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von ta

TOXIC SMILE: RetroTox Forte   (Famous Kitchen/Pängg)

Die neue Dream Theater war gerade draußen und just erreichte mich auch eine Vorabkopie des zum Reviewzeitpunkt noch "Retroderm Forte" geheißenen Albums "RetroTox Forte" von Toxic Smile. Um gleich vorwegzugreifen: Sowohl die eine als auch die andere CD beweisen, dass beide Bands sich musikalisch nicht mehr so nahe stehen wie oft proklamiert, was im Falle Toxic Smile bedeutet, dass die Leipziger zwar eindeutig jenem Stil frönen, den man allgemeinhin Progressive Rock, ja sogar Progressive Metal nennt, aber (inzwischen) durchaus ein sehr markantes Profil aufweisen. Mit "Voix Du Passé" beginnt "RetroTox Forte" als Männerchor beinahe sakralen Charakters, bevor "Raised" einläutet, was der Unbedarfte möglicherweise verdrängte: Hier regiert das Element "Prog" und dies so universal wie möglich. Der Rezensent konstatiert diffizile Harmonik, trotzdem - und das spielt gerade bei Toxic Smile eine bedeutende Rolle - eingängige Melodik (der Refrain lag mir noch vom Live-Gig Ende 2002 im Ohr!), vertrackte Rhythmik, Vielschichtigkeit, Keyboardlastigkeit und das Stück schafft es schon über die fünf Minuten. Dies zieht sich durch weite Strecken der Platte, heißen die Songs nun "The Fall Down" (etwas getragener), "Pyramid" (verschachtelt, aber Hitfaktor hoch drei!) oder "O.T." (donnerschlägiges Frickel-Instrumental). "RetroTox Forte" ist aber mitnichten eine Break-Orgie, obwohl keiner der (gut aufeinander abgestimmten) Beteiligten verhehlen kann, dass er um die Bedienung seines Instrumentes Bescheid weiß. Mehr als einmal zeugen Toxic Smile von der Macht der Ruhe und das so stimmungsvoll und (ent-)spannend, dass hier nicht nur Prog-Herzen einen Ruck erfahren dürften: "Escape" ist sphärisch-(ent-)spannend und erhebt Pink Floyd ein wenig aus der Asche, das fragile "Steps Back" fließt haarscharf am Kitsch vorbei und ist gerade darum so gut und die Klavierballade "Sacrificial Flame" bleibt einfach nur wunderschön. So seriös, wie es nun den Anschein haben mag, geht das Quintett aber keinesfalls zur Sache: Durch "RetroTox Forte" zieht sich ein Netz von Samples, das man nur zur Hälfte mit Ernst betrachten darf, "C.I.D. Addendum" ziert eine Flöte jenseits von gut und böse, und wie ich einzuordnen habe, was im Albumepos "Confidence In Deception" ab dem Zeitpunkt "acht Minuten und zwanzig Sekunden" geschieht, entzieht sich auch meiner Kenntnis, was indes die Lektüre der Texte, lägen sie mir vor, beheben könnte. Den Humor darf man also über die gesamte Laufzeit von siebzig Minuten behalten, auch wenn das harte, introvertierte und etwas unzugängliche "Heavsent" mit einer sehr düsteren Note eine ganz andere Dimension aufzeigt, die beweist, dass Toxic Smile noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt sind. Nicht umsonst steht dieses Stück am Ende von "RetroTox Forte". Außerdem scheint "Heavsent" die einzige Nummer zu sein, an der der Gitarrist des Trupps maßgeblich mitgearbeitet hat, da sein Instrument hier weitaus vordergründiger als noch die Stunde davor agiert, wobei auch dies weniger Mangel als Möglichkeit symbolisiert. Toxic Smile könnten also auch mehr Metal vertragen, aber dann landen sie vielleicht wieder bei Dream Theater-Vergleichen. So nehme ich mir eine Band wie die Flower Kings, um in etwa die Richtung von der Leipziger zu bestimmen. "Stop Now", sehr straight und der einzige Anwärter zum Nicht-Anspiel-Tip, könnte so sogar fast von Deep Purple stammen - wenn das nicht ohnehin der Fall ist! Sportlich, sportlich ... Für Olympia-Fans ist "RetroTox Forte" Pflichtstoff, für Progger sowieso unerläßlich. Ab 15. März 2004 ist dieses Schmuckstück zu haben.
Kontakt: www.toxic-smile.de, www.famouskitchen.de

Tracklist:
1. Voix Du Passé
2. Raised
3. The Fall Down
4. Escape
5. Pyramid
6. Stop Now
7. Steps Back
8. Confidence In Deception
9. C.I.D. Addendum
10. O.T.
11. Sacrificial Flame
12. Heavsent



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