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Metal de la Chanson   13.03.2009   Halle, Riff Club
von ta

Metal de la was? Über Björn Geske als formidablen "Parzifal an sich" hat Henner Kotte an anderer Stelle bereits berichtet. Heute soll es um eine andere Seite des Theaterschauspielers gehen, zumindest bis zum Manowar-Cover: Geske intoniert Klassiker der Metal-Geschichte. Im Gepäck hat er seinen Kompagnon Arthur Thieme. Thieme spielt Klavier und liefert gelegentlich ein paar Backing Vocals, Geske singt, brüllt, flüstert und erzählt. Und Geske kann singen und erzählen, Thieme kann Klavier spielen, wenn es nicht gerade Dauerstakkati zu "Master Of Puppets" sind. Deswegen ist das Programm so unterhaltsam, dass die anderthalb Stunden plus Pause wie im Flug vergehen.
Kontrastreich startet der ganze Abend: Priests "Breaking The Law" wird zunächst sprechend performt, mit dezenter Pianountermalung, ehe das markante, öhm, Gitarrenthema von den Tasten purzelt und auch den letzten grinsen lässt, als er den Song schließlich erkennt. Slayers "Angel Of Death" wird anschließend wild headbangend gegrunzt und Thieme kloppt irre auf seine Tasten. Ergebnis: Nicht sehr filigran, aber witzig. Und so geht es denn auch weiter: Die Songs sind zerhackstückelte Versionen ihrer Originale, aber nicht willkürlich. Motörheads "Ace Of Spades" etwa ertönt als rauchgeschwängerter Swing, "Arise" von den Brasilianern Sepultura als Samba. Danzigs "Mother" wird sowohl auf Deutsch als auch halber Höhe vorgetragen und Accepts "Princess Of The Dawn" in grünem Koboldsoutfit mit einem grässlichen deutschen Akzent und einem etwa fünf Minuten lang wiederholten Refrain am Ende. Öchz. Hernach die Drohung: "Nach der Pause frag ich euch, wie der Song hieß." Ha! Im Publikum kennt eh die Hälfte fast jeden Song.
Eine Handvoll Gags kommt erwartet: "Engel" von Rammstein beispielsweise ist ein Duett aus Flöte und Reichsfunk, Geske brüllt den Text mit schriller Führerstimme durch ein Stück Plastik. Zu Manowars "Hail And Kill" gibt es hohe Schreie und der Ventilator dauerrotiert vor dem Haar. Aber irgendwie ist heute alles erlaubt und nichts unlustig. Das Publikum grinst sich jedenfalls einen ab und klatscht fleißig mit. In eine böse Falle tappt das übrigens permanent biertrinkende Duo auf der Bühne allerdings beim Luftgitarrenwettbewerb. Trotz des lukrativen Gewinns - irgendeine Studie übers Luftgitarrespielen inklusive aufblasbarem Instrument dazu - findet sich kein Mutiger. Dafür klappt "Der Hahn ist tot" als Publikumskanon und mit metalmäßig variiertem Text ganz wunderbar. Noch mal Schwein gehabt. Man ist ja nicht gern eine pussy.
Zwischendurch gibt es Anekdoten rund um die reale und/oder fiktive Biographie von Geske, in denen sämtliche Klischees, die Twisted Sister schon vor zwanzig Jahren erfunden haben, noch einmal in gewitztem Gewand auftauchen: Lautstärke, schimpfende Eltern, jugendliche Rebellen. Und spätestens als die legendäre Definition des Heavy Metals als "pickelige, prollige, korrupte, ungeschickte, unkultivierte, anti-intellektuelle (aber unmöglich prätentiöse), elendige, abgrundtiefe, schlechte, grauenvolle und blöde Musik, eigentlich kaum noch Musik; Todesmusik, tote Musik, der geprügelte Boogie, der Tanz von Vernichtung und Untergang; Musik, gespielt von maulfaulen, zotteligen Schwachsinnigen in Stiefel und Leder und Chrom, für maulfaule, zottelige, flaumbärtige Schwachsinnige in billigen, zu großen T-Shirts mit aufgebügelten Motiven aus Endzeitcomics" verlesen wird, die dem US-amerikanischen Musikkritiker Robert Duncan zu verdanken ist, hat sich jeder auf das Humorpegel hochgearbeitet, das dieser Abend verlangt. Da überrascht es, als gegen Ende Bruce Dickinsons "Tears Of A Dragon", im Original eine Gitarrenballade, völlig gagfrei als Klavierballade ertönt. Etwas hemmungslose Verneigung darf eben doch sein.
Kontakt: www.metaldelachanson.de

SETLIST:
1. Breaking The Law (Judas Priest)
2. Angel Of Death (Slayer)
3. Arise (Sepultura)
4. Ace Of Spades (Motörhead)
5. Paradise City (Guns N'Roses)
6. I Want Out (Helloween)
7. Mother (Danzig)
8. Engel (Rammstein)
9. God Gave Rock'n'Roll To You (Kiss)
10. Princess Of The Dawn (Accept)
11. Fear Of .../Run To .../Number Of ...-Medley (Iron Maiden)
12. Hail And Kill (Manowar)
13. Master Of Puppets (Metallica)
14. Tears Of A Dragon (Bruce Dickinson)
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15. Jump (Van Halen)
16. Highway To Hell (AC/DC)



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