www.Crossover-agm.de TOXIC SMILE: Overdue Visit
von ta

TOXIC SMILE: Overdue Visit   (Progressive Promotion)

Die letzte reguläre Toxic Smile, "Retrotox Forte", liegt nun auch schon wieder ein halbes Jahrzehnt zurück; immerhin wurde die Wartezeit mit der DVD vom Auftritt auf der Progparade V und besonders der DVD "In Classic Extension" hochkarätig überbrückt. "Overdue Visit" nun, der Anschluss an "Retrotox Forte", ist seinerseits kein ganzes Album, sondern mit vier Songs nur eine EP geworden. Es handelt sich auch noch die voraussichtlich letzte Toxic-Smile-Aufnahme, auf der Antonius Grützner am Schlagzeug zu hören ist - der vakante Posten wurde inzwischen durch Robert Eisfeld besetzt.
"Overdue Visit" liefert in 23:27 Minuten Toxic-Smile-Prog Rock mit Schlagseite zum Prog Metal. Eine Runde das Einstiegsriff des Openers "Solitudes Sphere" reingezogen, und schon ist alles klar: Das Unisono aus Schlagzeugfußmaschine und Gitarre, das chromatisch abstürzende Keyboard darauf, alles so typisch wie man es kennt und liebt. Obendrauf die hohe und markante Stimme von Larry B., die nach wie vor nichts an Ausdrucksstärke verloren hat und nach wie vor etwas an Phil Collins und Peter Gabriel erinnert. Über all das Genesis-artige Synthie-Eskapaden und die fabelhafte, stets gut hörbare Bassarbeit von Robert Brenner. Ein wenig gitarrenlastiger als gewohnt kommt mir "Solitudes Sphere" vor, das Ausgangsriff ist richtig deftiger Prog Metal. Starker Song!
"Insights" lotet in den ersten drei Minuten die andere Seite des Spektrums aus, startet als Semiballade mit schönem Klavierthema, P.O.S.-Schlagseite und famoser Melodieführung von Larry B.: einerseits eingängig und stimmig, dann aber auch nie um eine unerwartete Auflösung, einen subtilen Tonartwechsel verlegen. Zum Zungeschnalzen und einer der Gründe, warum Toxic Smile so herrlich unkitschig sind, wenn sie Balladeskes spielen. Nach den ersten drei Minuten wird das Tempo etwas angezogen, der Rahmen des Semiballadesken allerdings nicht verlassen. Hintergründige Hammond-Sounds gibt's obendrauf.
Die hat auch "Peak Of Delight", der zweite ans Metallische grenzende Feger neben dem Opener "Solitudes Sphere". Brenner funkt und slappt sich die Finger blutig, Grützner baut ein paar kleines Rhythmusfallen ein und Gitarrist Uwe Reinholz darf den Instrumentalteppich sogar zeitweilig anleiten. Sehr coole Aufteilung, die man bei Toxic Smile eher selten hat. Besonders die zweite Strophe, als der Rockgroove mal richtig straight durchgezogen wird, groovt wie Sau.
Den Abschluss des Spektakels bietet eine zweite Ballade, die "Insights" noch einmal toppt: "Freezing Rain" formt sich lediglich aus dem Klavier von Marek Arnold und dem Gesang von Larry B., beide Elemente werden in Vollendung dargeboten. Die Themen sind einfach durch die Band wunderschön und dabei doch auch anspruchsvoll genug, um nicht in Kitsch zu enden, die Gründe dafür wurden bei "Insights" bereits erörtert. Absolute Edelklasse und definitiv die Prog-Ballade des Jahres 2009.
Dann ist "Overdue Visit" auch schon zu Ende. Damned. Nächstes Mal bitte wieder etwas mehr! Bis dahin ist "Overdue Visit" nicht einfach nur eine brauchbare Überbrückungsleistung, sondern auch eigenständig ein fabelhaftes Scheiblein auf gewohnt hohem Niveau geworden.
Kontakt: www.toxic-smile.de, www.progressive-promotion.de

Tracklist:
1. Solitudes Sphere
2. Insights
3. Peak Of Delight
4. Freezing Rain



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver