(querstand)

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Toru Takemitsu ist natürlich der japanische Komponist, den Banausen wie der Rezensent dieser CD nur kennen, weil er für mehrere Kurosawa-Filme die Filmmusik komponierte. Auf "Songs For Guitar" ist er mit zwölf Konzertgitarrenbearbeitungen von Liedern anderer Künstler vertreten, von George Gershwin über Sammy Fain bis zu den Beatles. "The Last Waltz" ist eine Eigenkomposition.
George Rochberg ist US-amerikanischer Komponist, den Banausen wie der Rezensent dieser CD gleich gar nicht kannten. Auf "Songs For Guitar" ist er mit sechs Konzertgitarrenbearbeitungen von Liedern anderer Künstler vertreten, von Richard Rogers bis Peter DeRose. Der "Notre Dame Blues" und "How To Explain" sind Eigenkompositionen.
Jochen Roth ist der Gitarrist, der die Bearbeitungen vorträgt. Sein Spiel ist dynamisch, versiert und natürlich blitzsauber.
Takemitsus Bearbeitungen klingen überraschend traditionell, d.h. westlich (die Songs sind bis auf Akira Nakada ja alle von Europäern oder US-Amerikanern). Die Harmonik der jeweiligen Originale wird eher momenthaft angetastet, um dann wieder in das Original zurückzufallen und niemals ernsthaft über den Haufen geworfen. Das Gesamtergebnis hat etwas Jazziges, dabei stets Ehrfürchtiges. Die Klangfarbe der Bearbeitungen ist im Vergleich mit den originalen natürlich eine völlig andere, tritt aber in den sehr melodiebetonten Bearbeitungen selten vordergründig auf.
Hervorzuheben ist der Detailreichtum der Stücke, seien es zärtliche Flageoletts in Gershwins "Porgy and Bess"-Klassiker "Summertime", seien es lose eingeworfene Ausbüchser in Oktavierungen in "Secret Love", dem oscarprämierten Schmalzklassiker aus dem 1953er Wildwest-Filmmusical "Calamity Jane", sei es, wenn der Beatles-Oldie "Hey Jude" plötzlich durch Synkopen und Punktierungen einen ganz neuen Drive entwickelt. Takemitsus Eigenkomposition "The Last Waltz" hätte ich, wüsste ich es nicht besser, auch für die Bearbeitung eines Westlerliedes gehalten, sie gliedert sich nahtlos ein.
Die Bearbeitungen von Rochberg sind progressiver, deutlich unsteter und auch klangfarbenbetonter. Im Ergebnis sind die Stücke schwerer wieder zu erkennen. "I Only Have Eyes For You", der Harry Warren-Hit von 1958, findet viel auf den hohen Saiten statt und klingelt richtig schön. Peter DeRoses "When The Deep Purple Falls" wird in einer sehr abstrakten Version vorgetragen, durchzogen von Pausen, Sprüngen und Tempowechseln. "Liza", der zweite Gershwin-Klassiker auf dieser CD, diesmal aus "Showgirls", bietet sich für einen Vergleich mit Takemitsus "Summertime"-Bearbeitung an. Dort die Ehrfurcht, hier die Zerhackstückelung: Das Hauptthema wird gleich einleitend auf die ungeraden Zählzeiten gelegt, gleichsam nachgeschoben präsentiert, die Chromatik des Originals sehr strapaziert und dynamisch geht es ohnehin drunter und drüber. Rochbergs eigener Beitrag, der "Notre Dame Blues", ist ein gewitzter und vielfältiger Blues mit viel Saitenschnarren und frickeligen Abgängen.
Welche Abteilung der 69minütigen CD er oder sie nun präferiert, sollen der Hörer oder die Hörerin nach Geschmack und Laune entscheiden. Ich hatte mit beiden meine Freude. Zu bekommen sind die "Songs For Guitar" im Kamprad-Shop für 18 Euronen, verpackt im querstand-typischen Digipack mit 27seitigem, dreisprachigem Booklet.
Kontakt: www.jochen-roth.com, www.vkjk.de

Tracklist:
Toru Takemitsu: 12 Songs For Guitar
1. Londonderry Air (Irish Folksong)
2. Over The Rainbow (Harold Arlen)
3. Summertime (George Gershwin)
4. A Song Of Early Spring (Akira Nakada)
5. Amours Perdues (Joseph Kosma)
6. What A Friend (Charles C. Converse)
7. Secret Love (Sammy Fain)
8. Here, There And Everywhere (J. Lennon/ P. McCartney)
9. Michelle (J. Lennon/ P. McCartney)
10. Hey Jude (J. Lennon/ P. McCartney)
11. Yesterday (J. Lennon/ P. McCartney)
12. The International (Pierre Degeyter)

Toru Takemitsu: The Last Waltz
13. The Last Waltz (Toru Takemitsu)

George Rochberg: American Bouquet (Versions Of Popular Music For Guitar)
14. My Heart Stood Still (Richard Rodgers)
15. I Only Have Eyes For You (Harry Warren)
16. Two Sleepy People (Hoagy Carmichael)
17. Liza (George Gershwin)
18. How To Explain (Poem by Paul Rochberg)
19. Deep Purple (Peter DeRose)
20. Notre Dame Blues (George Rochberg)

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