www.Crossover-agm.de THE VERY END: Vs. Life
von kk

THE VERY END: Vs. Life   (Dockyard 1)

Häufig verfließt aktueller Melodic Death Metal leider direkt in Metalcore. Dem Freund klassischen Melodic Death Metals à la Gothenburg bietet sich mittlerweile also nur noch ein beschränktes Spektrum in Frage kommender Musik. Umso erfreulicher ist es, dass es die deutschen The Very End bei ihrem Debut schaffen, ihr Genre auf "Vs. Life" geradlinig zu verfolgen.
Wie es der Opener einer solchen Scheibe tun sollte, legt "Flatline" die Messlatte am Anfang hoch. Eine gefilterte Gitarre wird aus dem Nichts langsam entfiltert, der Rhythmus legt seicht vor, bis nach einem kurzen Gitarren-Solo endlich der Blastbeat loslegt. Sänger Bjoern Goosses entscheidet sich nach einigen Growls für melodischen und klaren Gesang. Nach ein paar interessanten Stereoeffekten verabschiedet sich der Song und leitet direkt über zu "Death Ticket". Hier haben es The Very End geschafft, die atmosphärische Spannung des ersten Tracks oben zu halten und in einen Shuffle überzugehen. Dass bis jetzt noch kein Breakdown zu hören war, hebt die Stimmung natürlich ungemein. "Bleed Tomorrow" bildet einen ersten Schnitt im Album. Der übliche dritte - langsame - Track bremst ungemein aus. Das Schlagzeug-Intro zum Song ist vielversprechend, die Melodieführung und das Riff jedoch wirken dann etwas unkreativ. Glücklicherweise haben sich The Very End hier auch in der Titellänge zurückgehalten. "Exit Plan" holt dann an Kreativität wieder auf, was "Bleed Tomorrow" auf der Strecke ließ: Gemäß In Flames-Manier wächst aus einem Snare-Wirbel eine Doppelfuß-Wand. Hier hinein frisst sich noch das Gitarrenriff und zusammen mit der gekonnten Kombination aus tiefen Growls und hellen Screams wird aus dem Song etwas, das sich mit renommierten Bands messen lassen kann. Das folgende "Sewn Eye Sleep" erinnert unangenehm stark an einen Rammstein-Rhythmus. Dieser wird zwar schnell in Halftime gebrochen, die Verwirrung und der Bezug zu Rammstein legen sich damit aber nicht. Die Nummer fünf ist also auf diesem Album mal kein Hit. Aber schon einen Track weiter verspürt man das gewisse Etwas, das man auch oft bei Soilwork fühlt. (Dieser Gedanke wird vielleicht auch durch das "Stab..." im Titel verstärkt.) Vor allem rhythmisch gefällt "Stabwounds": Basierend auf einem Dreier-Takt wird über dem Vierer-Takt jeder dritte Schlag ausgelassen. Und auch an Gitarren-Soli wird hier nicht gespart. Schön, dass auch diesmal der nachfolgende Song durch Verlangsamung nicht an Boshaftigkeit einbüßt, sondern sich auch im Down-Tempo brachial bewegt, um sich gegen Ende zu steigern. Nach dem eher gewöhnlichen "Silencing" reiht sich "The Negative" in die Reihe der Lieder, die mit schönen Soli überzeugen können. "Minus Everything" fährt nochmal in Sachen Rhythmik und Gesang eine Menge auf, bleibt aber hinter den ersten Tracks der Platte zurück. Gerade der letzte Song lässt dann etwas durchblitzen, was gerne auch Metalcorer wie Neaera tun: monoforme Doppelfuß-Bass-Gitarren-Passagen. Im Hinblick auf das gesamte Album fügt sich dieses Finale gut ein und endet in einem großen Breakdown, der sich gegen Ende hin immer weiter verlangsamt. In - logisch - kompletter Stille verblasst der Erstling der vier Jahre alten Band aus dem Ruhrgebiet. Im Anschluss steigt die Lust, besagte gute Tracks nochmals und nochmals zu hören, zum Beispiel "Exit Plan".
Das Debut von The Very End kann sich hören lassen. Neben einigen Tiefpunkten auf dem Album ist der Gesamteindruck überwältigend. Das verwundert eigentlich gar nicht, denn viele Bandmitglieder haben bereits zuvor Ensemble- und Bühnenerfahrung gesammelt. Kein Wunder, dass The Very End bereits Support für Bands wie Exodus oder Die Apokalyptischen Reiter waren. Schade, dass sie dieses Jahr auf keinem gängigen Metalfestival in Ostdeutschland vertreten sind. Diese Band, und vor allem deren Zweitwerk, sollte man als Freund des Genres definitiv auf dem Schirm behalten.
Kontakt: www.theveryend.net, www.dockyard1.com

Tracklist:
1. Flatline
2. Death Ticket
3. Bleed Tomorrow
4. Exit Plan
5. Sewn Eye Sleep
6. Stabwounds
7. The Loss Theory
8. Silencing
9. The Negative
10. Minus Everything
11. Bone Patrol



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