www.Crossover-agm.de EATLIZ: Violently Delicate
von ta

EATLIZ: Violently Delicate   (Anova Records)

Ein hebräischer Bandname, der übersetzt "Schlachthaus" bedeutet, ein paradoxer Albumtitel, ein kleines Mädchen mit Hasenohren auf dem Kopf, das mit großen Koteletts spielt - einen guten Ersteindruck machen Eatliz aus Tel Aviv schon mal. Der Eindruck bleibt erhalten, wenn man "Bolsheviks", den Opener des Albums, hinter sich hat: Ein zärtliches Klavierintro wird mit harschen Gitarren unterbrochen und in ein Prog-Metal-mäßiges Arrangement überführt, entwickelt sich aber dann zu einem Pop-Rocker mit ebenso vielen zärtlichen Flageoletts wie abgehackten Metal-Einschüben, der von Sängerin Lee Triffon mit einer hohen, aber nie nervigen und immer wohlausgebildeten Stimme ganz fabelhaft zusammengehalten wird. Das Endergebnis ist jazzig-progressiver, durchgeknallter und sehr vielschichtiger Alternative Rock, den man nur schwer mit einer anderen Band vergleichen kann.
So ähnlich geht es denn auch weiter durch die insgesamt 50:52 Minuten, die "Violently Delicate" dauert. Experimentell sind Eatliz, mutig, aber die nötige Portion Eingängigkeit haben sie auch mitgebracht: Die Gesangsmelodien sind der rote Faden der Songs, die enorm versierte Band besorgt den vertrackten Teppich darunter. Besonders die Rhythmusfraktion hat einen unwiderstehlichen Drive, der gerade in den eigentlich ruhigen Momenten wie der Ballade "Attractive" oder dem orientalisch anmutenden "Say Where" ins Auge fällt. Augenfällig ist auch die atemberaubende Dynamik der Tracks, die durch einen hohen Grad an Abruptheit gekennzeichnet ist - in einem Track wie "Hey" geht es in drei Minuten locker achtmal rauf und runter -, aber dennoch die Stücke nicht zerreißt. Irgendwie schaffen es Eatliz stets, sinnvoll zu klingen - ein kleines Kunststück.
In der Mitte des Albums gebaren sich Eatliz etwas zugänglicher: "Big Fish" ist kraftvoller, etwas abgedrehter, aber konsumierbarer Pop, "I Donīt Care" eine Art Portishead-goes-Pop-Nummer, die erst in der letzten Minute an Heavyness gewinnt, und "Mix Me" eine melancholische Ballade mit Pink-Floyd-artigen Spielereien auf der Gitarre. Aber auch diese Nummern sind ihrer hintergründigen Details und Einfälle wegen weit von 08/15-MTV-Material entfernt.
Die zwischen bissig und albern schwankenden Texte machen den Topf schließlich zu. "Violently Delicate" ist ein klasse Album.
Kontakt: www.eatliz.com, www.anovamusic.com

Tracklist:
01. Bolsheviks
02. Violently Delicate
03. Attractive
04. Hey
05. Sunshine
06. Say Where
07. Big Fish
08. I Don't Care
09. Mix Me
10. Be Invisible
11. Whore
12. Mountain Top



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