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Rock The Valley   21.03.2009   Ennepetal, Halle der Voigt GmbH
von tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Die Jesus Freaks Ennepetal überraschen immer wieder mit ihrem kleinen, aber feinen Rock The Valley-Festival, welches sich im Gegensatz zur großen Schwester Christmas Rock Night bzw. Legends Of Rock vor allem die Unterstützung der nationalen Rock- und Metalszene auf die Fahnen geschrieben hat. In diesem Jahr hat man als Headliner einen der besten deutschen Powermetal-Acts verpflichten können, nämlich keine Geringeren als SEVENTH AVENUE, die in Oelkinghausen zudem noch ihr 20-jähriges Bandjubiläum ausgiebig feiern wollten. Da lässt sich der Headbanger nicht zweimal bitten und nimmt die Einladung zur Feierstunde gerne an.

Den Abend eröffneten die Lokalmatadoren MOURNING ENGINES, die schon 2007 an selbiger Stätte für eine livehaftige Überraschung sorgten und mit old-schooligen Covernummern das Publikum begeisterte. Seitdem ist einiges passiert bei den Ennepetalern. Sänger Oliver hat die Band verlassen und seit Sommer 2008 veredelt Janin mit ihrer rauen und kraftvollen Stimme das Songrepertoire der Engines. Das zierliche, aber stimmgewaltige Fräulein riss die Altrocker begeistert mit und zeigte auch beim Stageacting die notwendige Professionalität. MOURNING ENGINES haben inzwischen eine ganze Palette eigener Songs am Start und wissen, wie man griffige Hooks und Melodien komponiert. Gerade solche mächtig groovenden Nummern wie "Just A Girl" oder das bluesige, BLACK SABBATH-beeinflusste "Retaliation" unterstrichen, dass man fernab moderner Strömungen und Trends auch das in der Mehrzahl vertretene junge Publikum begeistern kann. Well done guys and girl!
Setlist MOURNING ENGINES
Retaliation
Devils Run
The Trooper
Rising Phoenix
Just A Girl
Summer Song
Maybe
Twist The Fate
Monster
Fateful Night
Rock 'N' Roll

Was die Frankfurter CONCEPT INSOMNIA im Folgenden boten, traf allerdings nicht jedermanns Geschmack. Die blutjunge Combo hat es zwar schon bis auf die Bühnen des W:O:A geschafft, was aber im Zuge einer immer fragwürdiger werdenden Label- und Promopolitik nicht wirklich aussagekräftig ist. Zugegeben, die fünf Musiker beherrschen ihre Instrumente und wissen, wie man effektreich post. Das pubertäre Gehampel inkl. der grenzwertigen Ansagen von Sänger Luke wischte jedoch jedweden professionellen Anspruch beiseite. Musikalisch würde ich die Milchbärte irgendwo zwischen Gothicmetal und Metalcore mit leichter Schweden-Death-Schlagseite einordnen. Aber eben gerade der Versuch, mehrere stilistische Spielarten zu einem homogenen progressiven Gebräu zu verknüpfen, misslang in der livehaftigen Umsetzung gründlich. Zu zerfahren und orientierungslos wirkte das Songmaterial. Die abrupten Wechsel von seichten, Synthi-unterstützten melancholischen Passagen und wütenden Core-Attacken trugen zum unstimmigen Gesamtbild bei. Diese Band muss noch hart an sich arbeiten, will sie in der Szene wirklich was reißen.

Seventh Avenue  Seventh Avenue
Wo bei CONCEPT INSOMNIA die Erfahrung fehlt, können SEVENTH AVENUE auf eine nunmehr 20-jährige zurückgreifen. In diesen Dekaden hat die Band Höhen, Tiefen und etliche Besetzungswechsel erlebt, sich aber immer wieder aufgerappelt und sich kontinuierlich gesteigert. Auch an diesem Abend sollte nicht alles reibungslos über die Bühne gehen, was aber weniger an der Band selbst als vielmehr durch den am Mischpult wohl etwas überforderten Soundmenschen lag. So wurde "Terium" nach kurzem Anspiel wieder abgebrochen und nach erneutem Soundcheck neu gestartet, was den Beginn des Sets etwas holprig gestaltete. Der Sound wurde im Verlauf aber immer besser, so dass spätestens ab "A Step Between The Worlds" auch die Drumsalven im vorderen Bühnenbereich voluminös zu vernehmen waren. Herbie stimmte bei "Infinite King" die üblichen Mitmachspielchen an, wobei sich meinereiner etwas zurücknahm, um Kraft für endgeile Nummern wie "Futures Dawn" und das an alte glanzvolle HELLOWEEN-Tage erinnernde "Iron Man" zu sparen. "Way To The Stars" sang Herbie wiederum ohne Gitarre, was den neuerlichen Wunsch näherte, probehalber einen Gig nur mit zwei Gitarren zu absolvieren, damit er sich ganz auf den Gesang und das Stageacting konzentrieren kann. Es wäre sicherlich mal einen Versuch wert. Aufgrund der zeitlichen Verzögerung zu Beginn wurde "Raging Fire" kurzerhand gestrichen und als einzige Zugabe der MAIDEN-Evergreen "Run To The Hills" kredenzt, der aus dem Repertoire der Band einfach nicht mehr weg zu denken ist. Die Metalheads mobilisierten noch einmal alle Kräfte und verabschiedeten die fünf Recken unter frenetischem Applaus von der Bühne. Klar, dass nach diesem technisch anspruchsvollen klassisch metallischen Gewitter die Luft raus und der Höhepunkt des Abends erreicht war. Auf die nächsten 20 Jahre mit hoffentlich weiteren genialen Alben und einer deutlich expandierenden Livepräsenz im europäischen Raum!
Seventh Avenue
Setlist SEVENTH AVENUE
Intro (Einspielung)
Terium
Levy Your Soul From Hate
Crowd In The Dark
A Step Between The Worlds
Needs
Infinite King
Futures Dawn
Iron Man
Way To The Stars
New Era
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Run To The Hills

Über den Rausschmeißer HEAVENFALL kann ich denn gar nicht mehr viel berichten, da man im recht beengten Backstagebereich noch miteinander anstieß und über die Entwicklung der Rock- und Metalszene fachsimpelte. Immerhin verbreitete die Band aus Wetter an der Ruhr mit ihrem progressiv geschwängerten Symphonic-Metal jede Menge gute Laune. Nichts wirklich Spektakuläres, aber zumindest variabel in der Umsetzung, da man mit zwei Sängern agierte, was das Songmaterial zusätzlich aufwertete.

Fazit: Von einigen Problemen beim Livesound mal abgesehen darf von einem gelungenen kurzweiligen Festivalabend gesprochen werden. Ein besonderer Dank geht an Mark Bergmann und die Jesus Freaks Ennepetal für die reibungslose Organisation und die besucherfreundlichen Preise.

Fotos: Mark Bergmann



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