www.Crossover-agm.de Die Bücher der Gebrüder Kotte (24.05.2009)

"13 kleine Thriller" (FHL-Taschenbuch-Verlag) von Uwe Schimunek sind nicht nur dreizehn Kurzgeschichten, sondern die Titelgeschichte heißt auch so: 13. Und sie erklärt, was das eigentlich für Typen sind, die sich auf der Leipziger Buchmesse im Fantasy-Bereich aufhalten. Sie sind gefährlicher als gedacht und sie haben einen Plan! Auch sonst werden Geheimnisse gelüftet, die uns schon immer interessierten: Wie sieht der Erstkontakt aus, wenn die Außerirdischen voll krass unser Fernsehprogramm zum Fernstudium nutzen? Und wie reagieren die Erdlinge darauf? Und wie würden die Geister der großen Schriftsteller auf die aktuelle Werbe- und Journalisten-Sprache reagieren? Absolutes Highlight ist jedoch "Auf der Jagd". Ein Geisterjäger sucht auf einer Party nach Inkos. Das sind Dämonen, die sich durch Kommunikationsmuster von Wirt zu Wirt übertragen. Eine Geschichte, die sich nicht nur des Endes wegen ins Gedächtnis brennt, sondern den Leser die nächste Party mit anderen Augen sehen lässt. Garantiert. Die Geschichten sind routiniert und spannend geschrieben und erstmals als Sammlung vereint. Ein Tipp, nicht nur für Thriller-Fans, nein für jeden Bücherschrank, jede Parka-Tasche und jede Pause!

Es wird Zeit, dass die neuen Medien auch frischen Wind in die alteingesessenen Kulturzweige bringen. Und gerade bei der SF ist das wohl dringend notwendig. Einer, der genau diese Brüche medienwirksam erzeugt, ist Cory Doctorow. Als Mitglied der "Common Creatives" stellt er seine Werke kostenlos zur Verfügung. Und er hat es geschafft, davon auch den Heyne-Verlag zu überzeugen. Grandios. Unter http://www.randomhouse.de/content/download/speziell/doctorow_backup_gesamt_download.pdf sind alle 287 Seiten verfügbar und ganz nach Wunsch am Bildschirm zu lesen oder auszudrucken. Der deutsche Titel ist irreführend, aber der englische "Down and Out in the Magic Kingdom" für die Marketing-Experten wohl zu kompliziert für die Leserschaft. Dabei spielt der Roman tatsächlich im Disneyland. Und beschäftigt sich mit neuen sozialen Aspekten mehr als mit technischen. Die Bitchun-Society (die tatsächlich bereits existiert) beruht auf einem Belohnungssystem, das nicht auf Geld beruht. Wichtig sind Punkte, die abhängig von der Wertschätzung von möglichst vielen anderen Personen sind. So richtet sich der Profit in erster Linie nach einer integeren Lebensweise. Daneben verblassen technische Spielereien wie das Speichern des Bewusstseins für den eigenen Tod. Der Hauptheld, mehrfach wiedergeboren, versucht, die Anerkennung mit einem besonders beeindruckenden Spukhaus in Disneyland zu erringen. Und muss dabei gegen sich selbst mehr kämpfen als gegen die anderen Schausteller. So wie der unvoreingenommene Leser mehr gegen seine Wahrnehmungsgewohnheiten als gegen die kurzweilige Story.

Es gibt überall unangepasste Musik. Und immer! Und für die DDR hat die Zeit der Legendenbildung natürlich schon längst begonnen. Eine der Legenden ist jetzt tot. André Greiner-Pol, der Kopf der Freygang-Band ist zu früh gestorben. Somit ist das Liederbuch "XXX-Songs" nur ein Jahr vor seinem Tod erschienen. Es ist ein echtes Schmäckerchen, nicht nur für Fans. Mit Lesezeichen, mit Mini-DVD, mit vielen Bildern, mit Liedtexten und Gitarrengriffen und mit vielen Stories. Deren Wahrheitsgehalt ist wirklich scheißegal, denn wahr ist nicht nur das, was wirklich passiert ist. Die Ehrlichkeit von Freygang-Texten ist auf keinen Fall zu überbieten. Und garantiert: Beim zweiten dritten zehnten Mal Lesen ist vollkommen Neues zu entdecken. Deshalb, Freygang-Musik einlegen, laut drehen und sich nicht einreden lassen, dass "Golem" keine richtige Freygang-CD wäre. In diesem Sinne: Trauern wir um André und seien wir uns seines Mottos gewiss: Nur die Mutigen entkommen!



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