www.Crossover-agm.de HERALD: Heavy Metal Wakes The Beast
von rls

HERALD: Heavy Metal Wakes The Beast   (Area Death Productions)

Globalisierung im Metal: Herald kommen aus Estland, aber ihr Debütalbum erscheint über eine Plattenfirma aus China. Das ist in diesem Falle indes nur strukturell von Bedeutung, denn man könnte genausogut eine deutsche Band auf einem deutschen Kleinlabel vermuten, wenn man die knapp 49 Minuten von "Heavy Metal Wakes The Beast" hört. Über Image, Texte etc. braucht man sich nicht weiter zu unterhalten - hier regiert das metallische Klischee, das man je nach persönlicher Konstitution ernster oder unernster nehmen kann. Jedenfalls nimmt man Herald ohne Bedenken ab, daß sie ihren traditionellen Metal von Herzen spielen und nicht aus pekuniären Gründen. Spaß an der Sache haben sie jedenfalls offensichtlich, sonst hätten sie "The Swarm, The Hive, The Empire" nicht mit diesen Micky-Maus-Vocals eingeleitet. Und prinzipiell nehmen sie es schon ernst mit ihrem Musizieren, sind keinesfalls als Parodie zu verstehen. Allerdings fällt es schwer, sie im großen Feld des traditionellen Metals stilistisch einzuordnen, denn sie verbinden geschickt deutsche, britische und amerikanische Einflüsse miteinander. Sänger Mart Kalvet erinnert dabei mehr als einmal an Andreas Babuschkin von den Hamburgern Paragon, allerdings in einer leicht gemäßigten Version - er kann allerdings auch auf sirenenartige Klänge umschalten, und die weisen eine deutliche Schlagseite Richtung Rob Halford zu seinen besten Zeiten auf, aber auch zu manchen Sirenen aus der US-Metal-Szene. Vom instrumentalen Faktor her wiederum meint man bisweilen einer Mixtur aus Raven und Judas Priest zu lauschen (von ersteren stammt beispielsweise der latent punkige Touch mancher Uptempo-Passagen), dann wieder kommen einem Headhunter in den Sinn. "Battalion Berserk" mit seinem flott-melodischen Beginn, das dann in einen immer noch lockeren Midtempopart übergeht, bevor das Eingangstempo wiederkehrt und die Songfolge von Kombinationen dieser beiden Fraktionen bestimmt wird, wobei die Midtempoparts immer schwerer werden, hätte einleitungsseitig auch von Crystal Viper geschrieben worden sein können, wohingegen die Ohoho-Chöre eher die Ensiferum-Fraktion anlocken könnten und man ganz zum Schluß bemerkt, daß der Song als Ganzes auch eine gute Running Wild-Nummer abgegeben hätte. Das grundsätzliche Tempospektrum, glaubt man, haben bereits die ersten zweieinhalb Songs abgesteckt ("My Judgement Cometh" als Midtempobanger, das flotte "Hounds On My Trail" und der dem Micky-Maus-Part folgende schwerfällige Einleitungsteil von "The Swarm, The Hive, The Empire"), aber dann überraschen einen die Esten im Mittelteil von "Hell Brigade" mit halbakustischer Epik zu gesprochenen Textpassagen, übergehend in ein reinrassiges Doomsolo der klassischen Black-Sabbath-/Candlemass-Schule. Grundsätzliche songwriterische Unterschiede zwischen den ersten sechs und den letzten vier Songs gibt es nicht, aber einen markanten Soundunterschied, der vor allem an den Drums abzulesen ist, wobei die Entwicklung leider in negativer Richtung verlaufen ist (sowohl die blecherne Snare als auch besonders die knisternde HiHat nerven doch ziemlich). Das Material entstammt zwei verschiedenen Einspielungsperioden in den Jahren 2002 und 2005, die im gleichen Studio (dem Musicworks in Tallinn) getätigt wurden und personell lediglich einen Wechsel am Baß sahen - Viktor Villand hat die Position von Mart Veski übernommen, aber das Verhältnis zu letzterem ist offenbar nach wie vor gut, denn sonst hätte man seine Komposition "Hounds On My Trail" aus der ersten Periode sicherlich nicht mit aufs Album gepackt, und in der Dankesliste steht er auch ziemlich weit vorne. Ob es freilich Zufall ist, daß die vier neueren Songs im Gesamtdurchschnitt einen Tick langsamer ausgefallen sind als die ersten sechs, kann nicht mit letzter Sicherheit entschieden werden, denn schon ein halber schnellerer Banger würde mindestens Gleichstand herstellen. Wie dem auch sei: Herald würden perfekt auf Festivals wie das Swordbrothers oder das Keep It True passen, und die Klientel dieser Festivals ist es auch, die sich um den Erwerb von "Heavy Metal Wakes The Beast" kümmern sollte - der Rest verpaßt eine gutklassige, aber nicht weiter weltbewegende Metalplatte, wohingegen das Material live vermutlich deutlich mehr Reize entfaltet.
Kontakt: www.metal.ee/herald, http://adp.areadeath.net

Tracklist:
My Judgement Cometh
Hounds On My Trail
The Swarm, The Hive, The Empire
Battalion Berserk
Hell Brigade
Heavy Metal Wakes The Beast
Summon Us
God Found Dead In Space
Black Heart Blues
Dreamreaper
 





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