www.Crossover-agm.de REVENGE: Rage And Revenge
von rls

REVENGE: Rage And Revenge   (Wicked Kreations)

"Heavy Metal is louder and faster now !!!!" steht im Booklet. Das mit der Lautstärke kann freilich immer noch jeder selbst an seiner Stereoanlage einregeln, die Tempolage ist allerdings eher relativ zu beurteilen. Im Vergleich etwa mit Dragonforce spielen Revenge immer noch im gemäßigten Bereich, aber sie ziehen vom Maximum her (das bereits in "Maximum Destruction", dem Opener nach dem Intro "Nocturnal Squad", erreicht wird) ungefähr mit den frühen Running Wild gleich, und die waren ja seinerzeit als Speed Metal par excellence einzugruppieren. Aber nicht nur in Tempofragen, sondern auch generell vom Musikstil her taugen die frühen Elbpiraten durchaus als passender Vergleich, wenn man mal den Gesang ausklammert: Während Rock'n'Rolf damals noch recht rauh und ungeschliffen zu Werke ging, kann man das Attribut "ungeschliffen" zwar auch auf Esteban Mejia anwenden, allerdings singt der Kolumbianer neben einigen shoutenden Passagen oft in sehr großer Höhenlage, vergleichbar am ehesten den ganzen US-Metal-Sirenen von Ski bis James Rivera, allerdings nicht ganz deren traumwandlerische Sicherheit erreichend. Das macht allerdings in diesem Kontext hier nichts, denn die ungebändigte Spielfreude der vier Bewohner des nordwestlichen Südamerika auch in etwas langsameren Tracks wie "Reign Of Chaos", das erst gegen Ende hin in schnelleren Stakkatopassagen mündet, kompensiert kleine Mängel auch im Sound (der nicht schlecht ist, aber zum einen konsequent rückwärtsgewendet und dabei aber nicht nur vom Klang, sondern auch vom technischen Standard her im deutschen Metal der Mittachtziger stehengeblieben ist, was in diesem Falle mal nicht als Kompliment zu verstehen ist) problemlos. Daß die Jungs aber nicht nur bedingungslos nach vorne powern können, sondern auch Gefühl haben, zeigt die zurückhaltende Einleitung des Titeltracks, der mit seiner hübschen Kombination aus ebenjenem gefühlvollen Intro, speedigen Strophen und temposeitig zurückgenommenen, aber immer noch sehr flott marschierenden Zwischenspielen zu den besten Kreationen des Albums gehört - man höre auch mal genau auf die ganz kurzen quietschenden Leadeinwürfe! "Speed Metal Overload" hat man gar als Single ausgekoppelt, die allerdings nur zu Promozwecken verteilt wurde und nicht regulär im Handel zu haben ist - auch hier gibt es eine schöne Kombination aus schnellem Hauptteil, stampfendem Zwischenteil (mit cool gespielten "Holperern" im Rhythmus), schnellem Solo und schnellem Schlußteil, und das Ganze dauert nur reichlich drei Minuten. Sonderlich episch legen Revenge ihr Songwriting nicht an - mit zehn Songs (Intro, Outro und das an Trackposition 6 eingefügte Instrumental "Days Of Anthology", das allerdings volle Songlänge erreicht und zwei Minuten lang in zwei verschiedenen Midtempolagen bleibt, bevor es dann doch noch etwas schneller wird, schöne melodische Einfälle transportiert und mit 4:39 Minuten sogar weit über dem Durchschnitt der Songlänge landet, eingerechnet) kommen die Kolumbianer gerade mal auf 34 Minuten Spielzeit, wobei man in Erinnerung behalten muß, daß Running Wilds "Gates To Purgatory" auch nicht gerade Überlänge hatte und 34 Minuten in den Mittachtzigern durchaus als normale Länge galten. Und apropos Rückwärtsgewandtheit: Revenge geben im Booklet, auf eine gängige Achtziger-Praxis zurückgreifend, exakt an, welcher der beiden Gitarristen welches Solo spielt, wobei Alex Betancur gegenüber Auch-Sänger Esteban den höheren Anteil aufweist, Esteban aber mit dem erwähnten Intro des Titeltracks den besten Solospot für sich verbuchen kann. In "War Allies" gibt es dann auch noch ein klassisches Soloduell zwischen den beiden, dessen Struktur man ebenfalls im Booklet nachvollziehen kann - man muß sich nur ein wenig Mühe beim Lesen geben, etwas mehr Kontrast wäre vielleicht doch nützlich gewesen. Gedruckt ist das Booklet übrigens auf ultradicken Karton, so daß man trotz nur acht Seiten Umfangs das Heftchen kaum aus dem CD-Case herausbekommt. So liegt mit "Rage And Revenge" ein Album vor, das allen gefallen dürfte, deren metallischer Horizont in den Mittachtzigern endet und die beispielsweise neben den mehrfach erwähnten frühen Running Wild auch Bands wie die Belgier Crossfire mögen. Mit "Death Sentence" ist mittlerweile auch der Nachfolger zu diesem bereits 2007 erschienenen Album herausgekommen, der es aber noch nicht bis zum Rezensenten geschafft hat.
Kontakt: www.revengecolombia.com, revenge06@hotmail.com, wickedkreations@gmail.com

Tracklist:
Nocturnal Squad (Intro)
Maximum Destruction
Reign Of Chaos
Rage And Revenge
Speed Metal Overload
Days Of Anthology
War Allies
Rising Forces
Metal On Wheels
Night Anthems (Outro)
 




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