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von ta

BEHEMOTH: Evangelion   (Nuclear Blast)

Zunächst das Gewohnte: Symbolträchtiges Cover, aufwendige Bookletgestaltung, Nergal mit neuer Maske, mythologisch-heroischer Mixmax in den Texten mit aggressiver Schlagseite in Richtung Christentum. Nergal legt in den Annotationen einmal mehr seine Weltanschauung ebenso intelligent wie over the top dar - lesenswert ist es jedes Mal aufs Neue, auch wenn die eigene Weltanschauung ohne Engel und Dämonen auskommt.
Und die Musik? Nach dem konsequenten Aufstieg ab "Pandemonic Incantations", spätestens "Satanica", wagen es Behemoth erstmals, ganz, ganz leicht zu schwächeln. "Evangelion" ist gut, ohne Zweifel, und besser als 99% der Konkurrenz. Behemoth gehören nach wie vor zu den am härtesten arbeitenden Death-Metal-Bands dieses Planeten, ihr Songwriting ist extrem hochwertig, die Musiker sind versiert, die Strukturen sind intelligent, die Riffs episch, die Stücke brachial und in den meisten Fällen affenschnell, alles Merkmale, die dem Album völlig verdient den ersten Platz der polnischen Albumcharts bescherten. Jeder Fan der Band wird bedient und auch jedem Todesbleijünger darüber hinaus sei dieses Album ans Herz gelegt. Das tobende Gebrüll von Nergal, die vielfältigen Gesangsrhythmen, das gnadenlose und dennoch abwechslungsreiche Geprügel von Inferno, die typische Riffarbeit, die mehr oder weniger direkt an "The Apostasy" anschließt, man hat es alles beisammen. Die Songs sind etwas komplexer strukturiert als zuletzt, interessant ist auch, dass auch auf ICE-Geballer gelegentlich ein Riff gesponnen wird, das eine eher meditative Note hat (höre bspw. "Defiling Morality Ov Black God"), und überhaupt hat natürlich jeder Song etwas, das ihn speziell und wertvoll macht. Die Stücke pegeln sich auf einem Niveau ein und erstmals habe ich auf einem Behemoth-Album nicht das Bedürfnis, ab dem fünften Hördurchlauf die langsamen Stücke zu skippen, weil sie diesmal einfach nicht hinter die schnellen zurückfallen. Aber - und das ist der einzige Grund, warum ich weniger mitgerissen bin - das genannte gleichbleibende Niveau ist zwar sehr hoch, wird aber auch nicht punktuell in Richtung Übersong überschritten, wie es auf "Demigod" mit der Götternummer "Sculpting The Throne Ov Seth" oder auf "The Apostasy" mit dem perfekten "Slaying The Prophets Ov Iza" geschah. Mit anderen Worten: Der Hit fehlt, die Nummer, bei der man ungläubig vor den Boxen steht und das unmittelbare Bedürfnis verspürt, seine Bude in alle Einzelteile zu zerlegen, der Track, bei dem man sofort merkt, dass Behemoth einfach jede stilistisch benachbarte Band in die Tasche stecken können. Und das können sie.
Deshalb ist "Evangelion" in der Endabrechnung zwar der gewohnte Orkan, und in dem Sinne bleiben Behemoth auch weiterhin state of the art - aber "Evangelion" ist eben auch nicht ganz so gewaltig wie seine beiden Vorgänger.
Kontakt: www.behemoth.pl, www.nuclearblast.de

Tracklist:
1. Daimonos
2. Shamhamforash
3. Ov Fire And The Voide
4. Transmigrating Beyond Realms Ov Amenti
5. He Who Breeds Pestilence
6. The Seed Ov I
7. Alas Lord Is Upon Me
8. Defiling Morality Ov Black God
9. Lucifer



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