www.Crossover-agm.de LADY'S MAN: Blind Of Tears
von rls

LADY'S MAN: Blind Of Tears   (Jet Noise Records/Mystery)

"Genre: Love-Metal" prangt als grafisch integrierter Sticker auf dem Cover von "Blind Of Tears". Für dieses Genre sind ja nun eigentlich HIM als Begründer verantwortlich, wenn man die düstere Fraktion hernimmt, während die andere Seite quasi omnipotent belegt ist, wenn man sich mal die Slangbedeutung von "to rock and roll" vergegenwärtigt - da ist es dann zweitrangig, ob man etwa Herrn Coverdale oder aber doch eher die Haarsprayverbraucher der 80er als wegweisende Protagonisten in der melodisch-traditioneller rockenden Ecke ansieht. Lady's Man nun positionieren sich mit "Blind Of Tears" (offenbar ihr Debütalbum) etwa in der Mitte zwischen diesen beiden Polen, klingen also ungefähr so, als ob HIM ins Melodic Rock-Fach gewechselt wären. Will heißen: Die Düsternis und auch die auf den neuen HIM-Alben deutlich stärker ausgeprägte Metalkante nimmt auf "Blind Of Tears" einen geringeren Raum ein, aber sie ist zweifellos immer noch da - um diese These zu verifizieren, genügt das Hören des Openers und Titeltracks, der einem kurzen Hörspielintro folgt, das allerdings atmosphärisch wie auch das Outro überhaupt nicht zu den zehn regulären Songs paßt. "Blind Of Tears" ist allerdings gleich einer der potentiellen Hits des Albums, in den Strophen etwas härter rockend und dann eine geschickte Abbremsung in einen leicht bombastisch angehauchten Refrain vollziehend. Von der Preisklasse "potentieller Hit" gibt es mehrere Exempel auf der CD, u.a. das forsch rockende "Devil's Mercy", das am weitesten in der Classic Rock-Ecke angesiedelt ist, oder auch "Good Bye", das gleich in zwei Versionen verewigt wurde, einmal als flockigen Akustikrocker und dann noch einmal als reine Akustikballade, wobei irgendwie paradoxerweise gleich beide irgendwie an die legendären Tschechen Kreyson zu deren "Elixir Zivota"-Periode erinnern, was nicht zuletzt am Gitarrensound liegt, welcher dem der Kreyson-Balladen aus dieser Zeit verblüffend ähnelt. "Give It To Me" führt nicht nur einen Gastsänger ans Backingmikro (nämlich Dmitri Borissenko von Tschornij Obelisk, in deren Studio das Album auch aufgenommen wurde), sondern auch noch einen ganz neuen Vergleich ins Gefecht, der allerdings singulär bleiben soll: Der Song klingt irgendwie nach gemäßigtem Progmetal, die mit abrupt abgestopptem Riffing und verbreaktem Drumming ausgestattete Strophe läßt sogar latentes Dream Theater-Flair aufkommen, ohne daß freilich deren abstruse Genialität auch nur angekratzt wird. Auch die phasenweise in eine Art Sprechgesang verfallenden Leadvocals werten diesen Song nicht unbedingt auf, wobei der Inhaber dieses Jobs ansonsten meist clean in mittleren Lagen singt (also nix mit Tiefen Marke Ville Valo) und keine schlechte Figur macht, allerdings auch keine Bäume ausreißt. Originell ist allerdings sein Name - er heißt ungelogen Juri Lenin und ist Kopf der Band, die bereits seit 1993 besteht und in ihrer ersten Existenzdekade noch eher dem Glamrock gefrönt haben soll. Will heißen: Wir haben es hier mit einer Melodic-Kapelle zu tun, die ihren Sound etwas angedüstert hat, und nicht mit ehemaligen Metaldüsterlingen, die plötzlich den melodischen Liebreiz entdecken. "God Will Forgive" läßt im Refrainrhythmus trotz niedrigerer Geschwindigkeit noch einen landesinternen Vergleich zu, nämlich zum Geniestreich "Strasch Wremen" von Catharsis, wobei letzterer Song erst ein Jahr später veröffentlicht wurde - das Lady's Man-Material stammt bereits von 2004. Das Lenin-Quintett könnte durchaus eine Konsensband zwischen Melodikern und Düsterlingen werden, aber ebensogut kann es passieren, daß die Truppe damit zwischen allen Stühlen landet. Angesichts der prinzipiellen Qualität der nur etwa 39 Minuten (zieht man Intro, Outro und das doppelte "Good Bye" ab, waren sie in elf Jahren allerdings nicht sonderlich kreativ ...) wäre letztgenannte Option sicherlich nicht zu wünschen, wenngleich der Untertitel, der auch noch mit auf dem Cover Platz gefunden hat und der da "10 orgies of hidden dark side of our soul..." (sic!) lautet, natürlich gnadenlos übertreibt, was den "Extremitätsgrad" der Kompositionen angeht. Aber der ist hier eigentlich auch nicht als Maßstab anzulegen, egal ob es die Band selbst tut.
Kontakt: www.ladysman.ru, www.mystery.msk.ru

Tracklist:
Intro
Blind Of Tears
No One But You
Die & Pray
Devil's Mercy
Good Bye
Give It To Me
God Will Forgive
I Can't Get Enough Of You
Broken Sky
Good Bye (Acoustic Version)
Outro



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