www.Crossover-agm.de SACRED BLOOD: The Battle Of Thermopylae: The Chronicle
von rls

SACRED BLOOD: The Battle Of Thermopylae: The Chronicle   (Eat Metal Records)

Im Zeitalter der Globalisierung auch im Metal sind ja selbst Viking Metal-Bands aus Argentinien nichts Unmögliches mehr (und zwar solche, die sich durchaus ernsthaft mit der lyrisch verarbeiteten Materie auseinandersetzen und nicht nur musikalisch nach Skandinavien schielen). Andererseits ist es immer von speziellem Reiz, wenn sich Bands mit ihrer eigenen Landesgeschichte auseinandersetzen. Das haben die Griechen Sacred Blood getan und sich auf ihrem Album "The Battle Of Thermopylae: The Chronicle" einem klassischen Stoff der griechischen Geschichtsschreibung gewidmet: Mit einem verhältnismäßig kleinen Heer verteidigte der Spartanerkönig Leonidas im Jahre 480 v. Chr. die Landenge der Thermopylen gegen ein vielfach überlegenes persisches Heer so erfolgreich, daß er nur durch Verrat aus seinen Stellungen vertrieben werden konnte. Ein gewisser Ephialtes zeigte den Persern einen Alternativweg über das Gebirge, so daß Leonidas von zwei Seiten in die Zange genommen wurde, allerdings trotzdem bis zum letzten Blutstropfen weiterkämpfen ließ. Der Ausgang des Kampfes: Ganze zwei Spartaner und kein einziger Perser sollen überlebt haben, aber das griechische Hinterland war gerettet. Soweit die Geschichte, welche das griechische Quartett Sacred Blood in zehn Songs gegossen hat (daß die Italiener Holy Martyr fast gleichzeitig die gleiche Idee hatten, ist halt einfach strukturelles Pech, aber durch den Film "300" ist die Story halt auch bei Menschen bekannt geworden, die sich sonst weniger für griechische Geschichte interessieren). Man bediente sich dabei einer Stilistik, die schon Manowar als für historische Kriegsgeschichten hochgradig geeignet befunden hatten, nämlich des klassischen Epic Metals. Sacred Blood freilich gehen in der Wahl ihrer Stilmittel noch etwas weiter: Wenn man mit Polydeykis einen Multiinstrumentalisten in der Band hat, der beispielsweise auch des Flötenspiels mächtig ist, warum soll man dessen Talente dann nicht nutzen? Eine Frau gibt es in der Besetzung der Band freilich nicht, ergo mußte mit Hildr Valkyrie für "Oracle" eine Gastmusikerin herhalten. Dieser Song steht an Position 4 und ist schon der zweite, der ohne metallische Zutaten auskommt - auch der ausgedehnte Prolog "The Defenders Of Thermopylae" war bereits als reines Orchesterstück mit mächtig donnernden Pauken angelegt, während "Oracle" eher balladesk daherkommt. Neben Manowar lassen in puncto Herangehensweise also auch Rhapsody (Of Fire) grüßen, wobei deren nichtmetallischer Anteil aber besonders auf den Frühwerken noch etwas höher lag. Dafür halten sich Sacred Blood konsequent von speedigen Tempi fern - das etwas schnellere galoppierende Tempo in "Spartan Warlord" (Song 5) soll bis zum Ende der knapp 50 Minuten nur noch in den Strophen und im Solo von "Sacred Blood" übertroffen werden, was ja auch mit der Geschichte übereinstimmt, die am Ende einen Stellungskrieg beinhaltet und keinen Budjonny-Reiterangriff. Allerdings müssen Sacred Blood auch mit einem entscheidenden Stellungsnachteil gegenüber den bisher genannten Bands klarkommen: Dort stehen Könner am Mikrofon - Iason dagegen offenbart häufig Schwierigkeiten beim Ziehen eines geradlinigen und auf die Mitstreiter abgestimmten Schützengrabens. Das wird besonders deutlich, wenn er den großen Heldentenor einschaltet und dann seine Melodielinien bisweilen im schmerzhaften Antagonismus zum instrumentalen Unterbau stehen. Auch seine Wechsel zwischen Klar- und Rauhgesang verraten oftmals eher Unsicherheit als Können in beiden Sparten; da das Booklet außer der Walküre keine weiteren Gesangsgastmusiker vermerkt, scheidet die Möglichkeit eines anderen Verantwortlichen beispielsweise für die rauheren Gesänge (die manchmal als Chris Boltendahl erinnern, allerdings nicht an dessen beste Zeiten) aus, die aufgrund der nahtlosen Übergänge auch wenig wahrscheinlich gewesen wäre. Mit einem richtigen großen Sänger hätte aus dem Material deutlich mehr werden können als der gutklassige Stoff, der jetzt aus den Boxen dringt. Daß nicht jeder Refrain die angestrebte Größe aufweist, hat sich dagegen die überwiegend aus den Instrumentalisten der Band bestehende Kompositionsfraktion selbst zuzuschreiben. Gerade von der eigenen Bandhymne hätte man etwas Überzeugenderes erwartet, das auch zur publikumsseitigen Identifikation taugt, wozu man live die Biergläser schwenkt und in spontane Verbrüderungsszenen ausbricht. Das ist zwar bei der Einbettung in ein Konzeptalbum nicht ganz leicht, aber da hätte man sicherlich Mittel und Wege finden können. Rätsel gibt "Warrior's Song" auf, denn dieser an neunter Position befindliche Song weicht vom Grundgestus des Albumrestes signifikant in Richtung klassischen Italometals ab, auch soundlich gibt es deutliche Unterschiede (Gasttrommler George Karahalios wirft beispielsweise nur hier in markanterer Weise die Doppelfußmaschine an - mittlerweile ist mit Jim Stamatis wieder ein fester Schlagzeuger gefunden). Das Booklet vermerkt allerdings nichts über etwa unterschiedliche Aufnahmesessions oder sonstige Gründe, einzig die kompositorische Beteiligung eines Menschen namens Manos Moutafris, der sonst nicht weiter in Erscheinung tritt, könnte einen Verdachtsmoment darstellen. Ähnlich wie Rhapsody (Of Fire) besitzen auch Sacred Blood ein Faible, überlange Epen zu schreiben, was sie auf dem Album mit dem knapp zwölfminütigen Closer "Gates Of Fire" ausleben, wo dann der eigentliche Hauptkampf stattfindet, der unvorteilhafterweise allerdings per Ausblendung im Nichts endet (was freilich in diesem Falle auch Absicht gewesen sein kann). Das Tor auf dem eher mäßig gezeichneten Fournier-Cover dagegen hat offenbar schon das eine oder andere Feuer hinter sich, hätte aber garantiert nicht am originalen Kampfort gestanden, da es in fortifikatorischer Hinsicht doch deutliche Mängel aufweist, die ein fähiger Festungsbaumeister auch schon vor zweieinhalbtausend Jahren erkannt und beseitigt hätte. Wenn man schon historisch an die Sache rangeht, dann wenigstens richtig und konsequent. Aber auch dieses Detail paßt irgendwie perfekt ins Bild eines zwar guten und ambitionierten, aber keineswegs weltbewegenden Albums, das man sich als Freund epischen Metals zwar relativ bedenkenlos zulegen kann (wenn man sich zutraut, mit dem quäkig-knödeligen Gesang zurechtzukommen), aber erst dann kaufen sollte, wenn man die ersten sechs Manowar-Alben schon besitzt. Hat man einen zugänglichen Geschichtslehrer in der Schule, kann man hiermit freilich eine lehrreiche Unterrichtsstunde gestalten. Zum Erwerb muß man günstigerweise nicht erst bis an die Thermopylen reisen, sondern kann auch hierzulande beispielsweise via www.karthagorecords.de zuschlagen.
Kontakt: www.sacred-blood.com, www.eatmetalrecords.com

Tracklist:
The Defenders Of Thermopylae
Land Of The Braves
Hordes Of Evil
Oracle
Spartan Warlord
Sacred Blood
Heroic Spirit
Blades In The Night
Warrior's Song
Gates Of Fire
 




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