www.Crossover-agm.de HEAVY LORD: From Cosmos To Chaos
von rls

HEAVY LORD: From Cosmos To Chaos   (Solitude Prod.)

Bei oberflächlichem Hinschauen könnte man diese Truppe mit den Schweden Heavy Load verwechseln, wobei das von der Zielgruppenkompatibilität her aber gar nicht ganz so schlimm wäre, denn obwohl sich beide Bands musikalisch doch deutlich voneinander unterscheiden, liegen sie andererseits auch wiederum nicht so weit auseinander, daß derjenige, der die einen mag, nicht auch an den anderen Gefallen finden könnte. Während Heavy Load allerdings eine Art stampfenden Echtmetalls spielten, wie es zu ihrer Zeit, also Anfang der Achtziger, allenfalls noch Manowar taten, lassen sich Heavy Lord relativ eindeutig im etwas stonerlastigen Doomfach verorten und kommen mit gerade mal fünf Songs locker über die 40-Minuten-Grenze hinaus. Dabei zeigt gleich der Opener "Elephaunt" das komplette Spektrum der Holländer auf: Die ersten paar Minuten rocken noch relativ feist und fast stonerkompatibel vor sich hin, während das Quartett bald das Tempo herausnimmt, nach einem ersten reinen Doompart gar auf rein atmosphärisches Geplänkel zurückschaltet und in dem Moment, als man zu vermuten beginnt, dieses würde sich nun bald im Nichts verlieren und Platz für den zweiten Song "Scorpion Sting" machen, doch wieder die Gitarre richtig einstöpselt und von da an bis zum Songende bei reichlich elf Minuten wieder zähflüssigen, wenngleich nicht sonderlich finsteren Doom intoniert. Wer gerne Vergleichsbands angeführt haben möchte, bitteschön: Auf Black Sabbath beruft sich ja jede vernünftige Doomband, und da machen auch Heavy Lord selbstredend keine Ausnahme - ihre Verbeugung vor Tony Iommi und seinen Mannen fällt in "Scorpion Sting" am tiefsten aus, wie man am deutlichsten dem nach dem wieder stonerlastigen Intro folgenden Part ab Minute anderthalb anhört, der eine kleine Schlagseite gen "Children Of The Grave" nicht verhehlen kann. Der Song wird dann allerdings schrittweise immer psychotischer, und wenn man beim Erklingen des nächsten sabbathkompatiblen Riffs aufs Display schaut, stellt man fest, daß man sich schon im Intro des dritten Songs "The Ego Has Landed" (ein gutes Händchen für titelseitige Wortspiele können die Holländer nicht verbergen) befindet, der in der Gesamtanlage des ersten Teils ein wenig an die Norweger Valhalla (minus deren Hammondorgeleinsatz allerdings - Heavy Lord kommen völlig ohne Keyboards aus) erinnert. Weitere Artverwandte hören auf Namen wie Stillborn, Cathedral oder auch Crowbar, wobei gerade letztgenannte doch ein gutes Stück schwerer verdaulich musizieren als Heavy Lord, die trotz gelegentlicher zähester Lavaparts, psychotischer Passagen oder Siebziger-Kiff-Faktors immer noch im gewissen Maße zugänglich bleiben und somit nicht von vornherein ausschließlich für die Extrem-Doom-Spezialistenfraktion interessant sein dürften. Auch der Gesang ist bei Heavy Lord deutlich weniger anstrengend als bei Crowbar, wenngleich es hier nur wenig Klargesang gibt - aber sowohl das Gebrüll als auch das Gekeife (ersteres von Bassist Steve, zweiteres von Gitarrist Wes Lee) fallen vergleichsweise wenig extrem aus. Die noch um Gitarrist Def und den ominös benannten Drummer 808 ergänzte Truppe sieht auf dem Bandfoto übrigens recht inhomogen aus - vom Satyricon-Shirt über eines von Bathory sowie ein simples schwarzes Shirt bis zum beigen Norwegerpullover reicht das Bekleidungsspektrum, und der Bathory-Shirt-Träger ist der einzige Langhaarige der Truppe, die anderen drei würden auch in eine Boygroup passen. Und da wir einmal bei optischen Fragen sind: Ausgerechnet eine holländische Band entpuppt sich als "Bergsteigermetal-Truppe". Auf der Inlaycard innen prangt im Hintergrund nämlich eine alpine Gletscherlandschaft, und auf der Inlaycard außen hat man sogar noch einen Alpinisten mit Sauerstoffmaske abgebildet. Keine Ahnung, welche Hintergründe das hat - in den Lyrics findet es sich nicht wieder. Zumindest wurde die CD in Jekaterinburg gepreßt, und das liegt bekanntlich im Gebirge, nämlich im Ural in Rußland (wenngleich man dort angesichts der maximalen Höhen von nicht mal 2000 Metern natürlich noch keinen künstlichen Sauerstoff braucht). Unerklärt bleibt ebenfalls das Symbol auf der CD selbst - eine doppelte, also achtarmige Swastika, bei der die äußeren Balken zudem als Sensen ausgebildet sind (Ethnologen an die Front - zumindest den Achtarmer dürfte es ja irgendwo sicher schon geben). Daß eine holländische Band auf einem russischen Label veröffentlicht, kommt auch nicht alle Tage vor, aber die russischen Doomspezialisten von Solitude Prod. haben mit diesem in gerade mal zwei Tagen aufgenommenen Fünftracker erneut einen guten Riecher bewiesen., wenngleich mit dem eher unauffälligen "One Is A Billion" auch ein geringfügig schwächerer Song vertreten ist, der aber vom gigantischen Abschlußmonolithen "While Empires Burn" locker kompensiert wird. Der beginnt ganz sanft mit einschmeichelndem Klargesang, baut aber verschiedene Steigerungen ein und setzt in den harten Parts sehr viel Energie frei, ohne zunächst sehr viel Tempo aufzunehmen (das macht er später aber auch noch). Neues oder Innovatives findet man auf der CD nicht, aber das, was sie enthält, das überzeugt, und wer beispielsweise die Spätphase von Heavy Lords Landsleuten Phlebotomized gut fand, der kann hier nahezu ungehört zugreifen.
Kontakt: www.solitude-prod.com, www.heavylord.nl

Tracklist:
Elephaunt
Scorpion Sting
The Ego Has Landed
One Is A Billion
While Empires Burn





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