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Letzte Instanz, Heavy Current   25.03.2009   Ludwigshafen, Das Haus
von gl

Der Flyer zur Veranstaltung
"Komm mir nur nicht mit der Unschuldstour" - och bütte, lass mich diesen flachen Witz doch wenigstens einmal bringen, wenn eine Gruppe schon so ausführlich unterwegs ist und gleich 18 Städte beehrt! Da ist eine Tour noch eine richtige Tour und nicht nur Köln, Berlin, Hamburg und München wie so oft! Die neue Scheibe "Schuldig" der Letzten Instanz ist mir extrem gut reingelaufen, so dass ich mich sehr auf das Konzert gefreut habe. Der altbackene Charme dieses Hauses der Jugend bzw. Kulturzentrums (den hanebüchenen Namen Colosseum, der an eine 10.000er Arena denken lässt, hat man wohl zwischenzeitlich stillschweigend aufgegeben) störte aber die überschaubare Gruppe von in etwa 150-180 Personen heute keineswegs. Einige haben sogar Schnallen und Laschen an den Hosen hängen wie die Frau auf dem "Schuldig"-Cover und nachher auch einige der Protagonisten auf der Bühne.
Zunächst sollte allerdings eine äußerst ärgerliche Belastungsprobe überstanden werden, denn die drei Kasper, die da unter dem Namen HEAVY CURRENT mit tuntigem Gehabe dilettantisch auf der Bühne zu Einspielungen vom Band agierten, rangieren nach ca. 1500 Konzerten, die ich zeitlebens erleben durfte, unter den unerträglichsten. Momentan haben sie sogar in meiner privaten Flopparade die braune Ehrenauszeichnung der schlechtesten Live-Band aller Zeiten inne! Das "Heavy" im Namen sollte ihnen schleunigst weggenommen werden, denn es ist eine Beleidigung an alle, die gerne Heavy Rock bzw. Metal hören - denn damit hatte diese unterirdische Elektro-Pseudo-Vorstellung aber auch gar nichts zu tun. Grau-en-haft!!! (Den Menschen, der eigens deswegen von wohl gemerkt Ludwigshafen nach Frankfurt fuhr, weil dort VAN CANTO als Vorgruppe spielten, habe ich erst später kennengelernt.)

132 : Letzte Instanz-Sänger Holly   Na, DAS ist mal ein origineller Mikrofonständer

Benni Cellini am ... Cello!  M. Stolz, Violini

Specki T.D., Schlagzeug  Ist halt einfach ein klasse Fotomotiv, wie der da auf seinem Thron sitzt und fiedelt

Das Septett nach geleisteter Arbeit im Applaus badend
Sobald die LETZTE INSTANZ unter gleißendem Licht die Bühnenbretter betrat, war dieses Ärgernis vorbei und man hatte bei sieben Musikern eine ganze Menge zu gucken: Sänger/Frontmann Holly mit seinem imposanten Mikroständer und links auf einem Podest Cellist Benni Cellini mit seinem extravaganten Instrument waren natürlich die Blickfänger. Da ich von der Band neben einigen Singles nur eben diese aktuelle Platte besitze, war der Einstieg mit "Mein Engel" und "Flucht ins Glück" von "Schuldig" optimal gewählt. Die Band hat es einfach raus, eingängige Songs mit deutschen unpeinlichen Texten zu schreiben, die spannend instrumentiert sind und nie platt oder stumpf wirken. Sänger Holly mit seiner markanten tiefen Stimme, die man auch gut verstehen konnte bei Stücken, die man nicht kannte (das kann man nicht gerade bei allen deutschen Sängern behaupten ...) kam entgegen dem ein wenig kühlen Image der Band (Stichwort "Brachialromantik"!?) herzlich, charmant und auch ein wenig unterhaltsam in seinen Zwischenmoderationen rüber. So verkündete er, sich bei jedem Tourstop einen Zettel mit ein paar Hintergrundinfos zu der jeweiligen Stadt aufzuschreiben, und verkündete doch tatsächlich die hier natürlich allseits bekannte Tatsache, dass Ludwigshafen von (uns) Mannheimern "Lumpehafe" betitelt wird! - Einiges Gegröhle im Saal und keine Antwort auf die Frage (an die vermeintlich Einheimischen), wie denn die Bewohner von LU die Anwohner überm Rhein nennen! Solche Kleinigkeiten lockern m.E. einen Gig ungemein auf im Gegensatz zum hundertsten Mal "Seid Ihr gut drauf!". Weiter mit Musik: Mir bis dato unbekannte Stücke wie "Kopfkino" oder "Unerreicht" gefielen instantmäßig und waren einfach klasse Unterhaltung der gut eingespielten Band, bei der übrigens der Drummer Geburtstag hatte und natürlich nach vorne gebeten wurde. Erwähnt werden sollte auch noch, dass der Tontechniker es hinbekam, die Klangqualität gut zu gestalten. Gegen Ende des recht langen Konzertes fuchtelten plötzlich zwei Personen neben mir mit Zetteln rum, auf denen "Rapante" stand (ich muss ja nicht alles verstehen), bevor dann ein Stück namens "Rapunzel" folgte. Nach dem Hit "Wir Sind Allein" streute die Letzte Instanz uns noch mit dem "Sandmann" vor stimmungsvollem Backdrop mit Sternen den Sand in die Augen, ein Schlaflied also zum Schluss.
Die Setlist
Es wurden tatsächlich 25 (!) Songs aufgeführt - manche Hype/Trend-Band schafft nicht mal die Hälfte. Der überbordende Applaus sowohl vor der Zugabe als auch danach noch einmal bestätigt mich in dem Urteil, dass die Letzte Instanz mit einem spielfreudigen stimmungsvollen Abend heute alle Anwesenden zufrieden gestellt hatte.

Fotos: Georg Loegler






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