www.Crossover-agm.de HYALTI JOENSEN/ØSSUR JOHANNESEN: Live 3. 2 Vetrarkvøld i Runavik & Klaksvík
von ta

HYALTI JOENSEN/ØSSUR JOHANNESEN: Live 3. 2 Vetrarkvøld i Runavik & Klaksvík   (Tutl)

Das Gitarren/Bass-Duo Joensen/Johannesen ist wieder zurück. Die beiden Musiker von den Färöern haben knapp 63 Minuten ihrer weitestgehend improvisierten Musik auf Polycarbonat gepresst. Das Ergebnis pendelt zwischen ruhigen Momenten, die viel Abstimmung zwischen den beiden Musikern zeigen, und Exzessen, in denen manchmal jeder zu spielen scheint, was er gerade will. Auffällig ist, dass diesmal der Bass Johannesens die meiste Zeit dominanter ist als die Gitarre Joensens. Zunächst liegt es daran, dass der Bassverstärker offenbar mehr Watt hatte als der Gitarrenamp. Dann liegt es an der Spielweise: Etliche vollwandige Akkorde werden auf dem Bass angeschlagen. Dann an der ungebändigten Dynamik des Musikers: Fängt er einmal an, zu frickeln (und das kann er gut), ist von seinem Kollegen nur noch wenig zu hören, höre nur die Eskapaden, wenn "Eitt Vetrarkvøld í Runavík" richtig durchstartet. Außerdem daran, dass sehr viel der Leitthemen vom Bass gespielt werden.
Umso schöner sind die Momente, in denen die Gitarre in den Vordergrund tritt, wie es urplötzlich in der 6ten Minute von "Annar Partur / Part 2" oder in den wunderbaren, jazzigen Eingangspassagen von "Eitt Vetrarkvøld í Klaksvík" geschieht. Letztgenannter ist der beste der drei, ähem, Songs dieses Albums, da er Joensens teilweise sehr schönen Soli auch ansonsten deutlich mehr Raum lässt als die anderen Songs. Da kommt um die neunte, zehnte Minute herum, wenn Johannesen auf flirrenden Akkorden schwebt und Joensen den Blueser raushängen lässt, beinahe so etwas wie Magie auf. An anderen Stellen hätte man sich wieder gewünscht, dass Bassflegel Johannesen sich zurückhält: Wenn Joensen zu Ende der dreizehnten Minute ein Thema anschlägt, das eine Pink Floyd-Ballade einleiten könnte, sollte einfach nicht hemmungslos in Affenlautstärke weitergegroovt werden. Aber das ist der Preis der Improvisation. Am Ende gibt es noch zwei Minuten reine Kakophonie.
Was gibt es noch zu sagen? "Live 3" ist auch ein Livealbum im modernen Sinne, es wurde vor Publikum aufgenommen: Nach jedem Song klatschen schätzungsweise vier Menschen kurz. Das hat einen unfreiwillig komischen, wenn nicht rührenden Effekt. Der Sound ist wie auch auf den beiden Vorgängern komplett unbearbeitet und ebenso sind die Klangfarben der Instrumente sehr eindimensional: Effekte sind selten und alle Arbeit für Abwechslung liegt also wortwörtlich in den Händen der Musiker. Dass das bei dieser Kombination von Instrumenten über mehr als eine Stunde respektive drei Songs von durchschnittlich etwa 20 Minuten Länge nur sehr schwer funktionieren kann, sollte klar sein. Wer "Live 3. 2 Vetrarkvøld i Runavik & Klaksvík" hört, wie er das Album einer "normalen" Band hört, hat deshalb bereits verloren.
Wie genau man dieses Album nun hören muss, damit es Sinn macht, kann ich allerdings auch nicht sagen. Ob eine dritte Auflage dieses Projekts nötig war, sollen deshalb andere entscheiden. Mindestens Sammler von Skurrilitäten könnten an "Live 3. 2 Vetrarkvøld i Runavik & Klaksvík" aber ihre Freude haben.
Kontakt: Tutl Reynagøta 12, FR 100 Tórshavn, Faroe Islands; www.tutl.com

Tracklist:
1. Eitt Vetrarkvøld í Runavík
2. Annar Partur / Part 2
3. Eitt Vetrarkvøld í Klaksvík



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