www.Crossover-agm.de PERTNESS: Seven Times Eternity
von rls

PERTNESS: Seven Times Eternity   (Karthago Records)

Soso, in der Schweiz wachsen die Berge also aus gotischen Architekturbögen hervor, die in der Landschaft rumstehen. Das jedenfalls lernen wir aus Georg Hubers Covermotiv des Pertness-Debüts "Seven Times Eternity", das ansonsten einer recht romantischen Naturanschauung frönt (man schaue sich mal die kleinen Menschen auf bzw. an der Mauer rechts an) und noch nichts Entscheidendes über die musikalische Ausrichtung der Band verrät, denn romantische Elemente (jetzt der Begriff in musikalischer Ausprägung gebraucht) gibt es ja in zahlreichen Genres innerhalb wie außerhalb des Metals. Überraschenderweise entpuppen sich Pertness allerdings als metallische Traditionalisten, die mit den gängigen Vorstellungen romantischer Elemente in der Musik nicht gar zu viel am Hut haben, wenngleich sie nicht gnadenlos durchpowern, sondern durchaus mal das Tempo herausnehmen und einer etwas epischer anmutenden Spielart des Metals frönen. Mitunter gibt's auch beides in einem Song vereint, etwa in "Religious Liberty" an dritter Stelle, das geschickt zwischen Speed und einzelnen Verharrungen hin und her pendelt. Bis dahin hat man das großartige bombastische Intro "Doomed" und den speedigen Titeltrack, der sich in der Schlußbetrachtung als stärkstes Stück Musik der insgesamt 49 Minuten entpuppen soll, bereits hinter sich - der Refrain des Titelsongs geht einem nicht so schnell wieder aus dem Kopf, obwohl oder gerade weil er nicht nur mit drei Tönen auskommt, sondern einiges an wogender Bewegung beinhaltet. Allerdings wäre generell festzuhalten, daß Tom Schluchters Stimme für Leadfunktionen in tieferen Lagen noch zu unauffällig daherkommt, während sie im Verbund mit den flächigen Backingchören, an denen als prominentestes Mitglied übrigens Mark Sweeney von Crystal Ball beteiligt war, durchaus funktioniert. Die Chöre plazieren sich relativ mittig zwischen Grave Digger und Running Wild, auch die Musik kann man generell in dieser Sparte einordnen, allerdings wirken selbst schleppendere Tracks wie "Darkness And Fire" im Vergleich mit der deutschen Nachbarschaft noch vergleichsweise leichtfüßig, woran nicht zuletzt die nicht sonderlich komplizierten, aber wirkungsvoll eingesetzten Leadgitarren ihren Anteil haben. Verbesserungswürdig wäre der noch etwas zu steril anmutende Drumsound, besonders die Becken klingen in den schnelleren Passagen eher nach außer Kontrolle geratener Küchenmaschine; ansonsten können sich die vier Eidgenossen aber einen recht guten Gesamtklang gutschreiben lassen, sofern Pet Biedermann nicht unglücklich damit ist, daß sein Instrument (der Baß) nur konsequente Hintergrundfunktionen übertragen bekommen hat. Daß Pertness musikstilistisch keine konsequenten Achtziger-Wiederzurückwünscher sind, stellen sie beispielsweise in "Frankenstein" unter Beweis, dessen abgehackt geshoutetes Intro zwar jeden Wettbewerb "Ich will auf eine Achtziger-Teutonenmetalscheibe wie die erste Stormwitch" haushoch gewinnen würde, aber dann taucht im Verlaufe des Songs auch mal ein durchgespieltes Folkriff auf, für das die Band in den Achtzigern noch gesteinigt worden wäre. Da das so schön funktioniert hat, wird das Stilmittel in "Riders Of Heaven Part I" gleich nochmal eingesetzt und sogar noch ausgebaut, indem die folkigen Melodiepassagen hier gleich das ganze Songgerüst tragen und gleichzeitig Toms Führungsstimmenprobleme offenkundig werden lassen - er ist weder der große Hymnensänger noch der trunkene Barde oder gar der rauhbeinige und feuerwassergegerbte Seebär, sondern steht irgendwo dazwischen, einen eher unentschlossenen Eindruck hinterlassend, was gerade bei einem solchen, vom Arrangement her eher freiraumbetonten und nicht allzusehr zugekleisterten Song nicht gerade überzeugend ist. Auch von der Songaufteilung her ist "Seven Times Eternity" ein wenig problematisch, da in der zweiten Hälfte bis auf den Closer "Beowulf" fast ausschließlich Speedbolzen versammelt sind, was bei aller arrangementöser Klasse (wenngleich auch diese mitunter versagt, denn mehrere Songs, so etwa "Beowulf", enden irgendwie indisponiert im Nichts - keine Klimax, keine gängige Schlußwendung, nix) doch an manchen Stellen einen Eindruck hinterläßt, der zu stark an die Innenseite des linken vorderen Pfeilers auf dem Cover erinnert. Ansonsten macht das Pertness-Debüt aber durchaus Hörspaß und kann Freunden des leicht episch orientierten, aber noch griffig strukturierten Metals durchaus empfohlen werden. Wer etwa die Landsleute Excelsis und Emerald schon in der Sammlung stehen hat, kann sie um Pertness zum Schweizer Dreizack ergänzen. Jetzt wäre nur noch zu fragen, wo der abgebildete Hauptgipfel steht, denn der von rechts vorn zum Gipfel führende Grat sieht durchaus besteigbar aus ...
Kontakt: www.karthagorecords.de, www.pertness.ch

Tracklist:
Doomed
Seven Times Eternity
Religious Liberty
Darkness And Fire
Frankenstein
Riders Of Heaven Part I
Riders Of Heaven Part II
Fairy Of The Dawn
The World Is Grey
Angel Of The Dark
Beowulf



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