www.Crossover-agm.de CATHARSIS: Krylja
von ta

CATHARSIS: Krylja   (Irond Records)

Catharsis machen es sich nicht leicht. Nach mehreren Alben in Englisch haben sich die Russen jetzt doch dafür entschieden, ihre Texte künftig in der für sie einfacheren Sprache zu verfassen - russischer Power Metal, schon mal gehört? Sympathisch. Es sei mir dennoch als nur einseitig sprachgebildetem Europäer erlaubt, "Krylja" anstelle des Äquivalents in kyrillischen Lettern zu schreiben.
Die Truppe hat ja schon einige Veröffentlichungen auf dem Buckel und im Underground einen guten Ruf - ganz zu Recht! Auch "Krylja" ist eine kleine Power Metal-Perle, kitschig bis zum Anschlag freilich, aber so ungefiltert natürlich rübergebracht und kompositorisch durchaus durchdacht, dass auch ich, der ich reinen Power Metal tendenziell eher nervig finde, nicht umhinkomme, jauchzend durchs Zimmer zu gockeln und so zu tun, als könne ich Russisch singen. Was bei einem Schmuckstück wie bspw. dem Titeltrack "Krylja" aber kein Wunder ist: Gute Soli, schlüssiges Arrangement, fließende Übergänge und ein mitreißender Refrain, der etwas Schwermütig-Folkloristisches hat.
Und es wird noch schlimmbesser: Die Ballada "Nasch Putj" ist so schrecklich schmalzig und gewöhnlich, dass sich einem die Fußnägel aufrollen - gleichzeitig sind das Saxophon im Soloteil und die Flöten im letzten Refrain (die übrigens im Laufe des Albums öfter auftauchen) aber derart cool, dass die Nackenhaare sich noch dazu aufstellen, mit ganz anderem Hintergrund. Nach dem friemeligen "Talisman", das Thrash-artige Tempoausbrüche parat hält, sieht man, sehe ich dann endgültig aus wie ein Werwolf, aber fühle mich sauwohl.
Und so in einem fort. An schlechten Tagen ist "Krylja" das Album, über das man herzlich lacht, weil es so kitschig und pathetisch ist ("Pomni Menja" - meine Fresse). An guten Tagen lässt man sich einlullen in diesen Mix aus softem Power Metal, dezent proggigen Frickelelementen und leicht trübsinnigem Pathos. Letzteres ist es auch, was Catharsis zusammen mit den russischen Texten und den durchweg gelungenen Flöteneinsätzen ("Pesn Luny" - ein wunderbares Outro!) merklich aus der unüberschaubaren Menge an 08/15 Sinfonic Epic Fantastic Kleistric Power Metal-Bands abhebt, die zu Ende der 90er des letzten Jahrhunderts in die Metal-Szene eingefallen ist. Und deshalb sind sie auch im Gegensatz zu bspw. Ghost Machinery, Heavenly oder den meisten Bands mit einem Drachen im Namen nicht überflüssig, sondern eine echte Bereicherung für die Szene.
Kontakt: www.catharsis.ru, www.irond.ru

Tracklist:
1. Uwertjura
2. Kto Ty?
3. Hold Fast
4. Krylja
5. Nasch Putj
6. Sow Swerja
7. Talisman
8. Madre
9. Strach Wremen
10. Pomni Menja
11. Simfonija Ogna
12. Pesn Luny



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