www.Crossover-agm.de V.A.: Najljepse Rock Balade
von rls

V.A.: Najljepse Rock Balade   (Song Zelex)

Mit Speck fängt man Mäuse und mit unbekleideten Blondinen in verführerischer Pose paarungswillige Rockfans, scheint der Gedankengang des bosnischen Labels Song Zelex bei der optischen Gestaltung dieses Balladensamplers gewesen zu sein. Das zugehörige Top (mit Label-Logo!) liegt übrigens verwaist auf der CD-Rückseite. Nun ist der Begriff "Ballade" ja dehnbar, und so finden sich unter den 17 Songs auch etliche, deren Kuscheltauglichkeit allein vom Höreindruck her eher angezweifelt werden dürfte - ein Praxistest könnte hier Klarheit schaffen, ob die holde Weiblichkeit schreiend die Kuschelecke verläßt oder nicht, aber er ist im Kontext dieses Reviews unterblieben. Schauen wir also mal so durch, was uns in den 78 Minuten so geboten wird:
- Divlje Jagode, die wohl größte bosnische Metalband, steuert gleich vier Songs bei, von denen gleich der erste namens "Zauvijek Tvoj" den Balladenbegriff einer gewissen Dehnung unterzieht, denn es handelt sich um Midtemporock, allerdings zugegebenermaßen solchen mit einem äußerst entspannten Grundgestus, ergo im vorliegenden Kontext nicht völlig deplaziert. "Tako Si Topla I Mila" gleich danach stellt dann aber eine konsequente Akustikballade dar, instrumentiert nur mit akustischer und halbakustischer Gitarre und etwas entrückt gesungen. "Osjecam, Gola Si Ispod Haljine" wiederum kommt als klassische Rock-Halbballade daher, die im Refrain aufgrund des Chorarrangements ein wenig Feeling von Foreigners "I Want To Know What Love Is" verbreitet, während man den Rest des Songs eher von Deep Purple in der Mark III-Besetzung hätte erwarten können. Noch einen anderen Querverweis läßt "Meni Je Lijepo, Ja Volim Slijepo" zu, denn dessen Einleitungspart mit der Akustikgitarre hat man in ähnlicher Form auf dem Kreyson-Album "Elixir Zivota" schon einmal gehört - Divlje Jagode leiten aber schnell in einen Slowpoprocker mit etwas zu artifiziell klingenden Drums und einer ebenfalls höchst gewöhnungsbedürftigen Elektropanflöte, aber sehr interessant zu verfolgender Baßarbeit über.
- Der Sänger Alen Islamovic stand einst ebenfalls in den Diensten von Divlje Jagode, bevor er sich selbständig machte und eine Handvoll Soloplatten einspielte. Drei seiner Solostücke haben den Weg auf die vorliegende Kompilation gefunden, wobei gleich der erste namens "Ruzica Si Bila" wieder die Dehnbarkeit des Begriffs "Ballade" auf die Probe stellt, denn der Schlagzeuger hält mit kräftigem Beat alles in mittleren Tempobereichen, allerdings verzichtet der Gitarrist auf verzerrte Riffs, sondern greift statt dessen eher mal zur Mandoline, ohne die das Ganze einen leichten Whitesnake-Touch bekommen hätte. "Ako Ima Boga" allerdings fügt dann auch noch Riffs dazu, läßt die Mandolinen weg und rockt ungeachtet der sehr dominanten Fanfarenkeyboards für eine Ballade dann doch deutlich zu hart. Noch härter, nämlich im puren Midtemporock samt leichten progressiven Einsprengseln (die sich mal nicht in verqueren Rhythmen, sondern in den leicht Saga-lastigen Keyboards äußern), geht "A I Ti Me Iznevjeri" zu Werke und läßt endgültig am Verstand des Kompilators zweifeln - der Song ist nicht schlecht, aber völlig kuschelinkompatibel, was selbst anhand der theoretischen Position begründbar ist.
- Vatreni Poljubac qualifizieren sich allein schon aufgrund ihres Bandlogos für eine solche Zusammenstellung, denn das ist in verlockende rote Lippen eingebettet. Aber auch die Musik überzeugt in diesem Kontext, wenngleich "Ne Pitaj Me" nur als Halbballade bezeichnet werden kann, da es zu Ende hin doch recht dramatisch zugeht (mit Marschrhythmus etc.) - aber der Song als solcher ist klasse. "Kako Da Zaboravim?" beschränkt sich in den Strophen zunächst nur auf einen leisen warmen Keyboardteppich und die ausdrucksstarke Stimme des Sängers, bevor auch hier der Refrain etwas energischer und vielleicht ein wenig zu polterig produziert zupackt - dafür entschädigen die auch vom Chapman Stick weitergetragenen warmen Töne, die aus diesem Song ein richtiges Highlight machen. "Muskarci Ne Placu" schließlich stellt wieder eine klassische Halbballade dar, wie sie nur die Metalfraktion schreiben kann - wenn die Truppe in ihrem sonstigen Schaffen auch so stark ist wie im Balladensektor, sollte man sie unbedingt mal anchecken!
- Irina & VI stellen Irina offensichtlich ans Frontmikro, wo die Dame in "Mrazevi" zunächst eine eher gedeckte Altstimme offenbart, die bisweilen an Marianne Faithful gemahnt, bevor sie im Refrain passend zur heftigeren Instrumentierung nach oben geht und dort an eine gemäßigte Reibeisenstimme zwischen Bonnie Tyler und Doro erinnert - also auch eine klassische Halbballade mit ruhiger Strophe und energischerem Refrain. "Gavran" bleibt seine ganze Spielzeit über im entspannten Slowrock, wenngleich auch hier der beschriebene Gesangskontrast zwischen Strophe und Refrain vorkommt; ein Saxophon deutet den Solopart hier nur an, bevor der Song ausgeblendet wird. Nicht überzeugen kann leider das den Sampler abschließende "Cirkus" - eine krude Mixtur aus Pop, Rock, rapartigem Sprechgesang und ganz und gar kuschelinkompatibel.
- Bei Miso Bartulica vermerkt das Booklet ausdrücklich "Ex Bolero" - scheint also eine nicht ganz unbekannte Truppe dort zu sein, wenngleich der Rezensent noch nie was von ihr vernommen hat. "Ludnik", der einzige Beitrag des Mannes zum Sampler, entwickelt sich nach einem verhaltenen Beginn jedenfalls auch schnell in gar nicht mal so langsamen Poprock, der mit einer Ballade im engeren Sinne wenig zu tun hat (Stil: ungefähr Springsteen), allerdings im Solobreak auch Mandolinen auffährt. Scheint ein recht beliebtes Instrument bei den bosnischen Rockern zu sein.
- Der Beitrag von Tifa & Fazla heißt "Bluz", und so klingt er auch - ein reinrassiger Blues relativ langsamen Tempos, allerdings nicht ganz so expressiv, wie man das vielleicht erwarten würde, und auch die Percussion ist eher etwas gewöhnungsbedürftig. Das Saxophonsolo und die weiblichen Gesangselemente geben dem Song allerdings eine Portion Pfiff.
- Wenn wir beim Blues sind, bleiben wir auch gleich dabei: Parni Valjak bieten in "Dajte Mi Razlog" klassischen langsamen Bluesrock mit ein paar kleinen Energieschüben und einem hoffnungslos angenehmen Entspannungscharakter, zu dem auch die herrlich anachronistische Orgel ihr Scherflein beiträgt. Eher im klassischen Poprock landet dagegen "Poljubac Je Dobar ...", aber auch hier ist eine gehörige Portion Blues im Sound enthalten, der größte Anteil wohl im Hauptsolo, das auch auf BBMs "Around The Next Dream" gepaßt hätte.
Zusammenfassend ein nicht uninteressanter Sampler, wenngleich die praktische Einsetzbarkeit wie erwähnt erst noch getestet werden müßte. Vorher steht aber eh die Frage der Beschaffung, und die dürfte wohl am einfachsten in Bosnien direkt oder übers WeltWeitNetz zu lösen sein.
Kontakt: www.song-zelex.ba

Tracklist:
Divlje Jagode: Zauvijek Tvoj
Divlje Jagode: Tako Si Topla I Mila
Alen Islamovic: Ruzica Si Bila
Alen Islamovic: Ako Ima Boga
Vatreni Poljubac: Ne Pitaj Me
Irina & VI: Mrazevi
Miso Bartulica (Ex Bolero): Ludnik
Irina & VI: Gavran
Divlje Jagode: Osjecam, Gola Si Ispod Haljine
Vatreni Poljubac: Kako Da Zaboravim?
Divlje Jagode: Meni Je Lijepo, Ja Volim Slijepo
Tifa & Fazla: Bluz
Parni Valjak: Dajte Mi Razlog
Parni Valjak: Poljubac Je Dobar
Vatreni Poljubac: Muskarci Ne Placu
Alen Islamovic: A I Ti Me Iznevjeri
Irina & Vi: Cirkus
 




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