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STRYPER: Murder By Pride
von tk

STRYPER: Murder By Pride   (Big3 Records)

Nachdem "Murder By Pride" via Frontiers Records nun auch in Europa erhältlich ist, wird es Zeit, sich mit dem neuesten Output der erfolgreichsten christlichen Metalband zu befassen. Die mir vorliegende US-Version unterscheidet sich im Tracklisting minimal von der Frontiers-Ausgabe, es fehlt allerdings der Track "My Love, My Life, My Flame". Eingefleischte STRYPER-Fans werden sich sowieso beide Versionen ins Regal stellen. Bevor ich näher auf die Musik eingehe, möchte ich aber noch einmal Rückschau halten, denn im STRYPER-Lager ging es in den vergangenen Jahren sprichwörtlich drunter und drüber. Die Ankündigung der Reunion Ende 2000 schlug ein wie eine Bombe und gipfelte im viel umjubelten Gig beim Cornerstone Festival 2001, mit dem sich die Band in Originalbesetzung zurückmeldete. Nach der siebenwöchigen US-Tour 2003 ging es erstmal bergab. Neben einer dubiosen Festivalabsage in Mexiko, undurchsichtigen finanziellen Gebaren (es war sogar von vorsätzlichem Betrug die Rede) geriet die Band ins Schlingern. Michael Sweets Solokarriere schien wieder mehr in den Vordergrund zu rücken. Zudem entschloss sich Bassist Timothy Hagelganz aka Tim Gaines aus der Band auszusteigen, um eine Solokarriere zu beginnen. Für ihn kam Tracy Ferrie (Ex-WHITECROSS) hinein, der seitdem fest im Line-Up integriert ist. Mit dem schwachen Comeback-Album "Reborn" 2005, dessen Anschaffung selbst beinharte STRYPER-Jünger verweigerten (meinereiner inklusive), tat sich die Band wahrlich keinen Gefallen. Doch es kam noch dicker. Einen harten Schicksalsschlag musste Michael Sweet mit dem Tod seiner Frau Kyle Anfang 2009 hinnehmen. Doch Gott lässt seine Kinder nicht hängen. Mit dem Einstieg von Oz Fox bei den wieder vereinten Kollegen BLOODGOOD kehrte die Liebe und Leidenschaft für klassischen Hardrock/Metal auch ins STRYPER-Lager zurück. Endlich stehen wieder geniale Hooks, einprägsame Riffs, wuchtige Backgroundchöre und Gänsehautballaden auf der Menükarte. Schon der mächtig rockende Opener "Eclipse" geht sofort ins Ohr und vereint sämtliche Stärken der Band, inkl. eines brennenden Gitarrensolos von Richard Martinez aka Oz Fox. Hier knüpfen STRYPER nahtlos dort an, wo sie mit "Against The Law" aufgehört haben. Mit dem nachfolgenden "4 Leaf Clover" dringt man gar wieder in "To Hell With The Devil"-Sphären vor. Markantes Riffing und doppelstimmige Leads paaren sich mit einem starken Chorus zum Mitgröhlen. Während Michaels Gesang auf seinen letzten Solo-Werken fast unerträglich anmutet, singt er bei seiner Hauptband nun wieder mit der Intensität und Rafinesse, die sich Fans der frühen Bandphase gewünscht haben. Beim BOSTON-Coverstück "Peace Of Mind" darf auch deren Gitarrist Tom Scholz in die Saiten greifen, so dass die instrumentelle Umsetzung als absolut originalgetreu begeistern kann. Mit der traumhaften Piano-unterstützten Ballade "Alive" wird ein Reifungsprozess deutlich, denn wo Balladen in frühen Bandjahren schon mal schwülstig gerieten, repräsentieren sie heute Dankbarkeit, Demut, Risse, Wunden und mehr als 26 Jahre musikalische Höhenflüge wie private Niederlagen. Wer hier keine Gänsehaut bekommt, muss entweder Crustcore-Jünger oder HipHopser sein. Der Titeltrack weckt mit seinem Songaufbau und seinen Background-Schlachtgesängen Erinnerungen an den "Sing-Along Song", wohingegen epische Gänsehautrocker wie "I Believe" und "Love Is Why" vor allem die Liebe zu breiten Melodiebögen und facettenreicher Gitarrenarbeit widerspiegeln. Mit der Neu-Interpretation der metallischen Version von "My Love (I'll Always Show)" gehen die Kalifornier zurück bis ins Jahr 1983, als man unter dem Namen ROXX REGIME den Grundstein für die spätere Karriere legte. Hier kommen noch mal alle Headbanger auf ihre Kosten. Erwähnenswert wäre noch, dass nicht Visual Timekeeper Robert Sweet die Drumparts eingetrommelt hat, sondern Session-Drummer Kenny Aronoff, der wirklich hervorragende Arbeit abliefert. STRYPER haben diesmal alles richtig gemacht und können mit ihrer Rückkehr zur alten Schule ihre alten Fans zurückgewinnen. Wer die Band live bei einer ihrer rar gesäten Europa-Shows bewundern möchte, muss allerdings lange Anfahrtswege in Kauf nehmen. Am 20.01.2010 ist man bei den Eidgenossen zugegen, am 22.01.2010 in Prag, und am 23.01.2010 bebt im holländischen Utrecht die Bühne. Deutschland ist leider nicht auf der Live-Landkarte vertreten.
Bandkontakt: www.stryper.com, www.myspace.com/stryper, www.big3entertainment.com

Tracklist:
1. Eclipse Of The Son
2. 4 Leaf Clover
3. Peace Of Mind (feat. Tom Scholz)
4. Alive
5. The Plan
6. Murder By Pride
7. I Believe
8. Run In You
9. Love Is Why
10. Mercy Over Blame
11. Everything
12. My Love (I'll Always Show)



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