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von ta

SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR: Step In 2 My World   (Progrock Records)

Bock auf Gehacktes in Jogurt? Forelle mit Zimt? Gibt es alles, geh mal indisch essen, mein(e) LeserIn. Schmeckt auch! Und genauso gibt es Prog Rock mit Funk-Jazz-Pop-Klassik-Rap-Metal dazu. Wirf mal die neue Seven Steps rein, mein(e) LeserIn. Klingt auch!
Der ohne Bonustracks etwa einstündige Zweitling des sächsischen Septetts stellt noch mal eine Steigerung zum bereits sehr guten Debüt von 2006 dar. Obwohl die Stilbeschreibung experimentell und durcheinander klingt, ist das Gesamtergebnis zwar experimentell, aber nicht durcheinander. Die Basis fast aller Songs ist stark am Keyboard orientierter Prog Rock, mit Hang zu moderneren Sounds, also nicht Mellotron, Hammond oder Mini-Moog, stattdessen aber relativ häufig traditionelle Klavierklänge, so bspw. im exzellenten, ganz vom Klavier angeleiteten "Paid For Glance", das mit einem völlig coolen Western/Jazz-Teil endet - womit wir auch schon bei den Beimengungen aus anderen Stilen wären. Die Zutaten aus den weiteren oben ohne Anspruch auf Vollständigkeit gelisteten Stilen, die das Ergebnis nicht nur zu Progressive Rock, sondern auch progressivem Rock machen, sind letztlich Additionen zur Prog-Rock-Basis, die nicht eigenständig Songs konstituieren könnten. Es gibt keinen reinen Funk-Track, keinen reinen Rap-Track etc. Ausnahme von der Regel ist das Saxophon-Instrumental "My Lovely Mr. Singing Club", das reiner Jazz ist. Die restlichen Stücke beinhalten den facettenreichen Gesang des Trios Anne Trautmann, Ronny Gruber und Lars Köhler, der in 85% der Fälle tatsächlich Gesang ist, kein Rap. Wie der ganze Mixmax zusammen klingt, kann man in "Rising Shore" exemplarisch und auf die Spitze getrieben nachhören: Ein in seiner Harmonik nicht einfacher, aber dabei ohrwurmiger Refrain trifft auf verzerrten Rap in den Strophen, ein zärtlich im Trio gesungenes Leitthema trifft auf ein deftiges Metal-Riff; und das alles wird durchsetzt von allerlei Funk- und Swing-Elementen. Wenn dann am Ende noch die Trompete einsetzt, ist das nur konsequent. Das Stück ist einfach ein Hammer, der bei aller Vielfalt und bei allem Witz auch so nachvollziehbar in Struktur, Melodieführung und Rhythmik ist, dass ohne schlechtes Gewissen der Ausdruck "Song" verwendet werden kann.
Im Gegensatz zu vielen Neo-Prog-Bands der Gegenwart betonen die Seven Steps die atmosphärischen Elemente der Spielart nicht oder nur wenig: Differenzierte, kurz angeschlagene Töne bestimmen das Bild, breite Keyboardteppiche oder elegische Gitarrensoli sucht man mit der Lupe und findet sie am Ende in einem Song, der passenderweise "Moon Talks To Me" heißt und von Gastsänger Larry B. eingesungen wurde. Der steht schon seit einem Jahrzehnt bei den Leipziger Prog-Hochkarätern Toxic Smile und seit einer Weile auch bei der Ostrock-Legende Stern Combo Meißen hinterm Mikro. Von ersteren könnte der angedüsterte, leicht psychedelische Grübler "Moon Talks To Me" denn auch stammen. Das zweite Atmosphäre-Highlight steht ganz am Ende des regulären Albums: Das melancholische, stark vom Gesang Anne Trautmanns getragene "Closer" ist einfach nur schön, sogar beim Rap-Teil.
Alles in allem: Ein erstklassiges Album und eins meiner Prog-Highlights 2009, tatsächlich aber bereits 2008 erschienen. Prog-Rockern und Freunden progressiver Rock-Musik sei "Step In 2 My World" hiermit wärmstens empfohlen.
Kontakt: www.sevenstepstothegreendoor.de, www.progrockrecords.com

Tracklist:
1. New Rising
2. Stay Beside
3. Step Into My World
4. Melissa
5. My Lovely Mr. Singing Club
6. Attract Me
7. Paid For Glance
8. Moon Talks To Me
9. Rising Shore
10. Closer
Bonus Tracks:
11. Figures Out Of Clouds
12. Making Of



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