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Rock The Valley   31.03.2007   Ennepetal, Halle der Voigt GmbH
von tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Nur zu gut erinnerte ich mich an diese Location, als ich mir in der Jahrhunderthitze des Sommers 2003 an selbiger Statt brasilianischen Deathmetal/Grindcore bei gefühlten 60°C Hallentemperatur verabreichen ließ. Mehr als dreieinhalb Jahre später herrschten in der Halle der Voigt GmbH doch wesentlich angenehmere Temperaturen und man konnte sich auf ein kleines, schmuckes Festival freuen, zu dem die Jesus Freaks Ennepetal (www.jf-ennepetal.de) überwiegend lokale Bands eingeladen hatten. Dabei bildeten die Bonner Deathmetaller AWAS auch ein echtes Novum, sah ich den Vierer vom Rhein zum ersten Mal live on stage. Die Halle war mit knapp 200 Besuchern gut gefüllt und die Altersspanne des Publikums dürfte zwischen sechs und sechzig Jahren gelegen haben.

AWAS übernahmen auch gleich die Funktion des Einheizers. Das Stageacting der Band wirkte über weite Strecken zwar recht hölzern bis statisch, auch das etwas hastig vorgetragene Gebet von Grunzmaschine Viktor zu Beginn hätte ich etwas weiter hinten im Set platziert, dennoch muss man den Mannen eine ordentliche spielerische Gesamtleistung bescheinigen. Der old-schoolige Deathmetal offerierte neben heftigen Blastattacken auch langsame Moshparts und groovende Riffmonster. Die Hinzunahme eines zweiten Gitarristen würde sicherlich Sinn machen, um den Livesound etwas voluminöser auszugestalten. Das Publikum schien mit dem derben Songmaterial der Männer vom Rhein zunächst nicht ganz warm zu werden, erst zum Ende des Sets erkannten aber immer mehr die musikalische Klasse und die Beifallsstürme häuften sich. Ein wahrhaftiger Acoustic War Against Satan, der durch die Halle fegte. AWAS entpuppten sich als die legitimen Nachfolger der leider nicht mehr existierenden NOIZ und man kann nur hoffen, dass die Band ihren musikalischen Weg konsequent weitergeht.

TRUST ROCKS gehörten als Mit-Ausrichter des Festivals nahezu selbstredend zum Live-Aufgebot und so durfte ich mich wieder auf eine satte Packung old-schooliger Riffs freuen. Leider konnte Mark nur unter Einnahme von Schmerzmitteln sein Drumkit bedienen, so dass sich im Verlaufe des Sets auch ein paar Timingfehler einschlichen, die aber den bärenstarken Gesamteindruck kaum trübten. War der Gitarrensound zu Beginn etwas arg laut geraten, besserte er sich aber im Verlaufe des Sets und so konnte man klassische Rausschmeißer wie "The Sun Is Shining Again", "Mind Attacks" und "Victory" in gewohnt spieltechnisch routinierter Form vollends genießen. Hans ("Gitarristen sind noch wichtiger als Bassisten, wegen der Gitarrensoli" ;-) scheint jeden Auftritt als seine ganz persönliche Worship-Session zu feiern, während Bass-Philosoph Jan ("Bassisten sind ein superwichtiger Teil der Band (...) weil die das Schlagzeug mit der Gitarre verbinden" ;-) dem Tiefton-Nachwuchs Anschauungsunterricht erteilte. Es macht einfach Spaß, den Jungs beim Zelebrieren zeitlosen Heavy Metals zuzuschauen. Demotivation oder Langeweile? Fehlanzeige! Als Zugabe wurde erwartungsgemäß "Makes Me Wanna Sing" kredenzt, das auch hervorragend beim Ennepetaler Publikum zündete. STRYPER sind nach wie vor präsent in der Szene, Daumen hoch. Trotz einiger widriger Umstände ein wieder mal rundherum gelungener Auftritt der Westfalen-Metaller.
Setlist TRUST ROCKS:
Glory
Dangerzone
Revelation
My Rock
You Make Me Fly
The Sun Is Shining Again
Mind Attacks
Money
Victory
---------
Makes Me Wanna Sing

Mit den Schwelmern DISORDER betrat die erste Alternative-Combo die Bühne. Angefangen vom stilechten Shure 55-Mikro bis hin zum einheitlichen Outfit, bestehend aus dunklen Hemden und roten Krawatten, kamen die Herrschaften eher wie eine Swing-Truppe im 50er-Jahre-Stil rüber, womit sie musikalisch aber nun gar nichts gemein hatten. Der Sound des Fünfers erinnerte mich phasenweise an alte PRAYER CHAIN und späte PRECIOUS DEATH. Stilistisch würde ich das Ganze mal als eine Hybris aus groovigem Rock 'N Roll mit Post-Grunge-Anleihen und Crossover-Einsprengseln bezeichnen. Für einen Puristen-Metaller wie meinereiner war die Band sicherlich keine Offenbarung, aber für ihr professionelles Auftreten und ihre kraftvolle musikalische Darbietung gab's auch reichlich Beifall von meiner Seite.

Die nachfolgenden P.A.I.N. MANAGEMENT versuchten wirklich jeden nur denkbaren Musikstil unter einen Hut zu bringen, was mir zunächst einmal Bauchschmerzen bereitete. Die Band selbst bezeichnet ihren Stil als Unique-Metal, was angesichts der stilistischen Vielfalt (oder Verwirrung, je nach Betrachtungsweise) in etwa hinkommt. Dennoch hatte ich Schwierigkeiten, in der Musik des Fünfers aus Schwelm so etwas wie einen roten Faden zu entdecken. Kein Stück ließ sich stilistisch mit dem anderen vergleichen. Mal wurde fast EXTOL-mäßig progressiv ausladend herumgebolzt, dann folgte eine moderne progressiv angehauchte Powermetal-Nummer mit Metalcore-Einflüssen, selbst vor Elektro-Goth- und Darkwave-Stücken schreckte man nicht zurück. Klingt in der Tat verwirrend - dass es dennoch funktionierte, schien allein in der Versiertheit der auf der Bühne versammelten Musiker begründet zu liegen. Denn die schafften es angesichts dieses wirreren Stilmixes, das Ganze spieltechnisch fehlerfrei und spannungsreich zu gestalten. Hut ab!

MOURNING ENGINES sorgten aber für die Überraschung des Abends. Zu meinem Erstaunen erfuhr ich, dass es sich um die ehemaligen Punkrocker BIERSCHISS handelte (ja genau, die Grottencombo, die in der Hitzeschlacht des Sommers 2003 nicht nur meinen Unmut auf sich zog). Offenbar hatte sich die Band meine damalige Empfehlung zu Herzen genommen und so gab man an diesem Abend mächtig Gas und drückte herrlich old-schooligen Hardrock und Heavy Metal im Stile von GUNS 'N ROSES, MOTÖRHEAD und MAIDEN aus den Instrumenten. Da sich die Herren nach einigen Besetzungswechseln erst mal mit Material namhafter Größen beschäftigten, fanden sich auch einige Covernummern im Set der Ennepetaler wieder, u.a. "Wasted Years" von MAIDEN. Sänger Oliver Sehnke tönte denn auch wie eine Mischung aus Axl Rose und Lemmy und ließ es sich nicht nehmen, die Spiellaune der Band mit urkomischen Faxen und stetigem Kontakt zum Publikum zu verstärken. Die Mutation von einer der schlechtesten Punkrockbands zu einer ernst zu nehmenden Metal-Combo darf man daher als absolut geglückt bezeichnen.

Als Warming-Up für das in nicht mehr allzu große Ferne gerückte ELEMENTS OF ROCK eignete sich ROCK THE VALLEY hervorragend und die vertreten Bands an diesem Abend konnten allesamt in ihrem Metier überzeugen ... und das alles für gerade mal drei Euronen Eintritt! In diesem Sinne: Support your local music scene!



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