(My Kingdom Music)

Ein wunderbares Stück Musik legen Act Noir mit ihrem 55minütigen Debüt vor. Das italienische Quintett spielt auf "Automatisme Psychique" introvertierten Alternative "Rock" mit starken Einflüssen aus dem Elektro-Genre: elektronischen Drums hier und da, Loops, dominanten Synthesizern. Die Stücke sind in der ersten Hälfte des Albums durchweg sehr ruhig und weisen einen hohen Ambient-Faktor auf: Ständig schwebt ein Synthie-Teppich im Hintergrund, gibt es kleine Geräuscheinwürfe, und Sänger Nicholas Hill hat eine dazu passende meditative, leise Stimme, flüstert streckenweise fast. Die Gitarren sind weitestgehend clean gehalten, die raren verzerrten Momente (bspw. in "Absence Of Charisma" und "Automatisme Psychique") sind eher Farbtupfer. Das gleiche gilt für die kompetente Rhythmusfraktion aus Bass und Schlagzeug - selbst wenn es dort etwas flotter und verspielter wird (etwa in "This Somethings"), bleibt der zurückhaltende Grundzug der Musik erhalten.
Erst die zweite Hälfte des Albums ist etwas weniger introvertiert, bedingt durch EBM-Einflüsse in "Unheimlich" (dem m.E. schwächsten, weil gewöhnlichsten Song der Platte, der aber gleich zweimal vertreten ist), dezent funkiges Riffing in "Swerved Rooms" und etwas deftigere Grooves (im Wechselspiel von elektronischem und echtem Schlagzeug) in "Drag Me Away". Von echter Energievermittlung bleiben aber auch diese Tracks weit entfernt.
Hier gibt es keine großen Überraschungen, es gibt keine Hooklines, die einen den ganzen Tag begleiten, und es gibt auch keine einzelnen Tracks, die besonders hervorstechen. "Automatismue Psychique" besticht als Ganzes - durch seine Ruhe, die sanfte Melancholie, die Leere, die es fühlen lässt. Müsste ich dennoch Tracks hervorheben, wären es "This Somethings" mit seinem verträumten Gitarren und das ätherische "And You Become", das durch den stoischen Basston, der sich durch das ganze Stück hält und auf den sich ein tieftrauriges Keyboardthema ausbreitet, vielleicht den eingängigsten Track des Albums darstellt.
"Automatisme Psychique" kann man nicht ständig einlegen und am Stück hören, dann würde es langweilig werden. Aber als Hintergrund für einen grauen Tag ist es perfekt, fängt einen ein. Dieses Album ist gemacht für alle Leute, die sich in der Grauzone zwischen Dead Can Dance, David Sylvian und Massive Attack wohl fühlen.
Kontakt: www.actnoir.com, www.mykingdommusic.net

Tracklist:
1. Absence Of Charisma
2. Rub'al-Khali
3. This Somethings
4. Automatisme Psychique
5. Lithium Flowers
6. And You Become
7. Unheimlich
8. Swerved Rooms
9. Drag Me Away
Bonus Tracks:
10. Unheimlich (mesmerizemix)
11. Distance (actnoir remix)

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