-Basser Sir Jens "Tristan" Becker zu Beginn der Arbeiten an "Pile ..." noch bei Running Wild spielte). Eine Hymne wie "Rebellion (The Clans Are Marching)" schreibt man eben nicht alle Tage - indes sind zwei der neuen Songs nicht allzuweit von diesem 96er Classic entfernt: der Titelsong "Excalibur", dessen mächtigen Chorus auch der Unmusikalischste nach dem ersten Hören mitsingen kann, und das in behäbigem Tempo wie flüssiges Blei aus den Boxen gequollen kommende "The Round Table (Forever)", dessen Refrain in geschickter Weise Historie und truemetallische Attitüde kombiniert. Auch bei vielen anderen Songs wurde großer Wert auf das chorisch-hymnische Element gelegt, wobei sich mitunter auch mal ein kleiner Ausfall eingeschlichen hat (z.B. der nicht so pralle Stampfer "The Spell"). Die Ballade "Emerald Eyes" kommt ebenfalls nicht ganz an der "Ballad Of Mary" (ja, auch von "Tunes Of War") vorbei. Ansonsten gibt's wie gewohnt eine Prise Speed ("Pendragon", "Mordred's Song" - letztgenannter kein Blind Guardian-Cover) und eine Mütze massives Midtempo ("Avalon"). Sir Uwe "Lancelot" Lulis hat ein paar sehr gute Gitarrensoli evoziert, und ein paar neue Elemente finden sich schließlich doch noch. Sie hören auf die Namen Sir Eric "Balan" Fish sowie Sir "Balin" Bodenski, spielen normalerweise bei Subway To Sally und steuerten medievale Klänge von Drehleiern, Dudelsäcken, Flöten, Schalmeien und Barockoboen bei, die das textliche Konzept untermauern helfen. Selbiges läßt sich von allen Wißbegierigen im simpel, aber wirkungsvoll gestalteten Booklet mittels genauerer Erläuterungen zu den zwölf Songs nachvollziehen. Als ein wenig merkwürdig muß lediglich noch der Sound gebrandmarkt werden: Sobald sich der Baß in sehr tiefen Lagen bewegt, donnert er derart druckvoll aus den Boxen, daß er fast die Rhythmusgitarren übertönt - verläßt er diese Lagen, ist er rätselhafterweise kaum zu hören. Dies führt zu extrem merkwürdigen Soundschwankungen, die ich in dieser Gestalt bisher auf keinem anderen Longplayer gehört habe.
Unterm Strich bleibt also ein starkes, wenn auch nicht geniales Scheibchen, das zwar niemanden, der Grave Digger bisher nicht mochte, zum Fan machen, aber auch keinen Altfan enttäuschen wird. Neueinsteiger sollten sich indes erstmal auf die Suche nach "Tunes Of War" machen und austesten, ob sie mit dem kräftig-rauhen Gesang zurechtkommen.
gez. Sir Roland "Dubricius" Ludwig






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