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Dunkel, dunkler, Funeral Doom
von ta anno 2009

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"I Saw The World Descend Beneath A Black Pall" dichtete im Jahr 2006 Nick Orlando für den Song "Ascend The Lifeless Womb", der auf dem Album "A Caress Of The Void" von Evoken zu finden ist. Besser hätte man es nicht treffen können: This is Funeral Doom.

Etwas Geschichte

Tony Iommi
Im Anfang war die Ursuppe. Dann kam Tony Iommi und schrieb die ersten Metalriffs der Weltgeschichte für Black Sabbath. Die wiederum beeinflussten nachhaltig Candlemass und Candlemass wurden in den 80ern wegweisend für den klassischen Doom Metal. Ebenfalls in den 80ern wuchs das zarte Pflänzchen Death Metal heran. Und so gab es der Legende nach dann ein Jahrzehnt, in dem alles besser war als heute, zumindest für den Metal.
Aber wir müssen bis in die 90er vordringen. Zu Anfang dieses Jahrzehnts begann eine Handvoll Bands, beide Richtungen - Doom und Death Metal - nicht durchweg, aber doch so häufig zu kombinieren, dass man das Ergebnis nicht mehr als ein zufälliges musikalisches Nebenprodukt abkanzeln konnte. Sehr nach Death Metal klangen dabei Autopsy auf ihrer "Retribution For The Dead"-EP und dem Album "Mental Funeral" (beide 1991). Konsequent langsam und rifftechnisch bereits weniger vom klassischen Death Metal beeinflusst waren dagegen etwa zeitgleich Winter mit ihrem Album "Into Darkness" (1990). Im selben Jahr vermengten auch die Australier Disembowelment auf ihren beiden Demos "Mourning September" und "Deep Sensory Perception Into Aural Fate" grindige Eruptionen mit einer bereits sehr eigenen und neuartigen Form des Doom Metals, die auf der "Dusk"-EP (1992) und schließlich dem Album "Transcendence Into The Peripheral" (1993) zum Genreklassiker perfektioniert wurde. Disembowelment mit ihren Demos und Winter mit "Into Darkness" sind gleichermaßen Vorreiter für zwei Genres: Death/Doom und Funeral Doom.
Winter: Into Darkness
Wer beim nächsten Kaffeekränzchen mit den Großeltern ein Thema zum Angeben braucht, kann sich über den Unterschied zwischen Death/Doom und Funeral Doom den Kopf zermartern. Zugegeben, Winter laufen außer Konkurrenz. Die Bands, die den schweren, mächtigen Grunzdoom von Winter fortführen, bspw. Funebrarum oder Runemagick, werden indes heute i.d.R. als Vertreter des Death/Doom gehandelt. Das ist aber auch nur eine Seite der Death/Doom-Medaille. Auf der anderen Seite stehen Musiker, die eher klagendes und melancholisches Liedgut in die Welt setzten. Das heißt erstmal: Weg vom typischen Death Metal-Riffing, aber mit Death Metal-Gesang. Die wichtigsten Bands, die diese Schritte vorgenommen haben, stammen aus Großbritannien: Paradise Lost wurden mit "Lost Paradise" (1990), "Gothic" (1991) und "Shades Of God" (1992) gleich zu Gründervätern von zwei Genres, Death/Doom und Gothic Metal; My Dying Bride etablierten mit "As The Flower Withers" (1992) und "Turn Loose The Swans" (1993) die klagende Leadgitarre, Anathema legten mit "Serenades" (1993) nach.
Der Funeral Doom war eine Parallelentwicklung zur selben Zeit, die allerdings in einer anderen Ecke der Welt ihren Anfang nahm, nämlich in Finnland. Thergothon klangen bereits auf ihrem ersten und einzigen Demo, dem unaussprechlichen "Fhtagn-nagh Yog-Sothoth" (1991), grimmiger und derber als der Rest der Welt und spielten bedeutend langsamer als alle anderen Bands, die zu dieser Zeit die Langsamkeit für sich entdeckten. Im Jahr 1992 schneckentempoeten sie ihr Debüt "Stream From The Heavens" ein, welches aufgrund von Labelgezeter allerdings erst 1994 das Licht, pardon: Dunkel der Welt erblickte.
Im selben Zeitraum begannen Skepticism ihr skeptisches Unwesen zu treiben. 1992 veröffentlichten die Finnen die EP "Towards My End", die bereits sehr zähflüssig war, 1994 erschien ihr mit zwei Songs bestücktes "Aeothe Kaear"-Demo, das noch etwas zähflüssiger war, und 1995 folgte schließlich "Stormcrowfleet", das Debüt, welches fast alle Songs des Demos noch einmal etwas langsamer gespielt und mit dominanterer Orgel enthält. Zusammen mit Thergothon werden Skepticism als die Gründerväter des eigentlichen Funeral Doom-Genres gehandelt. Im Zusammenhang mit Skepticism ist auch das erste Auftauchen des Ausdrucks "Funeral Doom" verifiziert: Red Stream, das Label der Band, wurde in den Anzeigen, die zu dem Album geschaltet wurden, mit diesem kreativen Begriff vorstellig.
Das Gerücht, die norwegische Band Funeral hätte mit der Namensgebung etwas zu tun gehabt, lässt sich weder endgültig bestätigen noch verwerfen. Deren erstes Album "Tragedies" von 1995 und alles, was danach kam, hat zwar mit Skepticism und Thergothon tatsächlich nicht viel gemein, das 1993er-Demo "Tristesse" indes, welches 1994 über Wild Flag Records einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, bietet drei ungemein träge bis ermüdende Viertelstünder, die abgesehen von den grässlichen Hardrock-Soli auch heute noch den Namen "Funeral Doom" voll und ganz verdienen.
Die Wortneuschöpfung war jedenfalls keine Willkür. Thergothon, Skepticism und auch Funeral spielten langsamer, als es die Death/Doom-Bands aus demselben Zeitraum taten, der tiefe Grunzgesang war bedeutend extremer, die Riffs minimalistischer, die Songs monotoner. Und es fehlte ein ganzes Stück des Romantik- und Schwelgefaktors, den eine Band wie My Dying Bride mit Geige und Doubleleads etabliert hatte. Die Grundatmosphäre war stattdessen niederschmetternd, erdrückend.
Bands wie die komplexen Esoteric aus Großbritannien ("Epistomological Despondency" (Album), 1994) und die New Jerseyer Evoken ("Shades Of Night Descending" (Demo), 1994; als MCD 1996) bereicherten nach Thergothon und Skepticism das Funeral-Genre weiter und etablierten es endgültig als eigenständige Kategorie des Doom Metal, während die alten Helden sich abgesehen von Skepticism sang- und klanglos ganz oder zumindest in andere Musikgefilde verabschiedeten: Sänger Renato Gallina und Bassist Matthew Skarajew von Disembowelment wechselten mit Trial Of The Bow 1993 in den Ambient/Weltmusik-Sektor. Schlagzeuger Jori Sjöroos und Sänger Niko Sirkiä von Thergothon spielten von 1994 bis 1998 bei This Empty Flow Dark Wave/Ambient und verschwanden dann ganz aus dem Metal, Sjöroos komponiert heute für den Indie Pop-Act PMMP und spielt selbst in der Indie-Band Magneta Skycode, Skorpio ist ins Elektro/Psychedelic-Genre abgewandert (s.a. Interview). Funeral holten sich 1994 eine Sängerin ins Boot und spielen seitdem eine eher romantische Form des herkömmlichen Doom Metal. Die 1992 aufgelösten Winter gingen den Weg des wahrhaft ehrenwerten Künstlers und empfingen den größten Teil ihrer Ehre gleich posthum.
Aber bis heute erscheinen pro Jahr mehrere Funeral-Doom-Alben neuer und alter Bands, denen nachzulauschen sich lohnt. Im Gegensatz zu anderen Sparten des Metal kann man im Funeral Doom auch einigermaßen gut den Überblick behalten, was wichtige Veröffentlichungen betrifft, weil das Genre alles andere als überbevölkert ist. Eine bemerkenswerte Veröffentlichungswelle gab es jedoch, als sich in den Jahren 2003ff. jeder zweite selbsternannte Musiker aus der Black Metal-Szene bemüßigt fühlte, Drumcomputer und Synthesizer aus der Besenkammer zu holen und zumindest ein Funeral-Doom-, Funeral- Black- oder Funeral-Ambient-Album auf den Markt zu werfen. Das macht musikalisch Sinn, denn beide Richtungen, Black Metal und Ambient, bieten genug Anschlussfähigkeit an den Funeral Doom, der Black Metal des Morbiden und Extremen, Ambient des Gleichförmigen wegen. Man sollte allerdings Funeral Doom auch nicht mit einer Blaupause für Talentlosigkeit und Langeweile verwechseln - was manche Schwarzwurzel noch lernen muss. Entsprechend unterliegt die Qualität von Projekten wie Nortt, Urna, Dictator, Stabat Mater, Torture Wheel, Abyssmal Sorrow oder Somnium Mortium (und das sind nur die bekannteren Vertreter) starken Schwankungen, wobei es aber auch dort Perlen zu entdecken gibt.
Wie man es definitiv richtig macht, zeigten Daniel Droste und Christian Hector, das Gitarrenduo der Folk Metal-Kapelle Midnattsol (letzterer inzwischen Ex-Midnattsol), die unter dem Namen Ahab mit "The Call Of The Wretched Sea" 2006 mal eben ein völlig zu Recht viel beachtetes Referenzwerk des Genres veröffentlichten. Da schlägt das Herz des Begräbnisdoomers höher. Oder war's langsamer?

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Interview THERGOTHON

Thergothon
Anlässlich der Bedeutung, die Thergothon für das kleine, aber feine Funeral-Genre haben, klopften wir bei Niko Skorpio an, der seinerzeit hinter dem Mikro stand.

Niko, wie fühlt es sich an, 17 Jahre nach dem Split wieder über Thergothon zu reden?
In Anbetracht der Tatsache, dass mir nie in den Sinn gekommen wäre, dass sich jemand 17 Jahre danach noch für dafür interessieren würde, fühlt es sich schon etwas seltsam an.

Wenn du dich zurückerinnerst an 1991 - hattet ihr damals den Eindruck, etwas bemerkenswert Neues zu kreieren, als ihr die Musik für "Fhtagn nagh Yog-Sothoth" komponiert habt?
Wir versuchten durchaus, etwas Neues zu erschaffen in dem Sinne, dass wir unseren eigenen Stil finden wollten, statt andere Bands zu kopieren, wie es damals gang und gäbe war. Aber ich bin mir nicht sicher, ob wir unser Werk je für das Neue und Außergewöhnliche gehalten haben, für das es heute so viele halten.

"Fhtagn-nagh Yog-Sothoth" und "Stream From The Heavens" sind unheimlicher und bedrückender als alles andere im Metal, was bis 1994 veröffentlicht worden war. War es euer erklärtes Ziel, Extreme auszuloten?
Ja, aber nicht um des Extrems selbst willen. Wir versuchten eher, unseren Geist von der Angst und Depression zu reinigen, die uns quälte.

Ein verstörendes und innovatives Element eurer Musik war das säuselnde Keyboard, in "The Unknown Kadath In The Cold Waste" gibt es ja sogar Spinett-ähnliche Sounds. Woher kamen die Inspirationen, so etwas zu integrieren in einen Stil, der bis dahin klar gitarrendominiert war?
Vermutlich entweder von den Doors oder Black Sabbath. Oder von den Gothicpunk-Bands, von denen wir zu der Zeit fasziniert waren, oder Pink Floyd. Das waren die Sachen, die uns inspiriert haben, nicht die Millionen Death-Metal-Bands, die es damals ringsherum gab.

Thergothon haben nur zwei Gigs gespielt, oder? Welche Erinnerungen hast du daran?
Ja, es gab nur zwei Gigs, und das hat gereicht, um zu sehen, dass Thergothon im Studio besser als live funktionieren.
Aber wie dem auch sei, außer unseren eigenen Tracks haben wir Venoms "In League With Satan" gecovert. Der zweite Gig wurde von der Polizei abgebrochen, nachdem wir und eine andere Band gespielt hatten.


Warum kam es nach nur drei Jahren zum Split?
Das Ding war schlicht durch. Wir hatten persönliche Probleme und alle von uns wollten lieber andere Sachen machen, die nicht zu Thergothon passten.

Hast du noch Kontakt zu Jori Sjöroos, mit dem du danach noch bei This Empty Flow gespielt hast?
Seit ein paar Jahren nicht mehr so wirklich. Unsere Wege haben sich einfach nicht mehr gekreuzt.

Thergothon

Umreiße bitte kurz, was du heute machst.
Ich habe kürzlich erst ein neues Album namens "Psilocybe Necrophila" veröffentlicht. Letztes Jahr habe ich den Vorgänger "Half Born In Half Light" rausgebracht, neben einigen Zusammenstellungen mit altem, rarem Stoff. Ich mache allein Musik seit Mitte der 90er.
Gegenwärtig bin ich außerdem noch bei Haeretici 7o74, Reptiljan, Metaorganism und Rajapïnta involviert. Einige andere Sachen laufen auch gerade an, aber um darüber zu sprechen, ist es noch zu früh.


Gemessen an den Myspace-Tracks ist deine eigene Musik recht ausgefallen und psychedelisch, zumindest taugt sie zum Geldverdienen sicher nicht viel. Ist Musikmachen für dich heutzutage eine reine Nebenbeibeschäftigung?
Nichts von der Musik, die ich je gespielt habe, hat mir viel Geld gebracht, aber das ist auch das letzte meiner Anliegen. Von Bedeutung ist, dass ich kreativ komplett frei bin, mein eigenes Studio habe und flexible Arbeitszeiten, so dass ich im Studio arbeiten kann, wann immer mich die Inspiration packt. Wenn ich komponiere, denke ich nie ans Geldverdienen, darum geht es nicht. Deshalb habe ich auch nicht viel Geld, aber ich brauche auch nicht viel. Was ich mache, bezahlt mir die Rechnungen und sorgt dafür, dass wir unsere Haustiere füttern und uns um sie kümmern können, das reicht.

Bist du mit der Metal-Szene durch?
Mir scheint, ich habe 1993 oder so eine Überdosis Metal erhalten. Metal gibt mir heute nichts mehr, mal abgesehen von einer Handvoll alter Bands und Alben, die ich mir ab und zu anhöre. Black Sabbath, Celtic Frost, Tiamat, Slayer und ... ja, das war's schon, denk ich. Und was die Szene betrifft ... Ich interessiere mich für Musik, nicht Szenen. Ich nehme alle Musik begeistert auf, die mich interessiert, egal aus welchem sozialen Kontext, also welcher Szene sie kommt.

Wie stolz bist du, dass Thergothons Name heute wenn, dann in Ehrfurcht ausgesprochen wird?
Eigentlich macht es mich mehr demütig als stolz. Es ist immer ein großartiges Gefühl, wenn jemand ankommt, um sich mit dir zu unterhalten, und die Sachen lobt, die du machst - obwohl es mich in dem Moment immer etwas verwirrt, weil es so unerwartet kommt. Aber es ist toll, dass die Musik diesen Leuten so viel bedeutet.

Es gibt eine Funeral Doom-Band aus New Jersey, die nach eurem Song "Evoken" benannt ist. Kennst du sie?
Ich weiß zumindest, dass sie existieren. Ich glaube, ich habe irgendwann mal ein altes Album von ihnen gehört, aber ich kann mich nicht mehr erinnern, wie es klang. Die Sache mit dem Bandnamen ist natürlich eine große Ehre.

Hörst du dir manchmal noch alte Thergothon-Songs an?
Nein. Ich habe sie seinerzeit oft genug gehört und würde am Ende ja doch nur die Verspieler und Fehler hören.

Kontakt: http://nikoskorpio.net/

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Wegweisende Alben

Disembowelment: Transcendence Into The Peripheral
DISEMBOWELMENT: Transcendence Into The Peripheral (Relapse)
Die überaus begabten, ultratighten Disembowelment waren 1993 kein reiner Death/Doom, sie mischten in ihre tendenziell langsamen Tracks schnelle Blastpassagen mit deftigen Grind-Riffs, die offenbar damals in Australien ziemlich angesagt waren; die schnellen Stellen klingen zumindest wie Mortification, ebenfalls Australier, zur selben Zeit. Maßgeblich für den Stil von Disembowelment dürfte ein Track wie "Sorrows Of The Moon" der Dauerinnovatoren Celtic Frost gewesen sein (von "Into The Pandemonium" (1987)), bei dem auf einen doomigen Riffteppich eine zweite, gänzlich unverzerrte, aber mit viel Hall belegte Gitarre eine separate, trübsinnige Melodie spinnt. Diese Idee walzten Disembowelment über ein ganzes Album aus und die daraus resultierende entrückte Atmosphäre von "Transcendence ..." ist einzigartig und nie wieder erreicht, aber von Evoken genial aufgenommen worden. Jammerschade, dass Disembowelment nach ihrem ersten und einzigen Album bereits auseinanderbrachen.
Relapse Records haben alles, was Disembowelment je aufgenommen haben, 2005 im Doppel-CD-Pack wiederveröffentlicht.
Reinhören: www.myspace.com/disembowelment

Thergothon: Stream From The Heavens
THERGOTHON: Stream From The Heavens (Avantgarde)
Ultraverzerrte Gitarren, brutales Abgrundtiefgegrummel, geschwindigkeitstechnisch ein ganzes Stück unter Death/Doom-Tempo und ein kranker, fiepender Synthesizer obendrauf - Thergothon setzten mit ihrem ersten und einzigen Full Length-Album Maßstäbe, sie klangen nicht nur komplett freudlos, sondern auch bitterböse und ziemlich sick. Als "Stream ..." 1994 nach viel Labelgezeter endlich erschien, hatte es die Band allerdings bereits in alle Winde verweht.
Vor kurzem haben Solitude Productions aus Russland "Rising Of Yog-Sothoth: Tribute To Thergothon" auf den Markt geworfen, einen CD-Doppeldecker, für den bekannte Bands wie Evoken und Worship neben allerlei Nichtdoomern aus dem russischen Underground Thergothon-Songs nachkriechen.
Reinhören: www.myspace.com/thergothon

Skepticism: Stormcrowfleet
SKEPTICISM: Stormcrowfleet (Red Stream)
Skepticism kommen auch aus Finnland, aber ihr Debüt von 1995 ist musikalisch weit von Thergothon entfernt. Untere Temporegionen und sehr tiefe Growls sind zwar hier ebenfalls angesagt, aber die Gesamtatmosphäre ist bedeutend wärmer, was bereits der dumpfe und basslastige Sound begünstigt. Die Songs sind ausladender als Thergothon, mancherorts richtiggehend romantisch ("The Gallant Crow") - aber ohne Leadgitarrengefiedel. Stilprägend war die dauerpräsente Orgel. Die gibt es bis heute, ebenso wie die immer progressiver agierende Band.
Reinhören: www.myspace.com/funeralskepticism

Esoteric: The Pernicious Enigma
ESOTERIC: The Pernicious Enigma (Aesthetic Death)
"The Pernicious Enigma", der Doppel-CD-Zweitling von Esoteric, ist ein expressionistisches Gemälde sondersgleichen, wie jedes andere Album der bis heute aktiven Band. Die sehr kunstvolle Form des Funeral Doom, die Esoteric mit Hingabe zelebrieren, war anno 1997 noch nicht ganz so rabenschwarz und auch etwas flotter als heuer, aber bereits völlig beyond. Ein Name wie "Passing Through Matter" ist Programm. Unzählige Gitarrenspuren übereinander, effektbeladenes Gebrüll, kriechendes, stampfendes und gelegentlich eben auch schnell wegpolterndes Schlagzeug sowie ein sehr vielseitiger Synthesizer, dazu Hall auf allen Instrumenten, daraus strickten die Engländer ihre im Durchschnitt viertelstündigen Fiebertraumvertonungen vor über 10 Jahren bereits. Bemerkenswert an "The Pernicious Enigma" sind die mehrfach eingespielten Samples.
Reinhören: www.myspace.com/esotericuk

Evoken: Embrace The Emptiness
EVOKEN: Embrace The Emptiness (Elegy)
Das Debüt der bis heute aktiven und hochwertigen Evoken erschien zwar erst 1998, darf aber getrost als Genreklassiker bezeichnet werden. Evoken waren damals deutlich abwechslungsreicher, dynamischer und vielseitiger als die Funeral-Gründerväter aus den frühen Neunzigern, "Embrace ..." ist rhythmisch versiert und auch noch relativ keyboardlastig, voll gothischer Flächensounds. Aber das ultrafette Gitarrenbrett war natürlich bereits da und das riffende Duo Paradiso/Orlando schüttelt sich mühelos Gottklänge en masse aus dem Ärmel. "Embrace The Emptiness" enthält nicht einen Füller und in Tracks wie dem traurigkranken Opener "Tragedy Eternal", dem vielfältigen "Lost Kingdom Of Darkness" oder dem mit einem der unglaublichsten, depressivsten Themen der Funeral-Historie beginnenden "Ascend Into The Maelstrom" stecken Momente von tiefer Dunkelheit, aber auch Anmut und Schönheit.
"Embrace ..." wurde 2006 von Solitude Productions wiederveröffentlicht.
Reinhören: www.myspace.com/evoken

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Interview SOLITUDE PRODUCTIONS

Solitude Productions
Wer ein echter Funeral-Doomer ist, kommt an dem jungen russischen Label Solitude Productions nur schwer vorbei, das seit 2005 mit Qualitätsreleases für Genrefreunde nicht geizt. Wir befragten Evgeny Semenov, Labelchef bei Solitude Productions und Bandchef bei den Funeral-Doomern Intaglio.

Evgeny, wie bist du auf Doom Metal gekommen?
Keine große Sache. Mir ging es schlecht und ich schaute mich nach dunkler Musik um, da passte Doom einfach sehr gut. Die ersten Bands, die ich hörte, waren My Dying Bride, Anathema und Paradise Lost, dann kamen Funeral-Bands wie Skepticism, Thergothon und Esoteric dazu.

Und was hat dich motiviert, ein reines Doom-Label zu gründen?
Die Idee kam Ende 2004 auf, als ich und Sergey Terentjev sahen, dass es eine Menge talentierter Bands gibt, die Probleme haben, ihre Musik zu veröffentlichen. Zu der Zeit arbeitete ich auch an der Musik für das erste Album von Intaglio. Die erste Veröffentlichung erschien am 16.07.2005. Zu dem Datum feiern wir seitdem immer den Geburtstag des Labels.

Solitude? Nein, zwei Leute.

Was waren die ersten Bands, die ihr rausgebracht habt?
Die erste Band war Ocean Of Sorrow. Sergey kümmert sich neben dem Label auch um die Seite doom-metal.ru und 2003 bis 2005 half ihm eins der Mitglieder von Ocean Of Sorrow mit dem Aufbau der Seite. Wir entwickelten eine gute Beziehung zur Band, das waren lauter Freunde von uns, darum haben wir nicht groß drüber nachgedacht, ob wir nun sie oder Intaglio zuerst veröffentlichen. Sommer 2005 hatte ich die Arbeit an dem Intaglio-Album beendet und es wurde die zweite Veröffentlichung des Labels. Dann kam Ekklesiasts "Cold"-Album. Wir liebten die Scheibe und es ist wirklich seltsam, dass sie vor uns kein Label gefunden haben, um sie zu veröffentlichen. 2006 haben wir ein paar Promos bekommen, die unsere nächsten Veröffentlichungen wurden: Heavy Lord, Reido, Tales Of Dark etc.

Ihr habt eine gute Auswahl an Death/Doom- und Funeral-Doom-Bands, aber soweit ich sehe, ist kein Epic Doom im Stil von Candlemass oder Solitude Aeturnus dabei.
Ja, wir halten nach guten Epic-Doom-Bands Ausschau, aber wir haben bis jetzt keine gefunden. Ich glaube, in dem Bereich gibt es einfach nicht so viele Bands. Mal sehen, vielleicht veröffentlichen wir in Zukunft eine Epic Doom-Band. Solitude Productions wird mit jedem Subgenre im Doom arbeiten!

OK, angenommen, ich würde eine Doom-Band am Start haben und mit euch zusammenarbeiten wollen, welche Kriterien müssten erfüllt sein?
Also, zuallererst interessantes Material und ein guter Sound, ich denke, das ist die Hauptsache. Aber wenn wir eine Band mögen und ihre Aufnahmen nur bescheiden klingen, schauen wir, was wir tun können und greifen der Band vielleicht etwas unter die Arme beim erneuten Abmischen und Mastern der Platte. Im Moment bekommen wir aber am laufenden Band neue Promos rein, deshalb nehmen wir erstmal keine neuen Bands. Wir können nicht mehr Veröffentlichungen planen, als wir am Ende realisieren können.

Wie sieht die Doom-Szene in Russland aus?
Viele Leute sind an Doom interessiert. Wir haben einige regelmäßige Shows wie das Moscow Doom Festival, dort haben dieses Jahr viele bekannte Bands wie Mournful Congregation, Mourning Beloveth, The Prophecy und Longing For Dawn gespielt. Letztes Jahr waren Esoteric und Worship da. Zu den Konzerten kamen um die 600 Besucher, das ist m.E. eine anständige Zahl für solche Shows in Russland. Aber es reicht am Ende nicht aus, um beispielsweise Szene-Clubs aufzubauen. Nu Metal ist unter den Jugendlichen hier angesagter als Doom.

Ich war im April in Kaliningrad und habe in vier verschiedenen CD-Shops nicht eine Veröffentlichung von Solitude Productions gefunden. Ist es schwer, unter den Händlern in Russland Abnehmer zu finden?
Wir verkaufen hauptsächlich über Mailorder, außerdem verkaufen wir unsere CDs über ein paar regionale Händler. Solitude arbeiten nicht mit großen Händlern zusammen, weil die schlicht überhaupt keinen Metal anbieten. Aber ich weiß ja nicht, was du dir für Läden angeschaut hast ...

Hab's auch schon wieder vergessen. Welche Bands von Solitude sind am erfolgreichsten?
Ganz vorne Ea - unsere mysteriöseste Band. Dann kommen vermutlich Comatose Vigil. Aber ich halte es für keine gute Idee, nach der erfolgreichsten Band zu fragen, weil verschiedene Subgenres eben verschiedene Fans haben. Wir haben das Album von Heavy Lord veröffentlicht und es verkaufte sich weltweit gut, aber in Russland eher mäßig, weil Sludge Doom hier nicht so gut läuft. Wir haben übrigens immer noch keine Sludge-Band in Russland.

Gibt es eine Band auf Solitude, die dir besonders viel bedeutet, deine eigene ausgenommen?
Wenn wir Intaglio beiseitelassen, dann Abstract Spirit und Ea. Ekklesiast auch, mit ihren einzigartigen Texten ... Ich denke, auf irgendeine Weise ist jede Band speziell.

Wenn du eine Band von einem anderen Label zu Solitude lotsen könntest, welche wäre es?
Ich mag es wirklich überhaupt nicht, wenn Labels sich gegenseitig die Bands klauen, es sei denn, eine Band will in Zukunft nicht mehr mit einem bestimmten Label zusammen arbeiten. 2007 haben wir mit Fallen über ein Album geredet, das ist ein Projekt von Ekk von Funeral. Das Album war bereits aufgenommen und alles war super, aber in letzter Sekunde entschieden sie sich, es doch nicht zu veröffentlichen. Ich denke nicht, dass viele Leute wissen, dass Fallen ein Album aufgenommen haben, aber so ist es und ich höre es mir gerade an ;) Ich war wirklich enttäuscht, aber ich konnte nichts machen.
Wie dem auch sei, wir haben nie darüber nachgedacht, wie wir eine gute Band zu Solitude bekommen, die schon bei einem anderen Label unter Vertrag steht.


Drei Worte, um die Essenz von Doom zu beschreiben:
Dunkle monotone Riffs.

Welche Band könnte am besten die russische Nationalhymne im Doom-Stil spielen?
Comatose Vigil - eine russische Funeral-Doom-Hymne.

Wann wird die erste Power-Metal-Combo bei Solitude unterschreiben?
Niemals. Wir haben eine Abspaltung namens BadMoodMan, bei der wir viele tolle Sachen veröffentlicht haben, die stilistisch nicht zu Solitude passen, also eine gewisse Stilvielfalt ist schon da, aber Solitude bleiben ein reines Doom-Label!

Kontakt: http://solitude-prod.com/

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Einige empfehlenswerte Alben der jüngeren Zeit

Comatose Vigil: Not A Gleam Of Hope
COMATOSE VIGIL: Not A Gleam Of Hope (Solitude)
In Russland zählen die Moskauer zu den absoluten Geheimtipps. Klassischer Funeral Doom in absolutem Zeitlupentempo, spartanisch inszeniert und sehr repetitiv. Die drückende Gitarrenwand, die effektvollen Keyboardflächen und das tiefe Grunzen produzieren eine karge und kalte Atmosphäre, die problemlos neben einem Hype-Projekt wie Nortt bestehen kann. Songs im Zwanzigminutenbereich sind Standard, die Platte kommt bei vier Stücken auf siebzig Minuten Spielzeit.
Reinhören: www.myspace.com/comatosevigilofficial

Tyranny: Tides Of Awakening
TYRANNY: Tides Of Awakening (Firedoom)
Pechschwarzes Zweimannprojekt mit fünf nicht wesentlich unterscheidbaren Songs. Über ein dichtes Keyboard- und Gitarrengemisch, tiefes Grummeln und einen hintergründigen, ultralangsam programmierten Drumcomputer ziehen sich böse Leadgitarren, die das Gesamtergebnis sehr beklemmend machen. Nicht originell, aber sehr effektiv.
Reinhören: www.kolumbus.fi/makela.matti/tyranny/

Abstract Spirit: Liquid Dimensions Change
ABSTRACT SPIRIT: Liquid Dimensions Change (Solitude)
Das Nebenprojekt einiger Musiker aus dem Comatose Vigil-Camp kommt orchestraler, deutlich flotter und abwechslungsreicher als Comatose Vigil selbst daher. Würden Dimmu Borgir plötzlich einen auf Funeral machen, würden sie vielleicht so klingen, aufdringliche Keyboardberge muss man also wegstecken können. Dann aber lauscht man einem abgesehen von zwei schwachen Tracks in der Mitte starken Album, das völlig zu Unrecht in der deutschen Metalpresse nicht gut ankam.
Reinhören: www.myspace.com/abstractspirit

Longing For Dawn: Between Elation And Despair
LONGING FOR DAWN: Between Elation And Despair (Grau)
Bemerkenswertes Drittwerk der Hoffnung auf mehr machenden Kanadier. Hoffnung machen? Pustekuchen! Longing For Dawn lockern ihren introspektiven Ambient Funeral mit leichten Drone-Elementen etwas auf, die Songs bleiben aber extrem minimalistisch arrangiert. Bemerkenswert ist der Gesang, der für Growls bereits relativ hoch ist und beinahe rausgeschrien ausfällt. Auch das konstant in einem Bereich gehaltene Tempo der Drums ist für Funeral bereits ziemlich flott, wenngleich von Speed Metal wie My Dying Bride natürlich immer noch ein Stück entfernt.
Reinhören: www.myspace.com/longingfordawn

Shape Of Despair: Shades Of ...
SHAPE OF DESPAIR: Shades Of ... (Spikefarm)
Die beste der unzähligen Bands von Ex-Amorphis-Schreihals Pasi Koskinen mit ihrem seitdem nicht wieder erreichten Debüt. Ob Shape Of Despair tatsächlich Funeral Doom genannt werden sollten, darüber kann trefflich gestritten werden. Der Doom von Shape Of Despair ist nämlich verträumt ohne Ende und kein bisschen böse, trotz Growls und tiefen Gitarren. Auch tempomäßig spielen die Finnen keinen Funeral mehr. Aber das Gleichförmige haben sie gut hinbekommen, die Songs sind kaum auseinanderzuhalten und besonders der Drummer kennt nur einen Rhythmus. Eine hohe Eigenständigkeit erlangt die Band durch manch folkig-melancholische Melodie und den lautmalerischen Backing-Gesang von Natalie Koskinen, der Angetrauten des grummelnden Sängers. Einigen wir uns auf: Semi-Funeral-Doom für Einsteiger.
Reinhören: www.myspace.com/shapeofdespair

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Interview COLOSSEUM

Colosseum
Colosseum aus Finnland gehören zu den hoffnungsvollsten Genre-Newcomern und haben 2009 mit ihrem zweiten Album "Chapter 2: Numquam" ein echtes Qualitätswerk vorgelegt. Ihr Funeral Doom ist schwerfällig, dabei bombastisch und hochmelodiös. Juhani Palomäki, Sänger, Gitarrist und Keyboarder in Personalunion, stellte sich einigen Fragen.

Was ist die Vision, das Ziel hinter Colosseum?
Die Idee war es, sehr dunkle, beklemmende, schöne und hypnotische Musik mit Einflüssen aus dem extremen Funeral Doom, klassischer Musik und Dark Ambient zu kreieren. Fröhliche Suizidmusik.

Denkst du, dass ihr dieses Ziel erreicht habt?
Wir haben unsere Ziele bis zu einem gewissen Grad erreicht, aber es gibt immer Raum für Weiterentwicklung. Würden wir das Level der Perfektion erreicht haben, gäbe es keinen Grund mehr weiter zu machen. Auf "Chapter 1" gab es sehr starkes Material, "Chapter 2" hatte die viel bessere Produktion und mit "Chapter 3" werden wir in eine extremere Richtung gehen.

Viele Funeral-Doom-Bands sind monolithisch, böse und anstrengend, während viele Death-Doom-Bands melodisch, catchy, aber kitschig sind. Ihr habt da m.E. eine gute Mitte gefunden.
Es ist mir egal, wie diese Dinge klassifiziert werden. Die Linie zwischen diesen Genres ist dünn und jemand anders soll das entscheiden, es kümmert mich nicht.

Spielt ihr gerne live? Manche Funeral-Domm-Bands tun es nicht so gern.
Live-Gigs können sich lohnen, manchmal tun sie es aber auch nicht. Musik wird live viel aggressiver und da stehe ich drauf. Manche Mitglieder der Band sind aber ziemlich gegen Live-Gigs eingestellt und das ist vermutlich der Grund, warum wir nur hier und da mal spielen.

Ihr habt keinen festen Keyboarder, was etwas überrascht, da Keyboards für viele eurer Songs relativ wichtig sind. Plant ihr, einen festen Mann einzusetzen? Und wie macht ihr das live?
Ich spiele alle Keyboards ein und live kommen sie vom Band. Sie sind sehr wichtig für unsere Musik, aber wir können das auf die Weise händeln. Eine Person wäre auch nicht in der Lage, alles zu spielen, was vom Band kommt.

Auf "Chapter 2" gibt es Stellen mit klassischen Instrumenten, die exzellent in die Songs eingebettet sind. Plant ihr, das in "Chapter 3" weiter auszubauen?
Wir versuchen auf jeden Fall, das in Zukunft auszuweiten. Das ist einfach eine riesige Sache.

Colosseum

Drei Doom-Bands, die du empfehlen würdest:
Esoteric, Unholy, Shape Of Despair, Comatose Vigil - das sind vier!!!

Was fühlst du, wenn du diese Bands hörst?
Ich fühle Befriedigung.

Drei Doom-Bands, die du nicht empfehlen würdest:
Ich weiß es echt nicht. Ich versuche, mir gute Musik anzuhören, nicht schlechte.

Kontakt: www.colosseumdoom.com

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Eine Handvoll denkwürdiger Funeral-Doom-Songs für Menschen mit zwei Fingern zuviel

Ahab: The Call Of The Wretched Sea
AHAB, "The Hunt"
Befindet sich auf "The Call Of The Wretched Sea". Ein Vorzeigesong erster Güte. Schwere Riffs, kellertiefer Gesang, schöne Melodien, ein ebenso mächtiger wie detailreicher Sound und eine eigenwillige Songstruktur. In gewisser Weise perfekt.

Catacombs: In The Depths Of R'yleh
CATACOMBS, "Fallen Into Shadow"
Befindet sich auf "In The Depths Of R'lyeh". Gehört zu den Songs, die für 90% selbst der Doomster kaum erträglich sein dürften: Ultrazäh, ultraprimitiv, ultradüster. Drei Riffs in sechzehn Minuten, von denen auch noch eins wie das andere klingt, sind aber auch ein harter Brocken. Auswegloser klingt Monotonie selten.

Esoteric: The Maniacal Vale
ESOTERIC, "Silence"
Befindet sich auf "The Maniacal Vale". An Liebe und Schwermut kaum zu überbietendes, sechzehnminütiges Götterwerk, das von den psychedelischen Spielereien in den Eingangspassagen über die quälend langsame, intensive Mitte bis zum unglaublich depressiven Schlussthema die pure Zelebrierung von vollendeter, verehrenswürdiger Kunst ist.

Evoken: Quietus
EVOKEN, "In Pestilence, Burning"
Befindet sich auf "Quietus". Das Leitriff ist eins der traurigsten Funeral-Themen, die jemals komponiert wurden. Im Gegenzug zu Kriechbands, die nur auf pure Bosheit setzen, haben Evoken auch ein exzellentes Gespür für Schönheit und Zärtlichkeit. Ultrafette Riffwände gibt es aber dennoch und die Mischung macht "In Pestilence, Burning" zu einem für Funeral-Verhältnisse sehr abwechslungsreichen Track.

Longing For Dawn: Once Supreme
LONGING FOR DAWN, "Once Supreme"
Befindet sich auf "A Treacherous Ascension". Ist gebaut aus drei Themen, von denen jedes für sich bemerkenswert ist. Erst ein typisches Funeral-Riff mit noch in die Ferne rufenden Lead-Gitarren, dann der stille Gang in die Verzweiflung, mit schmerzhaften Vierteltondissonanzen, die im Metal höchst selten und schon allein deswegen bemerkenswert sind. Im dritten, extrem sphärischen Thema dann beinahe ... Frieden.

Nortt: Ligfærd
NORTT, "Dødsrune"
Befindet sich auf "Ligfærd". Die minimalistische Zuspitzung auf zwei klangvolle Themen, die einfach in zwei Vierminütenblöcken unwiederholt aufeinander folgen, entwickelt einen hohen Ambient-Faktor, der auch durch eine gewisse Geräuschlastigkeit bedingt wird. Bei jedem Anschlag auf der Gitarre brummt es irgendwie und der mittelhohe Kreischgesang hat eher eine hintergründige und in keiner Weise den Song strukturierende Funktion. Sehr finster, das Ganze.

Tyranny: Bleak Vistae
TYRANNY, "Passing Through Ague"
Befindet sich auf der EP "Bleak Vistae". Die Finnen haben einen wohl austaxierten Sound und das eigenwillige Keyboard macht sie besonders, denn wenn es auch nicht vordergründig agiert, besorgen die sehr tiefen, minimalistischen Flächen doch viel Atmosphäre. In einem Überfall nach zwei Minuten stürzt ein schweres Riff immer tiefer ins Dunkel der Nacht - und der Hörer mit ihm.

In dem Sinne: Doom or be doomed - oder doch doom and be buried?









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