www.Crossover-agm.de V.A.: Dhak/Nafak - Escoria Records Metal Sampler 1
von rls

V.A.: Dhak/Nafak - Escoria Records Metal Sampler 1   (Escoria Records)

Escoria Records scheinen Kompilationen zu lieben - der unter der Katalognummer ESC 009 erscheinende Metal Sampler 1 ist nämlich schon der dritte Sampler in der Labelgeschichte, die sich anfangs allerdings eher im Punk/Ska/Hardcore-Feld abgespielt zu haben scheint. Erst die Signings von Dhak und Nafak nun sind definitiv dem Metallager zuzurechnen, und zur Bekanntmachung von deren neuen Alben ist besagter Siebentracker erschienen, der vier Songs von Dhak, drei von Nafak und dazu noch je ein Video der Bands enthält, wobei beide zugehörigen Songs auch als Audiofassung vertreten sind - da die Videos keine außergewöhnliche Kunst beinhalten, verpaßt man, wenn man sich ausschließlich dem 33minütigen Audiosektor widmet, im Prinzip nichts.
Dhak zählen zu den dienstältesten Metalbands Argentiniens und nahmen bereits zu Beginn der 80er ihre Aktivitäten auf - allerdings brachten sie es im seither vergangenen Vierteljahrhundert lediglich auf zwei Alben, was auch darin begründet liegt, daß sie nicht kontinuierlich am Ball geblieben waren. Das erste der Alben datiert noch aus den Frühachtzigern, das zweite heißt "Se Decide Justicia", kam 2006 heraus und stellt das Material für den vorliegenden Sampler. Das erste Album ist dem Rezensenten nicht bekannt, dürfte aber sicherlich noch nicht so geklungen haben wie jetzt das zweite, denn damit hätten die Argentinier in einer Zeit, wo Bands wie Metallica oder Slayer gerade mal ihre ersten Proben hinter sich hatten, quasi den Thrash Metal erfunden. Es dürfte also zu vermuten sein, daß es sich damals noch um "normalen" Metal gehandelt hat und die Band jetzt nach ihrer Reaktivierung einfach die Härteschraube etwas angezogen hat. Das Resultat in Gestalt der vier vorliegenden Songs (ob sie repräsentativ für das ganze Album sind, kann hier nicht entschieden werden, aber es ist zu vermuten, denn ansonsten hätte man ja den Zweck eines solchen Samplers grundlegend verfehlt) landet in dieser undefinierbaren Grauzone zwischen Power und Thrash Metal, in der es nur wenige Bands wie etwa Overkill geschafft haben, sich Fans aus beiden Lagern heranzuziehen, während viele andere wie etwa die brillanten Wargasm sich zwischen den Stühlen wiederfanden. Tendenziell lagern Dhak näher an der Power Metal-Seite, zumal sie einerseits im Tempo keine Überschreitungen einer imaginären Grenze sogar noch unterhalb der gängigen Speed Metal-Definition zulassen und andererseits dem melodischen Aspekt in ihren Kompositionen ein nicht zu verkennendes Augenmerk widmen. Ein Song wie "Paranoia Empresarial" landet so genau in der Kerbe zwischen Judas Priests "Painkiller" und Rob Halfords Soloauflug "War Of Words" mit Fight, während "Contra El Plan" eigenständiger agiert und einen etwas sperrigen Grundaufbau mit einem Sahnehäubchen in Form eines episch-breiten melodischen Traditionsmetalsolos krönt. "Universo De Glorias Malditas", der Videosong, fällt in keiner Hinsicht aus dem Rahmen, und "En Nombre De Cristo" ist mit seinem treibenden Tempo der schnellste der vier allesamt in Spanisch vokalisierten Songs. Nichts absolut Herausragendes, aber eine sehr solide Leistung des Quartetts um Alejandro Roldan (sollte das ein Verwandter von Logos-Gitarrist Miguel Roldan sein?).
Deutlich jünger als Dhak sehen auf dem Bandfoto Nafak aus, und so verwundert es auch nicht, daß sie einen etwas moderneren Sound produzieren. Der verbleibt zwar deutlich erkennbar im traditionell geprägten Metal, kann aber eine gewisse Göteborg-Schlagseite vor allem in der Gitarrenarbeit nicht verhehlen, auch die Schlagzeugarbeit von Patricio Gomez weist gelegentlich auf neuere Vorbilder hin, und Auch-Gitarrist Agustin Iglesias gibt in seiner Mikrofonbedienerfunktion ein herbes halbhohes Gebrüll von sich, im wesentlichen zwischen zwei Tonlagen pendelnd (einer etwas tieferen und einer etwas appellierender wirkenden höheren, wobei letztgenannte manchmal ein wenig an Kreator-Mille erinnert). "Azotes Del Final" eröffnet mit einer Mixtur aus stampfendem Metal und gelegentlichen Stakkatoausbrüchen. Der Videotrack "Sweat Of Pain", einziger in englisch vokalisierter Track des Samplers, gerät in seiner Gesamtbetrachtung zum wohl göteborglastigsten Song Nafaks, mixt das vorherrschende Midtempo Moaning Winds mit leichtfüßigeren Ausbrüchen, wie man sie bei den frühen Dark Tranquillity liebgewinnen konnte (besonders der eine ganz schnelle zaubert einem sofort diesen Vergleich ins Hirn). "Melodias Del Armagedon" schließt den Sampler ab - der Titeltrack des Nafak-Albums ist wieder eher mit "Azotes Del Final" zu vergleichen, allerdings rhythmisch ein wenig vertrackter und zudem mit einigen Akustikbreaks versehen, von denen das zentrale gekonnt ins wenig komplizierte, aber schöne Hauptsolo überleitet, das wiederum in den überraschend schnellen Schlußteil überleitet, so daß der Titelsong quasi die Bandbreite Nafaks in einer Komposition zusammenfaßt. Interessanter Stoff, den man sich als Freund der klassischen Göteborg-Klänge der Neunziger durchaus gönnen kann.
Den Metal-Sampler gibt's auf Wunsch kostenlos als Zugabe bei einer Bestellung via www.metaleros.de (solange der Vorrat reicht), wo man neben Hunderten anderer cooler Metalscheiben vor allem, aber nicht nur aus Lateinamerika natürlich auch die vollen Alben von Dhak und Nafak bekommen kann.
Kontakt: www.escoriarecords.com.ar

Tracklist:
Dhak:
Universo De Glorias Malditas
Contra El Plan
Paranoia Empresarial
En Nombre De Cristo
Nafak:
Azotes Del Final
Sweat Of Pain
Melodias Del Armagedon



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